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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Zavala huschte Austin von Turm zu Turm, bis er schließlich die zwei Gerüste erreichte, die die hintere rechte Motorgondel stützten. Er sah sich um. Das Bodenpersonal war immer noch damit beschäftigt, die Halteseile nicht zu früh zu lösen. Da niemand ihn und Joe bemerkt hatte, stieg er den Turm hinauf.
    Die eiförmige Gondel war ungefähr so groß wie ein Geländewagen und mit Metallstreben am Rumpf befestigt.
    Der sich drehende Propeller war doppelt mannshoch.
    Austin packte eine der Streben und zog sich auf die Gondel. Unter den Schuhen spürte er die Vibration des Motors. Die Drehzahl des Propellers erhöhte sich, und es entstand eine Rückströmung. Kurt musste sich festhalten, um nicht fortgeweht zu werden. Er streckte den Arm aus und wollte Zavala, der noch immer am Gehäuse hing, nach oben helfen, als die Bodenmannschaft die Leinen freigab und das Luftschiff zu steigen begann. Mit baumelnden Beinen versuchte Joe, auf dem runden Blech irgendwie Halt zu finden. Austin behielt eine Hand an der Strebe, bückte sich und zog Zavala unter Einsatz seiner beachtlichen Schultermuskulatur nach oben.
    Bis dahin hatte die
Nietzsche
schon einige Höhenmeter zurückgelegt. Hier auf der Motorgondel waren die beiden Männer vor Blicken von unten geschützt, aber der Ausstoß des Propellers nahm zu, und es wurde immer schwieriger, sich auf der glatten gerundeten Oberfläche zu halten.
    Austin schaute hoch und sah am Ende der Streben eine rechteckige Öffnung. Er schrie es Zavala zu, aber der Wind riss ihm die Worte von den Lippen, also streckte er einfach den Arm aus. Joe sagte etwas, und obwohl Austin es nicht hören konnte, war er überzeugt, die Antwort zu kennen: »Nach dir.«
    Austin kletterte los. Die Streben verfügten über Trittsprossen, damit ein Mechaniker auch während des Fluges Reparaturen am Motor vornehmen konnte. Bei laufendem Propeller und steigendem Luftschiff stellten die wenigen Meter bis zum Rumpf eine ultimative Herausforderung dar. Austin benötigte eine Weile, aber letztlich gelangte er durch die Öffnung in den Bauch des Torpedos.
    Sobald er dem Luftstrom entronnen war, blickte er nach unten. Zavala befand sich dicht hinter ihm. Das Schiff hatte den Hangar verlassen, und die Kuppel schloss sich.
    Die Bodenmannschaft war zu winzigen Punkten geschrumpft. Als auch Joe in den Rumpf stieg, klappte das Dach endgültig zu. Den blinden Passagieren Austin und Zavala blieb keine andere Wahl, als hinauf in die Finsternis zu klettern.

37
    Die
Nietzsche
war ein Wunderwerk der Technik. Ihre Länge entsprach der von zwei Boeing-747-Jumbojets, aber sie stammte aus einer Zeit, als es weder Computer noch Hightech-Werkstoffe gegeben hatte. Ihr Entwurf basierte auf der
Graf Zeppelin
, jenem knapp zweihundertvierzig Meter langen Luftschiff, das der Luftfahrtpionier Hugo Eckener im Jahr 1928 gebaut hatte, doch darüber hinaus fanden sich bei ihr Innovationen, die erst später bei der
Hindenburg
wieder auftauchten. Die
Graf Zeppelin
hatte lediglich hinter der Brücke über Passagierunterkünfte verfügt, doch bei der
Nietzsche
lagen die Quartiere im eigentlichen Rumpf.
    Austins und Zavalas riskanter Aufstieg von der Motorgondel endete in einem kleinen Raum. An der Wand hingen Schlosserwerkzeuge, Ersatzteile und lange schwarze Ledermäntel, wie sie die Flieger einer längst vergangenen Ära getragen hatten. Die Kammer war nicht geheizt, und wer hier arbeitete, fand sicherlich Verwendung für ein zusätzliches Kleidungsstück. Austin suchte sich ein passendes Exemplar heraus.
    »Du siehst aus wie der Rote Baron«, sagte Zavala.
    Austin zog sich eine Lederkappe über den Kopf. »Ich sehe mich eher als Meister der Tarnung.« Joes skeptische Miene ließ ihn eine Erklärung anfügen: »Vielleicht ist dir aufgefallen, dass unser Erscheinungsbild nicht ganz dem der Eskimo-Gentlemen entspricht, die wir bei unserem kleinen Abenteuer kennen gelernt haben. Falls diese lächerliche Verkleidung uns auch nur eine Sekunde Vorsprung verschafft, könnte das unser Leben retten.«
    »Was für Opfer ich doch für die NUMA bringe«, sagte Zavala und suchte sich einen Mantel in seiner Größe.
    Hinter der einzigen Tür des Raums erstreckte sich ein langer Korridor. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich, und die Wände waren mit fantasievollen Abbildungen verziert, auf denen Männer mit Zylindern in einer Vielzahl von seltsam geformten Heißluftballons und Fluggeräten durch die Lüfte schwebten. Von der Decke hingen alte Kristallleuchter. Am

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