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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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»siehst du, wohin die Rache führt? — Ja —, ja, vierzig — Jahre — hat es gedauert — nun ist es — zu spät.«
    Abd el Ata schloß die Augen. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Dann fiel sein Kopf zurück. —
    Zwei Tage später waren die übrigebliebenen sieben wieder an jener Stelle, an der Ojo und Michel mit dem kranken Tscham sie verlassen hatten. Um dem Pfeifer zu folgen, mußten sie seine Spur finden. Aber so sehr sie sich auch mühten, der Urwald hatte das letzte Anzeichen der Berührung durch einen Menschen ausgemerzt. Nirgends wies eine geknickte Liane oder ein zertretener Halm den Weg. Nichts war von den dreien übriggeblieben als der Hauch eines Gedankens.
    Hassan ließ die Schultern hängen. Sein Blick ging in die Weite. Gar zu gern hätte er mit dem Pfeifer über Abd el Ata gesprochen. Gar zu gern hätte er vom Pfeifer gewußt, warum Abd el Ata vierzig Jahre gebraucht hatte, etwas zu erkennen, das die Leute in Frankistan sicher schon in frühester Jugend wußten.
    Der arme Hassan konnte nicht ahnen, daß die Geister in Frankistan ebenso verwirrt waren wie anderswo in der Welt, daß es nur einigen wenigen gegeben war, mit klarem Verstand um sich zu blicken. Und daß zu diesen wenigen Ausnahmen in Frankistan eben der Pfeifer gehörte. »Was nun?« fragte einer der sieben Einsamen. »Ja, was nun?« war Hassans ausweglose Antwort.
    Nach langem Hin und Her entschlossen sie sich endlich, den Weg, den sie gekommen waren, zurückzureiten. Was für ein Weg würde es sein? War es für Hassan der Weg, den Abd el Ata, wahrscheinlich in der Vorahnung seines Todes, vorgezeichnet hatte?
    Der Klang der sich nach Osten entfernenden Hufschläge hallte noch lange auf dem Gestein der Lavastraße wider.

    5

    Dort, wo die von den Eingeborenen strikt eingehaltene Grenze zwischen dem Kirua- und dem Moschiland war, saß in einer Strohhütte der Königsläufer Maradsche und spähte in das ihm vorgelagerte Land.
    Die Kirua gehörten wie die Moschi zu den Wadschagga. Alle in dieser Gegend wohnenden Wadschaggastämme hatten Aradman, den Häuptling der Moschi, als ihren Oberkönig anerkannt. Sie waren von seiner Weisheit und Klugheit überzeugt und fühlten sich wohl unter seinem Schutz.
    Maradsche trat jetzt aus der Hütte und hielt die Hand über die Augen, um sie vor der sengenden Sonne zu schützen. Weiter unten im Tal, im Land der Kirua, nahm er einen schwarzen, kleinen, sich auf ihn zu bewegenden Punkt wahr. Angestrengt spähte er hinab.
    Es mochte wohl eine Viertelstunde vergangen sein, als er klar erkennen konnte, daß sich dort unten ein Mensch näherte. Dieser Mensch, ebenso nackt wie Maradsche, eilte in einem für Europäer unvorstellbaren Lauftempo die mit saftigen grünen Matten überzogenen Hänge empor, bis er die Späherhüte Maradsches erreichte. Diese Hütte war sozusagen die Nachrichtenzentrale des Königs Aradman, in der alle Nachrichten aus der Umgegend zusammenliefen, um, sorgfältig ausgewählt, von dem Königsläufer dem König in Abständen von je nach Wichtigkeit ein, zwei oder drei Tagen unterbreitet zu werden. Der Ankömmling war ein Kiruakrieger.
    »Setz dich und ruhe dich aus«, sagte Maradsche. »Dein Lauf war zu schnell. Du wirst krank werden, wenn du dich des öfteren so überanstrengst.«
    Der Kirua nickte, ließ sich nieder und rang nach Atem. Man sah ihm an, daß er eine äußerst wichtige Meldung zu überbringen hatte. Aber noch gestattete ihm seine keuchende Lunge nicht, sie in klare Worte zu fassen.
    Endlich, nachdem er sich wohl fünf Minuten lang verschnauft hatte, begann er zu sprechen, hastig und abgerissen:
    »Krokodilfluß — — viele bärtige Männer — bauen schwimmenden Teppich aus Holz —— haben alle gezähmte Zebras — — dann überqueren den Fluß auf schwimmendem Teppich — — und nun auf dem Wege nach hier.« Der Kirua hielt erschöpft inne. Maradsche krauste die Stirn. »Wie viele waren es?« fragte er. Der Kirua hob seine beiden Hände und öffnete sie viermal. »Vierzig Männer?« fragte Maradsche ungläubig. Der Kirua nickte eifrig. »Und sie wurden nicht von den Krokodilen angegriffen?«
    »Doch, doch, aber unsere Wächter kamen nicht auf den hölzernen Teppich. Die Fremden hatten
Feuerrohre, aus denen Blitz und Donner aufstiegen. Jedesmal, wenn sie donnerten, war ein
Krokodil tot.«
»Hatten sie eine helle Hautfarbe?«
    »Heller als wir; aber nicht so hell wie die Fremden, die vor ein paar Monaten in der Königsstadt zu Besuch waren. Sie sahen aus, als

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