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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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wem allein konnte man an solchen Zuständen die Schuld geben? Doch nur den Weißen, die die Araber dazu animierten, Sklaven für sie einzufangen. Für einen Menschen mit Gewissen war es wirklich schwer, sich seiner weißen Haut nicht zu schämen. Dieser Neger hatte im Rausch das Gute gesucht und war durch den Whisky, den er brauchte, um den Rausch zu erzeugen, auf die Bahn des Bösen gerutscht, ohne es selbst recht gemerkt zu haben. Man durfte ihn nicht strafen. Nein, die Schuld hatten andere.
    »Massa Pfeifer?« unterbrach Ugawambi zaghaft das Schweigen. Ja?«
    »Du sagen zu König, daß Ugawambi erst erschießen, bevor in Streifen schneiden.« Michel zügelte sein Pferd.
    »Der König der Wadschagga ist ein ungewöhnlicher Mann. Ich weiß zwar nicht, ob ich ihn davon überzeugen kann, daß du kein schlechter Kerl bist, aber ich werde es versuchen, wenn du mir bei allem, was dir heilig ist, schwörst, daß du nach deiner Rückkehr nach Sansibar nie wieder zu irgendeinem Menschen ein Wort über den Kilimandscharo sprechen wirst.« Ugawambi antwortete nicht gleich. Er schien nachzudenken. Dann meinte er langsam: »Ugawambi schwören und Schwur halten. Aber was können Ugawambi tun, wenn Schwiegermutter wieder Geld will?« »Wirf die Alte hinaus.« »Dann Frau zetern.«
    »Bist du schon einmal auf einem Schiff gefahren?« fragte Michel.
    »Nein. Aber Ugawambi gerne auf Schiff gehen. Hören daß auf Schiff viel gut Rum.«
»Nicht nur Rum. Auch sehr viel Arbeit.«
»Ugawambi viel arbeiten.«
    »Würdest du auf einem Schiff fahren wollen, wenn ich dir einen Platz auf einem Schiff besorgte?«
    »Ugawambi gerne auf Schiff fahren, auf große, große Wasser. Weit weg, weit weg von Schwiegermutter. Alle Jahre einmal Frau besuchen. Das genug.«
    »Ich werde mir das überlegen. Versprich mir wenigstens, daß du alles, was in deinen Kräften
steht, tun wirst, um in Zukunft solche Dinge zu vermeiden, die dazu führen, daß den
Wadschagga ein Leid geschieht.«
»Ugawambi gern versprechen.«
    Als der Morgen graute, hatten sie ein großes Stück Wegs zurückgelegt. Jetzt befanden sie sich im westlichen Seitental der Stadt. Sie erklommen den Hang. Als sie auf dem Kamm standen, lag die Stadt in der Morgensonne unter ihnen.
    »Ist diese Stadt nicht viel zu schade, um von den Sklavenjägern zerstört zu werden?« fragte
Michel.
Ugawambi nickte.
»Sehr schöne Stadt. Viel gute Stadt. Ugawambi lieben Stadt.«
    Sie ritten hinunter und verhielten den Schritt ihrer Pferde erst dann, als sie vor der Treppe standen, die zum Schloß hinaufführte.
    »Diablo !« rief Ojo lachend, als er Ugawambis ansichtig wurde. Michel und der Schwarze traten in die Audienzhalle des Schlosses, wo die anderen schon versammelt waren. Der König saß im Hintergrund und winkte freundlich.
    Zu seinen Füßen hockte ein Halbkreis dunkler Gestalten, die sich bei Michels Eintritt umdrehten. Michel erkannte Baluba, Unogi und einige andere der Bantu-Neger. Es waren alle diejenigen Leute Balubas versammelt, die ein Gewehr besaßen.
    Baluba sprengte den Rahmen der Würde. Ihn trieb die Freude auf die Füße, als er Michel erkannte. Mit schnellen Sätzen sprang er auf ihn zu und umarmte ihn.
    Auch die anderen stießen Freudenrufe aus. Bald war von der Ordnung der Versammlung nichts mehr zu sehen. Alles schnatterte und gestikulierte wild durcheinander.
    Aradman und Maradsche warfen sich einen lächelnden Blick zu. An der Herzlichkeit, mit der die Bantu-Neger ihren Retter begrüßten, erkannten sie, daß alle Skepsis gegen den »pfeifenden Geist« unbegründet war. Dieser Mann, der so viel für die Eingeborenen getan hatte, würde sich bestimmt nicht mit den Sklavenjägern einlassen.
    Die Blicke des Königs und Maradsches wurden erst wieder hart, als sie Ugawambi entdeckten. In ihren Augen und nach Michels Erzählung mußte dieser ja der Schuldige sein.
    »Wie geht es Tscham?« war Michels erste Frage. Ojo zuckte die Schultern.
    »Der Oberzauberer hier, der alte Mann, den Ihr gestern kennengelernt habt, will mich nicht zu ihm lassen. Er erzählt irgend etwas von Geistern, die nicht entweichen könnten, wenn jemand im Räume sei. Wenigstens habe ich seine Zeichensprache so verstanden.«
    »Andere Länder, andere Bräuche«, lächelte Michel. »Wenn ich ehrlich sein soll, Señor Doktor, so muß ich Euch sagen, daß ich zu diesem Arzt kein Vertrauen habe. Seine ganze Art mutet mehr wie Hokuspokus an. Die Medizin, wie wir sie verstehen, scheint nicht gerade seine starke Seite zu

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