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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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meinst du das?«
    »Diese Mischung aus Arbeit und …«
    »Liebe?«
    Sie nickte, obwohl sie ein anderes Wort vorgezogen hätte.
    »Wir müssen eine klare Grenze ziehen. Das erfordert natürlich ein Minimum an Disziplin. Doch ich glaube nicht, dass es ein Hinderungsgrund ist.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Er setzte eine Beschützermiene auf.
    »Ja, mein Herz. Wenn wir im Dienst sind, müssen wir uns einfach wie Kollegen verhalten und zärtliche Gesten vermeiden. Das heißt … Solange wir es nicht für nötig halten, das Ganze offiziell zu machen …«
    Ann zuckte zusammen. Offenbar hatte er sehr weitgehende Absichten …
    »Wenn du meinst, das wird zu schwer für dich, kannst du dir immer noch einen anderen Teamchef suchen. Ich nehme es dir nicht übel – versprochen!«
    Er tätschelte ihre Wange.
    »Ich möchte nur das Beste für dich.«
    Ann ließ sich über den Tisch hinweg küssen und mied bis zum Ende der Mittagspause jedes persönliche Thema. Am Abend ging sie zu ihm, da ihr keine Ausrede eingefallen war, seine Einladung abzulehnen, verließ ihn aber schon früh.
    Zurück in ihrer Wohnung wurde ihr plötzlich speiübel, und sie übergab sich in heftigen Krämpfen. Nach einer schlaflosen Nacht rief sie einen Arzt an, der ihr drei Ruhetage verschrieb, im Laufe derer sie drei Kündigungsbriefe verfasste und wieder zerriss. In ihrem Adressbuch suchte sie vergebens jemanden, dem sie sich hätte anvertrauen können.
    In allen folgenden Nächten träumte Jeff von Lucie Milton. Er konnte sich nur schwer aus diesen Träumen lösen. Jedes Mal wachte er wie benommen auf und hatte keine konkreten Erinnerungen, lediglich den Eindruck ihrer Gegenwart und, sobald dieser verflogen war, ein qualvolles Gefühl des Mangels. Sie fehlte ihm jeden Tag ein wenig mehr.
    Des Öfteren fand er die Tür, die er vorher sorgsam geschlossen hatte, angelehnt vor. Eines Nachts, als er über einen langen Flur lief, öffneten sich vor ihm die schweren Flügel einer Feuerschutztür, die er gerade aufstoßen wollte, mit einem deutlich vernehmbaren Quietschen. Zunächst hielt er es für einen Luftzug, obwohl er nicht den geringsten Windhauch wahrgenommen hatte. Das Phänomen wiederholte sich. Jedes Mal ohne Zeugen. Jeff sagte sich jetzt immer häufiger, dass er verrückt sein musste, und dieser Gedanke war das Einzige, was ihn noch beruhigen konnte; er klammerte sich daran wie an einen letzten Beweis, dass ihn das von den übrigen Insassen der Anstalt unterschied, die ja nichts von ihrer Geisteskrankheit wussten. Trotz der Medikamente litt er mehr und mehr darunter, von der Frau, die er liebte, getrennt zu sein. Die einzigen Augenblicke, in denen der Schmerz nachließ, waren diejenigen, die er mit ihr verbrachte. Bald geschah es nicht nur des Nachts. Ihm war weiterhin bewusst, dass es nicht die Lucie aus Fleisch und Blut war. Bisweilen aber nahm er ihre Gegenwart mit solcher Intensität wahr, dass er sich widerstandslos diesem Wohlbefinden hingab und damit die Stimme zum Schweigen brachte, die ihm einflüsterte, dass er dem Gefühl widerstehen musste, um nicht endgültig in die Psychose abzugleiten.
    Eines Morgens nach dem Frühstück, das er abseits und in finstere Gedanken versunken eingenommen hatte, sah er den Prediger, der mit ungewohnter Eile das Hauptgebäude verließ. Durch das Fenster konnte er beobachten, wie er den Hof in Richtung Park durchquerte. Von einer Intuition geleitet, folgte er ihm in gebührendem Abstand. Nach etwa fünf Minuten sah er ihn plötzlich nicht mehr und glaubte schon, ihn verloren zu haben. Dann aber nahm er ein Geräusch zu seiner Linken wahr. Der kleine Wald, der den Weg säumte, wies dort eine Lücke auf, in die er sofort vorstieß. Nach etwa zehn Metern öffnete sich das Wäldchen zu einer Lichtung.
    Dort entdeckte er den Prediger.
    Seine Lippen bewegten sich wie im Gebet … Er hielt den Lauf eines Revolvers an seine Schläfe!
    Ohne nachzudenken, warf sich Jeff auf ihn und packte die Hand mit der Waffe.
    » Noli me tangere!«, brüllte der Prediger.
    Jeff zuckte zusammen. Obwohl er diese Worte nicht verstand, lösten sie etwas in seiner Erinnerung aus. Aber was? Sein Gegner nutzte diesen Augenblick des Zögerns, um ihn wegzustoßen.
    »Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater!«
    Mulligan verdrehte ihm den Arm.
    »Her mit der Knarre!«
    »Unglückseliger, was hast du getan?«
    »Dir das Leben gerettet, Idiot.«
    Der Prediger stürzte sich plötzlich mit erstaunlicher

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