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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Spekulanten meisterte der alte Graf auch das. »Papperlapapp, spielt Euch nicht auf, Hirschfelder! Wißt genau, daß Ihr im Unrecht seid. Habe gedacht, Eure Tochter wäre ein passables Kind. Scheint aber nicht so, wenn sie nebenhinaus geht.«
    Jetzt konnte Rachel nicht mehr an sich halten. Mit einem Laut, wie ihn zu Tode getroffene Tiere ausstoßen, stürzte sie sich auf den Grafen. Mit ihren kleinen Fäusten versuchte sie, auf ihn einzuschlagen.
    Eberstein war so verblüfft, daß er vergaß, sich zu wehren. Er taumelte, als ihn die ersten Schläge
am Kopf trafen. Dann begann er zu zetern:
»Hexe . .. kleines Biest. . .«
    Dann, als er ihre Handgelenke endlich zu fassen bekommen hatte: »Richtige Frau für einen Dragoner. Draufgängerisch, parbleu, hat festes Fleisch, Euer Töchterchen, lecker wie junger Gänsebraten. Verflucht von Roßbach, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre...«
    Er stieß sie zurück. Taumelnd fiel sie in den Sessel, in dem sie bis vorhin gesessen hatte. Sie blieb nicht dort, sondern raffte sich wieder auf. Die Eltern, die nichts anderes dachten, als daß sie sich jetzt wieder auf den Grafen werfen würde, versuchten, sie zurückzuhalten. Aber sie ließ sich nicht halten. Sie riß sich los und stürzte an dem Grafen vorbei aus dem Zimmer. Frau Judith stieß kleine spitze Schreie aus. Der Ausdruck maßlosen Entsetzens stand auf ihrem Gesicht. Angst um ihre Tochter würgte ihr die Kehle zu. Ohne den Grafen auch nur eines Blickes zu würdigen, verließ sie das Zimmer, um nach Rachel zu sehen.
    Von einem der Dienstmädchen erfuhr sie, daß ihre Tochter auf die Straße gestürmt war. »Hihihi«, lachte der Graf, als er mit Abraham Hirschfelder allein im Zimmer war. »Nun, alter Herr, wie stellt Ihr Euch das Weitere vor? Ist doch ein verdammtes Ding, was sich Euer Fräulein Tochter da geleistet hat. Maitresse von einem Premierleutnant! Unerhörte Zumutung für meinen Sohn, parbleu.«
    Abraham Hirschfelders Herz schlug wie ein rasender Hammer. Die Schwäche, die er schon vorhin in den Knien gespürt hatte, ließ ihn nicht mehr los. Nur mit Mühe hielt er sich noch aufrecht. Auf die Kanten des Schreibtisches gestützt, murmelte er: »Was wollt Ihr? Sagt, was Ihr wollt.«
    »Nun, nun, fallt mir nicht gleich um, müßt doch ein offenes Wort ertragen, wenn Ihr solche Brut in die Welt gesetzt habt.«
    »Was wollt Ihr?« war das einzige, was Abraham flüstern konnte.
    »Hochzeit zwischen Eurer Tochter und meinem Sohn kommt ja nun wohl nicht mehr in Frage. Wollte das nur klarstellen. Um aber Skandal zu vermeiden, schlage ich Euch eine kleine Entschädigung für Rudolf vor.«»Wieviel?« hauchte Hirschfelder.
    »Na, will großzügig sein, macht die dreißigtausend voll. Siebentausend habt Ihr schon bezahlt,
für den Ring. Noch dreiundzwanzigtausend also. Will mich damit zufriedengeben.«
»Drei — und — dreiundzwanzigtausend?«
»Na, hört Mann, Kleinigkeit für Euern Geldbeutel.«
»Unmöglich!«
    »Gut, könnt wählen. Entweder die Dukaten oder einen Prozeß.«
    »Ich — ich — ich habe — keine dreiundzwanzigtausend Dukaten.«
    »Wollt mir doch nicht weismachen, daß Ihr ein armer Mann seid?«
    »Aber — aber — dreiundzwanzigtausend — — hat man doch nicht flüssig.«
    »Ach so, Ihr habt nicht soviel Bargeld! Nun, parbleu, ich will großzügig sein. Sagt, wieviel Dukaten ich kassieren kann. Den Rest könnt Ihr entweder in Diamanten oder auch in baren Raten entrichten. Sollt wissen, daß die Ebersteins immer großzügige Leute sind.«
    »Gut — gut«, flüsterte Hirschfelder mit letzter Anstrengung. »Ihr — Ihr — erhaltet — das
Geld.«
»Wann?« fragte der Graf scharf.
    Abraham wankte um seinen Schreibtisch herum, griff in die Lade, nahm einen Schlüssel heraus und ging hinüber, dorthin, wo der Sekretär stand. Er schloß ein Fach auf, nahm einen Beutel heraus und legte ihn mit zitternden Händen auf den Tisch.
    »Das — das da — ist — ist alles, was ich an Barmitteln — zur Zeit im Hause habe.«
»Wieviel?« fragte der Graf.
»Achttausendzweihundertfünfzig.«
    Der alte Eberstein nahm erfreut den Beutel auf. Mit zufriedenem Lächeln wog er ihn in der Hand.
    »Nun«, meinte er, »achttausend sind ein hübsches Sümmchen. Bleiben noch fünfzehntausend. Bin ein einsichtiger Mensch. Könnt Euch damit zwei Monate Zeit lassen.«
    »Achttausendzweihundertfünfzig«, wandte Abraham Hirschfelder ein.
    »Nicht doch, achttausend. Ein paar Dukaten Spesen müssen für mich schließlich auch

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