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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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parkte den Humvee hinter dem Backsteinhaus, in dem sie wohnten. Sie eilten hinein und sprangen wenige Minuten später mit hastig gepackten Reisetaschen in ein Taxi. Der Learjet der NUMA wartete bereits mit laufenden Turbinen. Die Pilotin, die eine Gruppe von Wissenschaftlern nach Boston fliegen würde, kannte die Trouts von früheren Einsätzen des Teams für Sonderaufgaben. Sie hatte die offizielle Erlaubnis erhalten, von der ursprünglichen Route abzuweichen, und daraufhin einen neuen Flugplan einprogrammiert.
    Nach der Zwischenlandung auf dem Bostoner Logan Airport folgte die Maschine dem Verlauf der Atlantikküste. Dank der Reisegeschwindigkeit von fast achthundert Kilometern pro Stunde traf die Cessna Citation noch rechtzeitig genug in Halifax, Neuschottland, ein, dass den Trouts Gelegenheit für ein spätes Abendessen blieb. Sie übernachteten in einem Flughafenhotel, nahmen früh am nächsten Morgen eine Maschine der Air Canada nach Kap Breton, mieteten am Flughafen von Sydney einen Wagen, verließen die Stadt und fuhren entlang der Felsküste zu der von Oceanus aufgekauften Fischverarbeitungsfabrik. Gamay hatte am Flughafen einen Reiseführer gekauft. Der Autor musste angesichts der Einsamkeit dieses Küstenabschnitts ziemlich verzweifelt gewesen sein, denn er hatte die Fabrik als touristische Sehenswürdigkeit aufgeführt.
    Nach einer langen Fahrt durch scheinbar unberührte Landschaft stießen sie auf eine Tankstelle, zu der ein Café und eine Gemischtwarenhandlung gehörten. Gamay hielt neben einer Reihe verbeulter Pick-ups, die vor dem altersschwachen Gebäude geparkt waren.
    Paul blickte von der Straßenkarte auf. »Entzückend, aber es sind noch ein paar Meilen bis zum Stadtzentrum.«
    »Wir müssen sowieso tanken«, sagte Gamay und deutete auf die Benzinuhr. »Du kümmerst dich um den Wagen, und ich hör mich ein wenig um.«
    Sie nahm den Reiseführer und machte einen großen Schritt über den räudigen schwarzen Labrador hinweg, der vollkommen reglos auf der wackligen Veranda schlief. Als sie die Tür aufstieß, stieg ihr ein angenehmer Duft aus Pfeifentabak, gebratenem Speck und Kaffee in die Nase.
    Eine Hälfte des Raums wurde von Regalen eingenommen, die alle möglichen Waren enthielten, von Dosenfleisch bis Gewehrmunition. Die andere Hälfte fungierte als Café.
    An mehreren Resopaltischen saßen ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen. Alle Augen richteten sich auf Gamay. Mit einem Meter achtundsiebzig Größe, einundsechzig Kilogramm Körpergewicht, den schmalen Hüften und dem außergewöhnlichen roten Haar hätte sie auch auf einer Strandparty in Malibu Aufmerksamkeit erregt. Die neugierigen Blicke verfolgten jede ihrer Bewegungen. Sie nahm zwei Plastikbecher und füllte sie an einem Selbstbedienungsspender mit Kaffee.
    Die korpulente junge Frau an der Kasse schenkte Gamay ein freundliches Lächeln. »Sind Sie auf der Durchreise?«, fragte sie, als könne sie sich nicht vorstellen, dass ein Fremder länger als unbedingt nötig bleiben würde.
    Gamay nickte. »Mein Mann und ich machen einen Ausflug die Küste entlang.«
    »Ich kann’s Ihnen nicht verdenken, dass Sie gleich weiterfahren«, erwiderte die Frau resigniert. »Hier gibt’s nicht viel zu sehen.«
    Ungeachtet ihres brillanten Intellekts verfügte Gamay über eine zutiefst natürliche Ausstrahlung, der kaum jemand widerstehen konnte. »Wir finden diese Gegend
wunderschön
«, sagte sie mit gewinnendem Lächeln.
    »Wenn wir mehr Zeit hätten, würden wir gern länger bleiben.« Sie klappte den Reiseführer auf. »Hier steht, dass es ganz in der Nähe einen hübschen kleinen Hafen und eine Fischfabrik geben soll.«
    »Das steht da
wirklich?
«, fragte die Kassiererin ungläubig.
    Die anderen Leute im Raum hatten dem Gespräch interessiert gelauscht. Eine spindeldürre weißhaarige Alte gackerte wie ein Huhn. »Für die Fischer ist es nicht mehr so wie früher. Die Fabrik wurde von irgendeinem großen Laden übernommen. Unsere Arbeiter hat man gefeuert, und niemand weiß, was die da eigentlich machen. Die neuen Angestellten kommen nie in die Stadt. Manchmal sehen wir die Eskimos in ihren großen schwarzen Geländewagen herumfahren.«
    Gamay warf einen Blick in den Reiseführer, als sei ihr dort etwas entgangen. »Haben Sie gerade
Eskimos
gesagt? Ich dachte nicht, dass wir schon so weit im Norden sind.«
    Ihre harmlose Frage führte zu einer angeregten Debatte.
    Manche der Einheimischen behaupteten, die Fabrik werde von Eskimos bewacht.

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