Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
Vom Netzwerk:
Schnelligkeit auf ihn, um ihm den Revolver wieder zu entreißen. Jeff verlor das Gleichgewicht, und der Verrückte sprang mit einem Satz auf ihn. Beseelt vom Todestrieb, war er trotz seines Alters unerwartet stark. Er biss Jeff ins Handgelenk, damit er die Waffe fallen ließ, und dieser konnte sich nur mit einem Fausthieb direkt in den Solar Plexus befreien. Der Prediger kauerte jetzt am Boden, alle Muskeln angespannt, um erneut zum Angriff überzugehen, als mit einem Donnerschlag die ersten Tropfen eines Wolkenbruchs auf sie niedergingen.
    Die Miene des Mannes veränderte sich von einer Sekunde zur nächsten.
    Ekstatisch, in einer verblüffend sinnlichen Haltung, hob er das Gesicht und öffnete die Hände, als wollte er das Wasser des Himmels auffangen.
    »Wasser … Wasser! Welch ein Wunder!«
    Fassungslos rappelte sich Jeff auf.
    »Sie liebte es so … Und wie vermisst sie den Regen und das ganze Wasser der Welt dort, wo sie heute ist …«
    »Von wem sprichst du?«
    »Die Sonne. Sie braucht deine Hilfe.«
    »Meine Hilfe?«
    Doch der Prediger hörte ihn in seiner Verzückung schon nicht mehr.
    Zurück in der Anstalt, vertraute Jeff einem der Pfleger den Revolver an. Er wurde zu Dr. Morrow zitiert, dem er den Vorfall schilderte. Als er dessen Büro verließ, begegnete er dem Prediger, der immer noch in Ekstase war und jetzt von zwei Psychiatern in einen der Behandlungsräume geführt wurde. Gedankenvoll machte er sich auf den Weg zu seinem Zimmer, als eine Stimme ihn zusammenzucken ließ:
    »Lucie!«
    Er schnellte herum. Direkt hinter ihm bewegte sich ein Insasse, den er noch nie gesehen hatte, in Tanzschritten und sang dabei aus vollem Halse:
    » Lucy in the sky with diamonds  …«
    Jeff erkannte den Beatlessong. Er zwang sich, tief durchzuatmen, und setzte seinen Weg fort. Als er vor seiner Tür angelangt war, tauchte aus einem Gang zu seiner Linken der Blondschopf auf. Er kam näher und fixierte Jeff mit einem sonderbaren Blick. Nur noch einen Meter entfernt, die Augen noch immer in die von Mulligan getaucht, begann er zu singen:
    » Help! I need somebody, help  …«
    Ein weiterer Song der Beatles.
    Ihre Lieblingsband …
    Jeff bekam weiche Knie und musste sich an der Wand abstützen. Lucy  … Help  … Und die Worte des Predigers, die noch in seinem Kopf widerhallten: »Sie braucht deine Hilfe …«
    Sie  …
    Die Sonne.
    Lucie …«
    Plötzlich fiel ihm ein weiterer Song der Beatles ein:
    » Here comes the sun  …«
    »Sie braucht deine Hilfe.«
    Ich werde verrückt.
    Er sammelte seine letzten Kräfte, taumelte in sein Zimmer und brach auf dem Bett zusammen.
    » Sie braucht deine Hilfe.«
    Nein!
    Sie ist tot! Tot und begraben. Das sind Zufälle. Reine Zufälle. Es gibt hundert Millionen Beatles-Fans auf der Welt, jeder trällert ihre Lieder vor sich hin. Jeff stand auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das war die reinste Paranoia. Es gab keine Zeichen, keine Bedeutung. Nichts zu interpretieren. Die blinden und grausamen Possen des Zufalls.
    Nichts weiter.
    Lucie ist tot.
    Du musst deine Dienstmarke zurückbekommen.
    Sonst nichts.
    Während er zornig die Gedanken verdrängte und jedes Gefühl zurückstieß, glitt er sanft in eine Art hypnotischen Dämmerzustand.
    Gerade als er glaubte, endgültig einzuschlafen, riss ihn plötzlich etwas aus seiner Benommenheit.
    Wie gelähmt glaubte er für einige Sekunden, sein Herz würde aufhören zu schlagen.
    Die Tür seines Zimmers, die er kurz zuvor zugeschlagen hatte, war mit einem Mal aufgesprungen.
    Getrieben vom Reflex des Ermittlers stürzte er auf den Gang. Der war leer, doch er vernahm ein deutliches Quietschen aus einem benachbarten Flur. Er bog in den Gang ein … und dort empfing ihn das zahnlose, verzückte Lächeln eines Greises mit langem grauem Bart, der im Rollstuhl saß. Konnte der es gewesen sein …? Nein. Er hätte nicht genügend Zeit gehabt, um nach dem Öffnen der Tür hierherzugelangen. Auf jeden Fall hätte Jeff den Rollstuhl quietschen gehört.
    Er kehrte in sein Zimmer zurück und schloss die Tür. Sobald er über die Schwelle getreten war, schlotterte er vor Kälte. Er schlüpfte unter seine Bettdecke. Aber das genügte nicht. Es war, als wäre ein Eishauch unter seine Haut gekrochen und würde sein Fleisch durchdringen. Er fröstelte und klapperte mit den Zähnen.
    Plötzlich ein kurzer Lichtstrahl und eine blitzschnelle Bewegung in seinem Blickfeld, gefolgt von einem Lärm, der ihn zusammenzucken ließ.
    Mit

Weitere Kostenlose Bücher