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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Gewicht seine Bewegungen zu lähmen. Sein Körper war schwerfällig, sein Gehirn funktionierte langsamer, und ein sonderbares Gefühl erfüllte ihn. Eine unbestimmte Vorahnung, die er vergeblich aus seinem Bewusstsein zu verdrängen suchte. Seit einer Weile schon quälte er sich mit einem DD-5 über die Verhaftung des Treppenhaus-Schützen herum, den er bereits am Vorabend hätte abgeben müssen. Es war 6.00 Uhr, bald würde die Tagesschicht eintreffen. Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit.
    Es war kein Geräusch.
    Im Gegenteil, das ganze Stockwerk war plötzlich in eine tiefe Stille getaucht. Wie im Flugzeug, wenn bei Start und Landung ein Druck auf den Ohren lastet.
    Es war eine kaum wahrnehmbare Bewegung, die ihn aufgeschreckt hatte.
    Da war jemand.
    Er hob den Blick.
    In der Tür stand eine Gestalt. Zuerst sah er die Beine, lang, feminin, wohlgeformt in schwarzen Strümpfen. Dann einen schwarzen Rock, eine rote Bluse unter einem offenen beigefarbenen Mantel. Langes blondes Haar.
    Und dann ihre Augen … Sie waren von einem unglaublichen Blau.
    Die bildschöne Frau sah Jeff Mulligan flehend an. Lange blieb sie so stehen, reglos, als hindere sie eine übernatürliche Kraft daran, ihm etwas unerhört Wichtiges zu sagen. Schließlich wandte sie sich ab und verschwand.
    Der Sergeant war wie erstarrt. Erst nach einigen Sekunden gelang es ihm, sich zu erheben und ihr zu folgen. Zu spät. Als er sein Büro verließ, war niemand auf dem Gang zu sehen. Er lief zum Aufzug. Die Halle war leer. Er rannte die Treppe hinunter. Am Empfang im Erdgeschoss traf er auf einige uniformierte Polizisten, die ihre Nachtschicht beendeten.
    Die Frau war wie vom Erdboden verschluckt.

19. REVIER, 8.00 UHR MORGENS
     
    Als Ann den Dienstraum der Detectives betrat, kam Mulligan auf sie zugestürzt, packte sie am Arm und zog sie mit sich. Millar folgte mit verdrießlicher Miene.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie im Wagen.
    »Eine Leiche anschauen.«
    Während sich das Auto mit Blaulicht und Sirenengeheul einen Weg durch den morgendlichen Berufsverkehr bahnte, krampfte sich Anns Magen zusammen. Sie würde ihren ersten Tatort in Augenschein nehmen. Natürlich hatte sie die beiden Toten gesehen, die der Irre ermordet hatte. Aber eine Schusswunde ist meist unspektakulär. Der Einschuss ist abgegrenzt und das Blut schnell getrocknet. Sie wusste nicht, was sie jetzt erwartete. Ihre Lehrer in der Polizeiakademie hatten erklärt, man gewöhne sich an alles. Aber zunächst musste man dem Anblick standhalten …
    In der 78th Street, nahe dem John Jay Park, standen vor einem eleganten Gebäude kreuz und quer mehrere Polizeiwagen, zwei mit geöffneten Türen und Blaulicht.
    »Wie die Schmeißfliegen«, knurrte Frank beim Aussteigen an Ann gewandt.
    »Was meinen Sie damit?«
    Sie traten in die große marmorgeflieste Halle, wo sie ein uniformierter Polizist erwartete.
    »Es ist im zwölften Stock.«
    Die Ermittler traten in den Aufzug.
    »Es sind immer zu viele Streifenbeamte an einem Tatort«, fuhr Frank fort. »Wie die Leute, die auf der Autobahn bremsen, um einen Unfall auf der anderen Seite zu beobachten. Das Schauspiel des Todes fasziniert die Leute … Drei Viertel der Typen müssten auf der Straße sein.«
    Im zwölften Stock öffneten sich die Türen. Ein Schild verriet den Namen der Wohnungsbesitzerin: eine gewisse Lucie Milton. Sie traten ein. In der Wohnung standen überall Cops herum, sie schienen nur auf jemanden zu warten, der ihnen Anweisungen gab. Und das geschah augenblicklich.
    »Welches Team ist zuständig?«, bellte Mulligan.
    Gemeint war die erste Streife, die vor Ort angekommen war und deshalb einen Bericht schreiben und befragt werden musste. Sogleich traten ein Polizist und sein Partner vor. Sie waren von der Putzfrau verständigt worden, die die Leiche entdeckt hatte.
    »Alle, die hier nichts zu suchen haben, raus!«
    Die Wohnung leerte sich im Handumdrehen. Die Ermittler folgten dem Polizisten über einen langen Gang, an dessen Ende ein erleuchtetes Zimmer lag. Mulligan trat als Erster ein.
    Ann, deren Kehle sich zusammenzog, ließ den beiden anderen den Vortritt. Dann folgte sie ihnen.
    Das Erste, was sie sah, war nicht die Leiche der blonden jungen Frau, die in einer riesigen Blutlache lag, sondern der fassungslose Gesichtsausdruck ihres Vorgesetzten.
    Mit den Augen eines Wahnsinnigen starrte Jeff auf die Tote.
    Zum ersten Mal in seinem Leben glaubte Jeff Mulligan, er müsse ohnmächtig werden. Seine Knie wurden

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