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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Ich werde mir Hiltrud nicht wegschnappen lassen. Ich werde handeln, und deshalb kann ich nicht lange fortbleiben. Pass auf! Wir machen uns auf den Weg und verlieren die beiden Kerle, die Filzhüte, unterwegs irgendwo in einem Moorloch.“
    „Was sagst du? In einem Moorloch?“
    „Nun ja … Wir bestatten sie auf Germanisch. Wie findest du das? Und dann kehren wir rasch zurück und sagen, wir hätten diesen Ratzebolz oder Ratibor, ihren Sumpfotternkönig, nicht angetroffen, weil ihn der Dänenkönig Göttrik inzwischen vertrieben hat und die Siedlungsplätze der Sumpfottern leer waren. Glaubst du, der Alte macht sich auf, um sie zu suchen? Später sind sie dann wieder da, aber jetzt sind sie weg. Wer weiß schon, was jenseits der Elbe passiert. Wir können daran ohnehin nicht viel ändern …“
    „Du hast einen Becher zu viel getrunken und redest Unsinn!“, sagte ich streng. „Vergiss nicht, wir haben noch mehr zu erledigen. Wir müssen dem Grafen Waratto das neue Kapitular bringen, ihm die Bestimmungen dazu erläutern …“
    „Wozu die Mühe? Es wird nichts nützen! Oder glaubst du vielleicht, dass Waratto sich daran halten würde? Sobald wir fort sind, treibt er es nur umso schlimmer. Deshalb hat es gar keinen Zweck …“
    Er unterbrach sich und blickte auf. Da standen die beiden Wenden neben dem Tisch und sahen ernst auf uns herab.
    „Wenn Graf Waratto es treibt noch schlimmer“, sagte der Sichelbart, „dann wir keine andere Wahl haben. Wird Krieg sein zwischen Franken und Obodriten!“
    „Und gute Männer sterben viele“, ließ sich der Igel vernehmen. „Schlecht für Franken und Sachsen, schlecht für Obodriten und Polaben.“
    Wahr gesprochen! Ich lud die beiden ein, sich zu uns zu setzen. Darauf hatten sie nur gewartet, sie zwängten sich neben uns auf die Bank. Odo rückte nur widerwillig beiseite, starrte in seinen Becher und schwieg anfangs hartnäckig. So führte ich das Gespräch mit den Männern zunächst allein. Es wurde rasch lebhaft, denn die beiden waren froh, endlich mit jemandem zu sprechen, der sie anhörte und für sie zuständig war.
    Es stellte sich heraus, dass sie schon fast ein Jahr im Frankenreich waren, an diesem Tage jedoch erst dem Kaiser ihr Anliegen vortragen konnten. Nach seiner Krönung in Rom am Weihnachtstag im Jahre des Herrn 800 hatte ja der Herr Karl noch acht, neun Monate in Italien verbracht, um die dortigen Angelegenheiten zu regeln. Man hatte die beiden Obodriten nach verschiedenen Pfalzen geschickt, wo er bei seiner Rückkehr erwartet wurde. Sie trafen ihn aber nirgendwo an, weil er einen ganz anderen Weg nahm, suchten weiter, irrten umher, wurden angefeindet und ausgeraubt. Anfangs waren sie zu dritt, aber der Dritte verlor bei einem Handgemenge das Leben. Erst tief im Winter fanden sie in die Aachener Pfalz zurück, wo auch der Kaiser inzwischen angelangt war. Doch ließ man sie nicht gleich zu ihm vor und setzte sie auf eine Liste. Und die Zeit floss dahin, und sie brauchten Geduld, weil der Herr Karl wieder lange fort war, zur Jagd auf Auerochsen in den Ardennen. Bei einem Wechsler, der zu der Kaufmannschaft von Reric Verbindung hielt, verschafften sie sich die Mittel für einen kärglichen Unterhalt. Endlich nun, im April, war ein Bote Herrn Einhards in ihrer Herberge aufgetaucht und hatte sie in den Palast gerufen.
    Der Sichelbart hieß Sparuna, der Igel Niklot. Sparuna, der der Ältere war und meist das Wort führte, war ein Vetter des Ratibor, der sie losgeschickt hatte. Der nannte sich Knes, was bei ihnen ein Häuptling oder König ist, saß nicht weit von der Elbe an einem See, war aber nur der Unterknes, wenngleich ziemlich selbständig gegenüber dem Oberknes Drazko, der weiter im Norden und Osten in seiner Mecklenburg residierte. Ich fragte die Männer aus, denn ich wusste ja kaum etwas über diese Verhältnisse. Hatte ich jemals damit gerechnet, als Gesandter zu den Wenden zu gehen?
    Was Odo betrifft, so überwand er schließlich seinen trotzigen Unmut, wurde aufmerksam und beteiligte sich an unserm Gespräch. Anfangs warf er nur ab und zu ein paar Brocken hin. Als aber Sparuna und Niklot schilderten, wie die Gefolgschaft des Grafen Waratto in ihren Dörfern gewütet hatte, rötete sich sein Gesicht in edler Empörung, und er verlangte nach Einzelheiten. Die waren dann aber auch haarsträubend. Gewöhnlich in tiefer Nacht waren die wendischen Bauern überfallen worden. Brände wurden in die hölzernen Katen geworfen, und wenn dann die Menschen,

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