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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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dass ihnen unrecht getan wird, und das kann ich nicht dulden, denn sie sind Freunde. In meinen Kriegen gegen die Sachsen waren sie immer treue Verbündete. Erst vor ein paar Jahren, in der Schlacht auf dem Suentanafeld, kämpften sie tapfer unter ihrem Oberkönig Drazko, und auch schon vorher, als es gegen die anderen Wenden ging, die feindlichen, die … eh … Wilzen. Immer waren sie an unserer Seite, und deshalb bin ich ihr Freund und Beschützer, und es soll sich niemand etwas gegen sie herausnehmen, wie es anscheinend Graf Waratto tut, der sie manchmal belästigt …“
    Plötzlich rief einer der Wenden, ein Hagerer mit Sichelbart: „800 Menschen, Herr Kaiser! 800 Menschen hat fortgeschleppt Graf Waratto! Zusammen mit diesem Missetäter, mit Sachsenhäuptling, mit Remmert! Haben alle verkauft, Männer, Frauen und Kinder, haben große Geschäft gemacht mit Händler Bromios, der sie bringt zu König der Mauren, nach Cordoba. Auch meine Tochter, Herr Kaiser, ganz winzig noch …“
    „Schweig!“, sagte Herr Einhard schneidend. „Wie kannst du wagen, den Herrn Kaiser zu unterbrechen! Du hörst doch, dass er sich eurer Sache annimmt. Also halt’s Maul und warte ab!“
    Der Gerüffelte verbeugte sich demütig und trat noch ein paar Schritte zurück. Auch der andere, der mit seinem Borstenhaar einem Igel glich, buckelte.
    „Nun“, sagte der Herr Karl, „so also stehen dort die Dinge. Man muss etwas tun. Ihr beide … eh … Odo und Lupus, seid hiermit zu Gesandten ernannt. Im Reich habt ihr euch bewährt, deshalb erhöhe ich euern Rang und vertraue euch eine auswärtige Mission an. Ich wünsche, dass ihr diesen Ratibor aufsucht und ihn meiner Freundschaft und Bündnistreue versichert. Sagt ihm, solche Vorkommnisse werden sich nicht wiederholen. Und mit Geschenken soll nicht gespart werden! Was Waratto betrifft, so soll er ein Bußgeld zahlen, wenn er seine Befugnisse überschritten hat. Zu prüfen ist, ob er bei seinen Geschäften nicht den Fiskus vergessen hat, wie es Vorschrift ist. Zu prüfen ist ferner … nun, aber das wisst ihr ja, wozu darüber noch viele Worte machen. Bringt ihm das neue Kapitular, da steht alles drin …“
    Der Herr Karl musste gähnen, und sein Blick war nicht mehr so scharf und zwingend. In seinem Armsessel war er zusammengesunken und sah jetzt sogar ein wenig zu mir auf. Die Zeit für seinen Nachmittagsschlaf war nämlich gekommen. Man bemerkte nun auch, wie alt er geworden war. Wenn er beim Gähnen den Mund aufriss, kamen nur noch wenige schwärzliche Zähne zum Vorschein. Wenn man nicht in seine Augen starrte, sondern sein ganzes Gesicht betrachtete, fielen einem die tiefen Furchen auf. Die ersten anderthalb Jahre als Kaiser hatten unsern Herrn Karl ziemlich mitgenommen.
    Herr Einhard klatschte in die Hände und sagte, dass die Audienz für alle beendet sei. Wir verbeugten uns und gingen hinaus.
    Odos stolze Heiterkeit war verflogen. Während des zweiten Teils der Ausführungen des Herrn Karl war er wieder auf sein normales Maß geschrumpft, und sein Schnurrbart hing am Ende der Audienz herab wie das Gezweig einer Trauerweide. Nun stapfte er wortlos davon, so dass ich Mühe hatte, mit meinen halb so langen Beinen an seiner Seite zu bleiben. Meine Versuche, ein Gespräch zu beginnen, beantwortete er nur mit wütendem Grunzen und der Beschleunigung seiner Schritte. Schließlich landeten wir in einer Schenke, wo er, nachdem er zwei Becher Wein hinuntergestürzt hatte, endlich den Mund auftat. Die Flüche und Kraftworte, die er ausstieß, lasse ich weg, er benutzte sie reichlich. Auch das Übrige war nicht weniger anstößig.
    „Eine Gesandtschaft zu diesen Sumpfottern!“, polterte er. „Das nennt der Alte nun Rangerhöhung! Dafür hält er uns eine Schmeichelrede! Ich hoffte schon, dass ich nun endlich meine Grafschaft bekäme, um meine Fähigkeiten zu nutzen und etwas Fett anzusetzen, als Alterszehrung. Stattdessen wate ich wieder im Dreck und lasse mir Eisen um die Ohren fliegen!“
    „Die Obodriten sind ja noch immer mit uns befreundet“, wandte ich ein. „Das hat der Herr Kaiser ausdrücklich betont.“
    „Du steckst deine Nase zu tief in die Bücher, Freund, sie wird davon stumpf. Ich wittere den Gestank schon von hier, über Hunderte Meilen. Wie werden die noch unsere Freunde sein, wenn Franken und Sachsen ihnen die Weiber wegfangen und an die Turbanträger verkaufen! Ich kenne Waratto, habe mal mit ihm das Zelt geteilt. Es gibt keinen zweiten Gierschlund wie den. Der

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