Tödliche Beute
englisch.«
»Wir lernen es in der Schule, genau wie Dänisch. Und als wir frisch verheiratet waren, haben mein Mann und ich eine Weile in England gelebt. In letzter Zeit habe ich kaum Gelegenheit gehabt, die Sprache aufzufrischen.« Sie hielt Austin den Fisch unter die Nase. »Möchten Sie nicht heute zum Abendessen kommen und weiter mit mir plaudern?«
»Wäre das denn keine zu große Mühe?«
»Nein, nein. Kommen Sie einfach nach Ihrem Spaziergang vorbei. Mein Haus liegt hinter der Kirche.«
Sie verabredeten sich für später, und Austin fuhr zu dem Pfad. Der Schotterweg stieg sacht durch ein wogendes Hochmoor voller Wildblumen an und führte an einem kleinen, fast absolut runden See vorbei, der aussah, als sei er aus kaltem Kristall gemacht. Etwa anderthalb Kilometer hinter dem See stieß Austin auf einen uralten Friedhof und die Ruinen eines Bauernhofs.
Der Pfad wurde steiler und urwüchsiger. Kurt erinnerte sich an Pias Ratschlag und folgte den ordentlich aufgetürmten Steinhaufen, die den Weg markierten. Er entdeckte Schafe, die so weit von ihm entfernt waren, dass sie wie kleine helle Fusseln wirkten. Hinter den Tieren ragten Berge auf, von denen kaskadenförmige Wasserfälle hinabstürzten; sie ähnelten dünnen weißen Schleiern.
Es ging weiter die Klippen hinauf, wo Hunderte von Seevögeln geschickt in den Aufwinden schwebten. In der Bucht ragten Felssäulen aus dem Meer, deren abgeflachte Spitzen in Dunst eingehüllt wurden. Austin biss in einen Müsliriegel und dachte, dass die Färöer wohl zu den bizarrsten Orten dieser Erde zählen mussten.
Er ging weiter, bis er eine Kammlinie erreichte, von der aus sich ihm ein Panoramablick über den gezackten Küstenverlauf bot. Eine abgerundete Landzunge trennte Skaalshavn von einer kleineren Bucht. Auf dem Gebiet des alten Hafens standen dicht gedrängt einige Dutzend sorgsam angeordneter Gebäude. Während Kurt die Szenerie in Augenschein nahm, spürte er einen Regentropfen auf der Wange.
Aus Richtung der Berge zogen dunkle Wolken heran und verhüllten die Sonne. Austin machte sich an den Abstieg. Obwohl es in Serpentinen nach unten ging, war der Pfad sehr steil und schwierig zu bezwingen, so dass Kurt nur langsam vorankam. Als der Boden auf Meereshöhe wieder horizontal verlief, öffneten sich die Himmelsschleusen. Austin orientierte sich an den Lichtern des Dorfes und erreichte bald darauf seinen Wagen.
Pia musterte die durchnässte und verdreckte Gestalt vor ihrer Tür und schüttelte den Kopf.
»Sie sehen aus, als seien Sie aus dem Meer gekrochen.«
Sie zog Austin am Ärmel herein, schickte ihn ins Badezimmer und befahl ihm, sich auszuziehen. Er war zu nass, um zu protestieren. Während er sich noch aus den Sachen schälte, öffnete Pia die Tür einen Spalt und warf ein Handtuch und trockene Kleidung herein.
»Ich war sicher, dass Ihnen alles passen würde«, stellte sie beifällig fest, als Austin sich in Hemd und Hose nach draußen wagte. »Mein Mann war genauso kräftig wie Sie.«
Als Pia den Tisch deckte, breitete Austin die nasse Kleidung neben einem Holzofen aus und blieb auch gleich dort stehen, um die Wärme zu genießen. Dann teilte seine Gastgeberin ihm mit, das Essen sei fertig.
Der gebackene frische Dorsch zerging Kurt auf der Zunge. Dazu gab es einen leichten Weißwein und als Dessert einen süßen Rosinenpudding. Beim Essen erzählte Pia von ihrem Leben auf den Färöern und Austin ein wenig von seiner Arbeit für die NUMA. Pia war fasziniert davon, welch exotische Orte er im Rahmen der Aufträge schon kennen gelernt hatte.
»Was ich noch fragen wollte …«, sagte sie, während sie das Geschirr abräumte. »War es denn trotz des Regens eine schöne Wanderung?«
»Ich bin bis nach oben auf die Klippen gestiegen. Der Ausblick war herrlich. Und ich habe die Fischzucht gesehen, von der wir gesprochen haben. Kann man den Betrieb eigentlich mal besichtigen?«
»O nein«, entgegnete Pia und schüttelte den Kopf. »Die lassen
niemanden
rein. Wie ich schon sagte, keiner der Männer aus dem Dorf arbeitet dort. Es gibt eine Straße am Ufer entlang, die während der Bauarbeiten genutzt wurde, aber man hat sie mit einem hohen Zaun gesperrt. Alles kommt und geht auf dem Seeweg. Es heißt, es sei eine eigene kleine Stadt.«
»Klingt interessant. Zu schade, dass man nicht hineinkommt.«
Pia schenkte ihm Wein nach und warf ihm einen listigen Blick zu. »Falls ich wollte, könnte ich jederzeit dorthin.
Durch das Nixentor.«
Kurt glaubte,
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