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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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sein.«
    »Das ist nur zu natürlich«, entgegnete Michel. »Der Europäer in seiner Überheblichkeit ist allzu leicht geneigt, den Zauberer der Eingeborenen als Kurpfuscher zu bezeichnen. Ich glaube aber, daß man auch von diesen Menschen viel lernen kann. Sicher haben sie keine Ahnung von unserem Fortschritt. Aber sie werden Mittel kennen und Gegengifte, von denen wir auf den Universitäten noch nie etwas gehört haben. Ich habe die Hoffnung, daß dieser alte Zauberer es eher vermag, das Fieber zu bekämpfen, als ein ganzes Gremium hochgelehrter Mediziner aller Universitäten der Erde.«Ojo blieb skeptisch.
    »Na, warten wir ab. — Wenn Tscham gerettet wird, so ist mir auch ein eingeborener Gesundbeter willkommen.«
    Michel wollte noch etwas erwidern, wurde aber von einem Gewirr lauter Stimmen plötzlich unterbrochen.
    Ein paar Schritte abseits standen Aradman und Maradsche und stießen zornige Worte gegen Ugawambi aus.
    Der Schwarze, der sich seines Unrechts durchaus bewußt war, hatte die Augen starr auf den Boden gerichtet. Er glaubte nichts anderes, als daß er jetzt bald an einen Baum gebunden und in Streifen geschnitten würde.
    Michel überlegte, was er tun konnte. Die Gesamtsituation, in der sich der Pfeifer befand, wurde von Minute zu Minute verteufelter. Er gab sich einen Ruck und trat an die beiden zornigen Männer heran. Sie verstummten augenblicklich, als sie ihn bemerkten.
    »Geh mal hinüber zu Ojo, Ugawambi, und bleibe ein Weilchen dort. Ich habe mit dem König zu
reden.«
Ugawambi entfernte sich gehorsam.
Michel suchte nach Worten. Es war schrecklich, wenn die Sprache zum Hemmnis der
gedanklichen Bewegung wurde. Aber Michel hielt es trotzdem nicht für gut, Ugawambi als
Dolmetscher einzuschalten. So mühte er sich denn mit den wenigen Worten ab, die er
beherrschte, und die etwa folgenden Sinn ergaben:
»Wollt ihr den armen Mann bestrafen?«
Die beiden bejahten heftig.
    Michel fragte, ob sie zufrieden wären, wenn er sich für ihn verbürge. Er setzte ihnen
    auseinander, daß er vorhabe, ihn dem verderblichen Einfluß seiner Frauen zu entziehen. Es war nicht einfach, den unverdorbenen Eingeborenen klarzumachen, daß es schwer war, dem Rausch des Alkohols zu widerstehen. Sie kannten nicht einmal den Begriff des Alkohols. Sicher hatten sie auch Rauschgifte; aber diese waren jedem zugänglich. Weshalb man Sklaven fangen mußte, um sie zu verkaufen, und dann auf diese Weise in den Besitz jener Flaschen zu gelangen, von denen der »pfeifende Geist« redete, begriffen sie nur schwer.
    Als sie trotz aller Fürsprache Michels nicht so recht einwilligen wollten, rief dieser — was er noch nie getan hatte — ihre Dankbarkeit an. Sie waren klug genug, um zu erkennen, daß sie verloren gewesen wären, wenn der Pfeifer nicht die beschwerliche Reise auf sich genommen hätte, um sie zu warnen.
    Schließlich willigten sie ein. Sie waren nicht Menschen, die aus dem Gefühl des Hasses heraus
irgend etwas durchsetzen wollten.
Dann ging man zur ernsthaften Beratung über.
    Michel erfuhr, daß der König bereits Teile der Armee aufgeboten hatte. Als Michel einen Blick aus dem Eingangsportal warf, sah er, daß die Berghänge zu beiden Seiten der Stadt von lanzen- und schildbewehrten Kriegern wimmelten.
    Er erbat vom König die Erlaubnis, das Kommando über einen Teil der Armee zu übernehmen. Das wurde ihm bewilligt. Aradman zögerte keinen Augenblick mit der Zustimmung, denn er mußte sich sagen, daß der Weiße vertrauter mit der Kampfesweise des anrückenden Gegners war als er selbst.
    Ugawambi wurde jetzt gerufen, um Dolmetscherdienste zu leisten und so die Verständigung zu erleichtern.
    Michel ließ Baluba zu sich bitten. Als der Häuptling der Bantu neben ihm saß, ließ er ihn fragen:»Habt ihr inzwischen gelernt, mit euren Flinten umzugehen?«
    Baluba schwieg verlegen. Aber da die Zeit drängte, zögerte er nicht allzu lange mit seiner Antwort.
    »Ich bin ehrlich genug zuzugeben, daß der einzige von uns, der Donner und Blitz erzeugen und Schaden anrichten kann, Unogi ist. Bei mir und den anderen kommen nur Rauch und Getöse aus den Rohren. Aber wir finden nie ein Loch im Ziel.«
    Michel ließ sich Unogis Gewehr zeigen. Der junge Bantu wies es voller Stolz vor. Dazu einen
Kugelbeutel.
»Hast du den anderen auch Kugeln gegeben?«
Unogi schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich hielt sie für zu kostbar.«
    »Dann ist es kein Wunder, wenn sie kein Loch in das Ziel gemacht haben. Nur mit dem Pulver allein kann man

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