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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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eben: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und unsere schwarzen Freunde sind ein Stück Natur. Es wäre unmöglich gewesen, sie vom Töten abzuhalten.« Ojos Lippen verzogen sich.
    »Nun, Señor Doktor, um ehrlich zu sein, ich habe nicht nur aus Menschenfreundlichkeit so gesprochen. Ich mußte an unsere Schätze denken, die dieser Imi Bej oder wie er heißt, unserem Freund Paulus Krämer geklaut hat. Vielleicht hätten wir von ihm erfahren können, wo sie zu finden sind.«
    »Möglich«, sagte Michel, »aber das sei unsere geringste Sorge; denn schließlich lagern noch eine ganze Menge der Steine und Perlen im Schloß Aradmans. Wir werden also trotz Paulus Krämers Dummheit nicht als arme Leute heimwärts segeln.« »Bueno, bueno«, sagte Ojo und hatte ein zufriedenes Gesicht.
    Die beiden Weißen machten sich daran, die flüchtigen Pferde der Araber einzufangen. Mit den gezähmten Zebras, wie die Wadschagga sie nannten, konnten diese eine Zucht anfangen. Auf dem Rückweg zum Ort der Schlacht war Michel sehr schweigsam. Er überdachte alles noch einmal. Vierzig Tote also waren das Ergebnis dieses Tages. Das war die negative Seite. Aber gab es nicht auch eine positive?
    Ja, das Geheimnis des Dschaggalandes, die Stille des Berges waren gewahrt. Michel würde dafür sorgen, daß Ugawambi nicht wieder etwas darüber verlauten ließ.
    Als sie auf dem Kampfplatz ankamen, sahen sie, wie die Krieger Aradmans zwischen den Toten herumwimmelten. Jeder wollte irgendein Beutestück mit nach Hause bringen. Am begehrtesten waren selbstverständlich die Gewehre.
    Aber darauf hatte bereits der König seine Hand gelegt. Seine Leibwache war damit beschäftigt, die Donnerbüchsen einzusammeln.
    Der König hatte vor der Schlacht das Gebot erlassen, sämtliche erbeuteten Waffen, ganz gleich welcher Art, ins Schloß zu bringen, damit er sie besichtigen konnte.
    Auch hier waren ein paar Pferde am Leben geblieben. Man hatte die sich sträubenden Tiere eingefangen und ihre Herren, soweit sie nur verwundet waren, getötet.
    Ein Historiker würde jetzt wahrscheinlich Vergleiche ziehen zwischen dieser und der Schlacht im Teutoburger Wald.
    Michel mußte bei dem Gedanken daran lächeln, wenn er sich vergegenwärtigte, mit welcher Mühseligkeit er als Junge in der Lateinstunde die Einzelheiten dieser Schlacht ergründen mußte. Und hier war alles so einfach gewesen. Ein paar Steine, ein wenig Pulver —, und vierzig gutausgerüstete Jäger waren nicht mehr.
    Mit dem Leuchten der Freude in den Augen begrüßte Aradman den Pfeifer.
    »Sei mein Freund auf immerdar!« rief er dankerfüllt. »Du hast uns gerettet ! Dir allein verdanken wir, daß unser Volk noch am Leben ist ! Wir werden den Göttern opfern.damit sie dich fernerhin schützen. — Willst du nicht bei uns bleiben?«
    Michel lächelte. Er begegnete dem Ausbruch des anderen mit Freundlichkeit.
    »Du wirst verstehen«, sagte er diplomatisch, »daß auch in meiner Heimat Aufgaben auf mich
warten. Ich kann nicht hier bleiben. Und ich glaube auch nicht, daß das nötig ist; denn durch das,
was wir an Waffen, Gerät und Pferden von den Sklavenjägern erbeutet haben, seid ihr allen
anderen Gegnern im weiten Umkreis überlegen.«
»Da hast du recht«, freute sich Aradman.
Michels Miene wurde wieder ernst.
»Was soll mit den Toten werden?« fragte er.
»Nichts, wir lassen sie liegen. Zum Fraß für die Geier.«
»Wollen wir sie nicht begraben?«
»Begraben? — In die Erde vergraben, meinst du?«
Michel nickte bestätigend und erklärte dem König, daß das in seinem Heimatland so Sitte sei.
»Das heißt«, vergewisserte sich Aradman, »daß auch ehrenvolle Menschen nach ihrem Tod in
die Erde gegraben werden?«
Michel bejahte.
    »Nun, dann werden wir sie nicht begraben. Laßt sie liegen zum Fraß für die Geier. Sie sind nicht wert, daß man ihre Leichen wie die von guten Menschen behandelt.« Michel verlegte sich aufs Bitten.
    Aradman war nicht in der Stimmung, dem Mann, demgegenüber er fast so etwas wie Ehrfurcht empfand, eine Bitte abzuschlagen. So ließ er sich denn von Michel erklären, wie das Begraben vor sich gehe.
    Dann gab er einer Anzahl seiner Krieger die Anweisung, eine tiefe Grube auszuheben. Die Krieger waren zwar ein wenig erstaunt, führten jedoch den Befehl des Königs ohne Murren aus.
    Als sich die Sonne nach Westen zu neigen begann, lagen sowohl die toten Menschen als auch die toten Pferde unter der Erde. Ojo war in dieser Zeit nicht müßig geblieben. Aus jungen Baumstämmchen hatte er

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