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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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fünf bis sechs Tage Gastfreundschaft zu gewähren.
    Als der Pfeifer und der Arzt wieder in dem Laboratorium standen, übergab dieser einen kleinen
Bastbehälter, in dem sich ein bräunliches Pulver befand.
»Was ist das?« fragte Michel.
»Die zerstoßene Rinde eines Baumes.«
»Und das soll gegen Wechselfieber helfen?«
    »Oh«, lächelte der Alte, »mein Vater, mein Großvater, mein Urgroßvater und alle meine Ahnen haben die Rinde gegen das Wechselfieber genommen. Bisher hat sie noch nie versagt.« Michel steckte den Behälter ein.
    Eine Weile später befand er sich wieder unter den Gästen in der Audienzhalle.
    Als er später — es war schon fast der nächste Tag angebrochen — sein Lager aufsuchte, grübelte er über das nach, was er bei dem Arzt gesehen hatte. Sollten diese Wadschagga tatsächlich von den Ägyptern abstammen, so waren sie Nachfahren einer Tausende von Jahren alten Kultur. Aber wie, zum Teufel, war es möglich, daß die Wissenschaft des Abendlandes sich so wenig darum kümmerte? Gingen nicht täglich Forscher in die Welt, um das Altertum für die Gegenwart lesbar zu machen? Weshalb kannten die Europäer, die Engländer, die Spanier, kein Mittel gegen das Wechselfieber? Hatten nicht genug ihrer Soldaten darunter gelitten, wenn sie ausgesandt waren, Kolonien für das Mutterland zu erobern?
    Und dann diese Sache mit dem Bambusrohr. Es war so einfach, und doch war noch niemand darauf gekommen.
    Michel erinnerte sich daran, wie sein alter Professor von der Methode der Auskultation in geringschätziger Weise gesprochen hatte. Man könne, so hatte er behauptet, die einzelnen Geräusche, die der Körper verursache, doch nicht genau unterscheiden. Michel hatte allerdings auch schon fortschrittliche Professoren kennengelernt, die immer wieder auf diese Methode hingewiesen hatten. Aber sie waren verlacht worden. Niemand nahm sie ernst.
    Trotz der fortgeschrittenen Stunde brauchte Michel lange, bis er einschlief.
    Es war auch kein Wunder, daß ihn alle diese Dinge, die er heute gesehen hatte, mehr
    überraschten, mehr beeindruckten, seinen Geist mehr beschäftigten als die ewige Rauferei, der Krieg, Waffengetöse und Siegesgeschrei.
    Zu Ausgang des Jahres 1781 gab es noch kein Hörrohr in Europa. Das ärztliche Stethoskop, heute sozusagen das Wahrzeichen eines jeden Arztes, wurde erst 1816 in Frankreich erfunden. Der Entdecker war der Franzose Laennec. Der erste übrigens auch, der das Abhorchen der Körpergeräusche in ein gewisses Schema brachte. Er unterschied 1. Ton und Geräusch des Herzens und der großen Gefäße, 2. Ton und Geräusch in den Atmungswerkzeugen, 3. Stoßen oder Reiben fester Körper aneinander, zum Beispiel das Knistern gebrochener Knochenenden, das Klappern der an einen Blasenstein anschlagenden Steinsonde, das Reiben rauher Stellen im Herzbeutel oder Rippenfell und so weiter. Er beschrieb sowohl die krankhaften als auch die gesunden Töne. Mit dieser Methode gelang es in der Folgezeit der Medizin sehr oft, schon allein aus dem Abhorchen die Art einer Krankheit zu erkennen und die Diagnose zu stellen.
    Aber da die europäische Schulmedizin allzulange überheblich war, dauerte es immerhin noch bis 1832, ehe für Deutschland dieses wertvolle Buch von Laennec in Leipzig erschien.

    12

    Michel und Ojo hatten nicht viel Zeit, sich auszuruhen. Aradman bat inständig, seine Leibwache im Gebrauch der erbeuteten Feuerwaffen auszubilden. Und obwohl Michel ihm klarzumachen versuchte, daß diese vollkommen nutzlos seien, wenn Pulver und Blei ausgegangen wären, bestand er darauf.
    So stand der Pfeifer wieder einmal, wie schon in der Türkei, vor einer Gruppe von Soldaten, deren Uniform hier allerdings nur die blanke Haut war, und lehrte sie Laden und Schießen. Die Eingeborenen begriffen das schneller, als er es für möglich gehalten hätte. Und schon nach zwei Tagen schossen einige der Soldaten schon ganz zufriedenstellend.
    Der Pfeifer fragte Maradsche, der ihm wie ein Schatten ständig folgte, was sie mit den Gewehren
zu tun gedächten, wenn das Pulver aufgebraucht war.
Aber Maradsche lächelte nur vielsagend.
    Später ließ er eine Äußerung fallen, aus der Michel entnehmen konnte, daß der König und sein Läufer die Hoffnung hatten, der kluge alte Arzt könne auch auf diesem Gebiet helfen. Vielleicht konnte der Medizinmann ja ein Pulver schaffen, das sich als Schießpulver verwenden ließ. Michel war zwar sehr skeptisch, aber ganz von der Hand weisen konnte er den Gedanken nicht, wenn

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