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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Erleichterung zu verschaffen.
    Professor Steve Buchanan hat es ihm erklärt: Man gibt ihm kein Morphium, und das aus zwei Gründen. Erstens könnte es mit den Substanzen, die man ihm verabreicht, interferieren. Zweitens lässt sich die Wirkung Letzterer leichter ablesen, wenn man über Schmerzparameter verfügt.
    Und welche Substanz wird ihm verabreicht?
    Der Professor hat sich geweigert, sie ihm zu nennen.
    Raúl, der sich nicht erinnern kann, seit seiner frühsten Kindheit je geweint zu haben, fühlt eine Träne, die er nicht fortwischen kann, über seine Wange rinnen. Guillermo … Wird er ihn eines Tages wiedersehen? Auch Bilder von Teresas Körper tauchen vor seinem geistigen Auge auf. Das wundert ihn zunächst. Doch inmitten dieser Hölle vermag er sich selbst nichts mehr vorzumachen.
    Er liebt sie noch immer.
    Teresas Arme sind der einzige Ort auf der Welt, wo sich Raúl jemals in Frieden, entspannt und glücklich gefühlt hat. Er, der sich einer Frau niemals hatte hingeben können, liebte es so sehr, in ihrer Umarmung einzuschlafen … An ihr bebendes Fleisch geschmiegt, das so viel Liebe verströmte, spürte Raúl endlich kein Unbehagen mehr. Nur bei ihr fühlte er sich geborgen.
    Wenn die schrecklichen Schmerzen wenige Sekunden nachlassen, peinigt ihn eine Frage.
    Warum hat er nicht versucht zu fliehen, als er noch in dem Camp untergebracht war? Schließlich hat er sich dort relativ frei bewegen können. Er hätte die Wärter ausschalten können, die ihn überwachen sollten. Denn da war er noch in guter körperlicher Verfassung.
    Nun aber – gefesselt, gefoltert, gemartert, geschunden – kann er gar nichts mehr tun.
    Warum ist er nicht geflohen, als es noch Zeit war?
    Raúl kennt die Antwort.
    Armer Narr …
    Wenn er nichts unternommen hat, als es noch die Möglichkeit dazu gab, dann aus einem Grund: weil er es wissen wollte. Er wollte auf die andere Seite des Spiegels vordringen.
    Dort ist er jetzt. Doch er weiß nicht viel mehr als zuvor.
    Und er ist verloren.
    Ich habe alles versaut.«
 Jeff Mulligan hatte sich mitten in der Nacht zu Leticia geflüchtet. Fest an ihn geschmiegt, hörte sie ihm zu.
    »Ich werde niemals mehr ein Cop sein.«
    »Warum kehrst du nicht in die Anstalt zurück?«
    »Weil ich dort völlig den Verstand verlieren würde.«
    Er erzählte ihr von den Phänomenen, die zu seiner Flucht geführt hatten. Danach blieb sie eine ganze Weile stumm.
    »Glaubst du, ich bin verrückt?«
    Sie zögerte.
    »Hat dir deine Mutter nie Geschichten von Toten erzählt, als du noch klein warst?«
    Er erstarrte.
    »Ich habe keine Erinnerung an meine Mutter.«
    »Du hast deine Wurzeln verloren.«
    »Den Sinn dieses Wortes habe ich nie verstanden.«
    Lächelnd strich sie über sein schwarzes Haar und die dunkle Haut seiner Wangen.
    »In Mexiko haben wir keine so festgelegten Grenzen zwischen der Welt der Toten und der Lebenden. Wir sprechen mit denen, die nicht mehr sind. Und manchmal antworten sie.«
    »Mit solchem Aberglauben kann ich nichts anfangen.«
    »Welches Gewicht hat das, was du glaubst, gegenüber dem, was du gespürt hast?«
    Mit einer fahrigen Bewegung schlug Jeff die Bettdecke zurück und setzte sich auf.
    »Das ist unmöglich!«
    »Was war der Grund, dass du die Anstalt verlassen hast?«
    »Die Halluzinationen einer Bande von Irren und der Versprecher eines blöden Psychiaters …«
    »Oder das Gefühl, dass dich jemand gerufen hat?«
    »Das sind Hirngespinste.«
    Sie musterte ihn einige Sekunden und lachte dann leise.
    »Es ist das erste Mal, dass ich Angst in deinen Augen sehe.«
    »Wovor sollte ich Angst haben?«
    »Vor dem, was du nicht begreifst.«
    Er hielt inne und überlegte.
    »Leticia … Was denkst du?«
    »Ich denke, man sollte nicht zu viel denken. Die Wirklichkeit ist voller Mysterien. Vertrau auf das, was du spürst.«
    Jeff schwieg eine Weile. Dann stand er auf und begann sich anzuziehen.
    »Mir bleibt eine winzige Chance, eines Tages wieder als Ermittler zu arbeiten. Und die besteht darin, den Fall zu lösen.«
    Er küsste die junge Frau und ging zur Tür.
    »Ich werde mal in Sachen Steve Buchanan recherchieren, … denn das ist die Spur, die ›man‹ mir zu weisen scheint.«
    ROUTT NATIONAL FOREST, COLORADO
     
    Während seiner Fahrt über die kurvenreiche Straße nach Steamboat Springs war Jeff Mulligan übelster Laune. Hätte man ihn gefragt, was er hier mitten in den Rocky Mountains zu suchen hatte, er hätte es nicht sagen können.
    Eine Stunde zuvor war er

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