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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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erschrocken ein paar Schritte zurückwich. Die Verzweiflung gewann plötzlich in Jehu die Oberhand, die Verzweiflung über sich selbst, die Verzweiflung über das Schicksal der Familie seiner geliebten Rachel, die Verzweiflung über seine Wehrlosigkeit gegen-über den Ebersteins und über die Schlechtigkeit der adligen Freibeuter.
    Er fand keinen anderen Ausweg, als dieser Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Da es für ihn nur eine Möglichkeit des Ausdrucks gab, nämlich Musik, so dröhnte jetzt das altersschwache Cembalo unter dem wuchtigen Anschlag seiner Hände.
    Das war zuviel des Guten. Waren die Gäste zu Anfang nur ein wenig ärgerlich gewesen, daß sie um den Genuß der gewohnten Musik kamen, so faßten sie das klassische Spiel des Musikers nunmehr als offene und bewußte Provokation auf. Eine vierschrötiger Schmied, der schon gewaltige Mengen Bier getrunken hatte, schob sich heran, legte Jehu seine Riesenpranken auf beide Schultern und zog ihn mit einem Ruck nach hinten, daß er rücklings vom Stuhl fiel. Dröhnendes Lachen begleitete den rohen Streich.
    In einer Ecke der Stube saßen sich an einem Tisch zwei Männer gegenüber. Es waren zwei Fremde, die heute nachmittag mit der Postkutsche gekommen waren und beim Krugwirt Wohnung genommen hatten. Die Haut des großen Bärtigen sah aus wie gegerbtes Leder. Über der Oberlippe prangte ein buschiger Schnurrbart. Kinn-und Backenpartie stachen merkwürdig von der Bräune des übrigen Gesichts ab. Sie waren viel heller, so, als habe der Mann bis vor kurzer Zeit einen Vollbart getragen. Er trank auch nicht wie die anderen Bier, sondern hatte einen Pokal mit Wein vor sich auf dem Tisch stehen. Neben dem Pokal aber lagen zwei mächtige Hände, gegen die die beiden des Schmiedes, der den schmächtigen Musiker soeben vom Stuhl gerissen hatte, wie Kinderhände schienen.
    Diesem Mann gegenüber saß ein anderer, zarter in der Erscheinung, aber nicht schwächlich. Auch seine Haut war braun. Auch er hatte dunkle Augen; aber sein Haar war im Gegensatz zu dem anderen nicht schwarz, sondern dunkelbraun. Sein Schnurrbärtchen war modisch gestutzt, wie es die vornehmen Spanier trugen. Im ganzen war er etwas kleiner als sein Gegenüber. Er besaß feingliedrige, nervige, aber nichtsdestoweniger kraftvolle Hände.
    Die beiden Fremden hatten anfänglich den Musiker gar nicht beachtet, als dieser hereinkam. Auch als er sein Spiel aufgenommen hatte, schenkten sie ihm keine besondere Aufmerksamkeit. Als aber dann plötzlich eine Bachsche Fuge erklang, hob sich der Blick des vornehm
    aussehenden Fremden interessiert. Und als die Akkorde immer mächtiger wurden, als die Gäste
    Krach machten, als der Musikant dann trotzdem fortfuhr, Bach zu spielen, ließ er kein Auge mehr von dem Cembalisten.
    Empörung trat in die, Augen des Fremden, als er sah, wie der vierschrötige Schmied den armen Musikus von seinem Schemel warf. Er erhob sich schnell und ging mit federnden Schritten auf den Rohling zu, der sich vor Lachen ausschütten wollte.
    Der andere folgte ihm etwas schwerfälliger. Er war ein wahrer Riese. Keiner der Anwesenden mochte ihm auch nur bis zum Kinn reichen.
    Der erste packte den Schmied beim Kragen, drehte ihn zu sich um und blitzte ihn mit zornigen
Augen an.
»Weshalb tatet Ihr das?«
    Der Schmied war verblüfft. Doch dann stemmte er die Hände in die Seiten und erwiderte frech: »Was geht Euch das an, Ihr Klugschnabel? Meint Ihr, ich komme in den Krug, um mir das Geklimper von dem dreckigen Juden anzuhören?«
    »Er spielt gut. Er ist ein großer Künstler. Und Ihr seid ein Hanswurst.« »Nehmt das zurück!« rief der Schmied aufgebracht.
    »Gern«, nickte der erste, »gleich, nachdem Ihr Euch bei dem Herrn Musikus entschuldigt habt.« In der Stube herrschte Schweigen. Die Gäste witterten eine Sensation. Das war mal etwas anderes als die ewigen Gespräche über den Landgrafen, seinen Baumeister du Ry und die hohen Steuern, die man zahlen mußte.
    »Ich — ich, der Schmied Peter Brumbach, soll mich bei diesem Lauser, bei diesem Tagedieb, bei
diesem knoblauchfressenden Hebräer entschuldigen?«
Der andere zuckte die Schultern.
    »Wenn Ihr das nicht tun wollt, so nehme ich auch nicht zurück, was ich gesagt habe.«
    Der Schmied, der vor Verblüffung fast vergessen hatte, wie es eigentlich zu der Forderung des
Fremden gekommen war, erinnerte sich jetzt wieder daran.
»Ich bestehe darauf, daß Ihr das zurücknehmt.«
»Besteht immerhin, es wird Euch nichts nützen.«
    Der

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