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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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zurückfinden?« Wieder Schweigen.
    Es gab niemanden, der sich das zugetraut hätte. Jeder sah ein, daß es im Augenblick das Wichtigste war, den Schwarzen wieder einzufangen. Ganz gleich, ob sie vor oder zurück wollten, sie brauchten ihn auf jeden Fall.
    »Verweilen wir nicht weiter«, rief Imi Bej. »Zu lange haben wir schon geschlafen.
    Wahrscheinlich hat der Entführer mit Ugawambi ein schönes Stück Weg zwischen sich und uns gebracht.«
    Sie ließen die Pferde Trab gehen. Die Spur war gut zu sehen. Es kostete keine Mühe, ihr zu folgen. Von Zeit zu Zeit verfielen die Reiter in Galopp. Aber da sie auf ihre Tiere angewiesen waren, mußten sie sie schonen. Daskalte Grauen überlief Imi Bej, wenn er daran dachte, wie er unter Umständen seinen ganzen Haufen allein und ohne die Hilfe eines landeskundigen Führers an die Küste zurückbringen mußte. Würden sie Sansibar je wiedersehen?
    Gegen Mittag hörte es auf zu regnen. Und plötzlich, so, als brauche der Prophet eine Straße, um zu ihnen hinunterzusteigen, zerriß der Dunstschleier über dem Land mit einem Schlag. Die vorderen Reiter zügelten die Pferde zuerst. Erstaunte Ausrufe entflohen ihrem Mund. Da! — Was war das?
    Vor ihnen lag der Kilimandscharo in strahlender Herrlichkeit. Die Lichtfinger der Sonne
liebkosten sein stolzes Haupt. Der »Berg der bösen Geister« war also kein Märchen der
Eingeborenen. Er existierte wirklich.
»Wir sind am Ziel!« rief einer voreilig.
Niemand erwiderte etwas darauf.
    Am Ziel, dachte Imi Bej grimmig. Dicht vor dem Ziel, das stimmte. Was hatte doch der Schwarze gestern noch behauptet? Drei bis vier Tage hätten sie noch zu reiten. Da, vor ihm lag der Beweis, daß diese Behauptung eine glatte Lüge war.
    Imi Bej konnte sich das alles nicht recht zusammenreimen. Sollte Ugawambi doch geflohen sein? Wenn dem so war, warum hatte er dann sein Pferd nicht mitgenommen? Weshalb hatte er auf alles verzichtet, was ihm gehörte? Wo kam die zweite Hufspur her?
    Als der Abend hereinbrach, befahl Imi Bej, haltzumachen. Zu einem der neben ihm Reitenden meinte er:
    »Glaubst du, daß wir der Spur auch bei Nacht folgen könnten, wenn wir Fackeln entzünden
würden?«
Der andere wiegte bedenklich den Kopf. Er entgegnete :
    »Wir können es versuchen; aber ich verspreche mir nicht viel davon, weil das zu langsam gehen wird. Wir könnten nur Meter um Meter vorrücken. Das, wozu wir die ganze Nacht brauchen, schaffen wir bei Tageslicht in zwei bis drei Stunden.«
    Diesem Argument konnte sich Imi Bej nicht verschließen. Er mußte dem Jäger recht geben. So befahl er dann, das Lager aufzuschlagen.
    Durch die Ereignisse der letzten Nacht vorsichtig geworden, stellten sie diesmal Wachen aus. Sie hätten sie sich sparen können; denn nicht einem einzigen Posten fiel auf, daß geübte Späher das Lager die ganze Nacht umkreisten.
    Man wunderte sich zwar am nächsten Morgen über die Spuren von nackten Füßen, die kreuz und quer durch die Gegend liefen, nahm aber nicht weiter Notiz davon, da man sich auf Grund der besseren Bewaffnung allen Feinden hier bei weitem überlegen fühlte.
    Als sich der Zug erneut formiert hatte, gab Imi Bej das Zeichen zum Aufbruch.
    Sie hatten jetzt beständig ansteigendes Gelände vor sich. Michels und Ugawambis Spuren waren schlechter geworden. Dennoch konnte man sie erkennen. Imi Bej konnte sich, wie er dachte, gar keinen besseren Wegweiser wünschen.
    Immer höher ging es hinauf. Hier gab es weder Regen noch Dunst. Es herrschte strahlender Sonnenschein. Keine Wolke verdeckte den Gipfel des hohen Berges. Er stand da wie in die Natur gemalt, ein herrlicher, majestätischer Anblick. Imi Bej fühlte etwas wie Triumph in sich aufsteigen. Sein Gefühl sagte ihm, daß dieser Berg das Geheimnis des märchenhaften Reichtums des Weißen enthalten mußte. Nur hier konnten die Schätze liegen. Er hatte zwar keinen Grund zu dieser Annahme; aber der Gedanke war einfach zwingend. Und er spann ihn unermüdlich aus. Ganze Haufen von Edelsteinen und Perlen wollte er dem Imam von Maskat zu Füßen legen. Dann winkte der Gouverneursposten. Daran gab es keinen Zweifel. Ein Sack voll würde für Harun ál Walan abfallen, wenn dieser sein Versprechen einlöste.
    Und dann war er, der Gouverneur, praktisch der Herrscher von Sansibar.
    Er hätte die Steine auch für sich behalten können. Reichtum war nicht zu verachten. Aber was war Reichtum? Nur ein Mittel zur Macht.
    Und Macht —, Macht, Macht, das war es, wonach Imi Bej dürstete,

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