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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Hoffnung auf seine Rettung schon fast aufgegeben. Nur hin und wieder zeigte ein Zucken des kranken Körpers an, daß noch Leben in ihm war. »Wie weit, Señor Doktor, meint Ihr, müssen wir noch reiten?« »Einen halben Tag noch, denke ich.« Ojo nickte stumm und warf einen Blick auf Tscham.
    Sie waren zwischen dem Pareegebirge und dem Dschi-pesee hindurch geritten, hatten die Papyrussümpfe durchquert, waren dann in das Tal eingeritten, das sich neben der Königsstadt nach Norden zog, und strebten nun, die grasbewachsene Bergwand, die sie noch von der Stadt Aradmans trennte, zu erklimmen. Da der Hang sanft anstieg, blieben sie auf den Pferden.
    »Haben noch eine ganz schöne Kletterpartie vor uns«, brummte Ojo.
»Und drüben wieder hinunter«, stimmte Michel zu.
Tscham war nur noch ein Schatten seiner selbst.
»Werdet Ihr ihn durchbringen, Señor Doktor?«
Michel wiegte bedenklich das Haupt. Dann meinte er:
    »Im allgemeinen glaube ich nicht an Wunder. Doch hoffe ich sehr, daß diesmal eins geschieht.« »Vielleicht kennen die Medizinmänner des Königs ein Mittel gegen das Fieber«, warf Ojo ein. »Möglich.«
    Die Pferde blieben plötzlich stehen. Ojos Gaul brach vorn in die Knie. »Absteigen«, befahl Michel.
    Dann führten sie die Tiere am Zügel weiter. Es schien den beiden Gäulen schwerzufallen, die Bahre mit Tscham zu tragen.
    »Das hätte uns noch gefehlt«, schimpfte Ojo, »daß ihr Biester kurz vor dem Ziel schlappmacht.« »Es sind keine Esel«, sagte Michel. »Sie haben die Urwälder überwunden, sind uns über Sumpfpfade gefolgt, und haben uns in Gegenden getragen, die noch keines Weißen Fuß betrat. Einmal müssen selbst die edelsten Pferde ausgepumpt sein. Und diese sind nicht einmal edel.« Schritt für Schritt zogen sie dahin. Immer näher kamen sie dem Gipfel. Ohne daß sie es merkten, beschleunigten sie ihren Gang. Das Wissen um die jenseits liegende Stadt wirkte wie ein Magnet auf sie.
    Nach zwei Stunden waren sie oben. Wieder wurden sie, wie beim erstenmal, durch den lieblichen Anblick, der sich ihnen bot, versöhnt. Dort lag sie, die Perle des Dschaggalandes, die Stadt des Königs Aradman. Geschäftig sah man die Bewohner in den Straßen hin und her eilen. Das an den Fels geschmiegte Strohschloß beherrschte das Gesamtbild.
    Auch die Tiere schienen alle Müdigkeit vergessen zu haben. Es war, als drängten sie zum Weitergehen. Michels Brauner jedenfalls stupste den Pfeifer mit der Schnauze an der Schulter. Ja, dort unten gab es klares Quellwasser.
    »Los, Diaz, wir werden auch das letzte Stück noch hinter uns bringen.«

    8

    Zur selben Zeit eilte der leichtfüßige Königsbote Maradsche über den westlichen Hang. Am Fuße angekommen, verschnaufte er einen Augenblick. Hätte er, wie es sonst seine Gewohnheit war, innegehalten, um die Schönheit der Gegend zu genießen, so wären ihm die zwei Reiter am jenseitigen Hang nicht entgangen. Aber heute bedrängte ihn zu viel, als daß er Zeit auf einen Blick in die Schönheit verschwendete. Wenige Minuten später stand er vor dem Schloß.
    Er brauchte nicht zu warten. Für ihn war der König immer zu sprechen. Er, der Mann, der die Nachrichten brachte, war eines der wichtigsten Glieder der Staatsmacht. Nachrichten, das heißt Neuigkeiten, gehörten in der Königsstadt zum Alltagsleben wie in jedem zivilisierten Land der Welt. Was dem König geeignet schien, daß es dem Volk mitgeteilt werde, wurde jeweils vor Einbruch der Dämmerung durch drei Ausrufer verkündet. Und es gab wohl keinen Bürger in dieser Stadt, der dem, was draußen in der anderen Welt vorging, nicht begierig lauschte. Maradsche stand in der großen Audienzhalle. Aradman trat ein und begrüßte ihn herzlich. »Deine Augen schauen ernst drein, Maradsche. Deine Stirn trägt viele Falten. Deine Lunge pfeift vom schnellen Lauf. Deine Nachricht scheint nicht gut zu sein.«
    »Du hast recht, mein König. Vielleicht ist es die schlechteste Nachricht der letzten hundert Jahre.«
    Aradmans Stirn umwölkte sich. Auch auf sein Antlitz trat der Ausdruck der Sorge.
    »Sprich, Maradsche. Wir wollen uns nicht aufhalten.« »Es ist Gefahr im Verzüge. Ein Heer wildaussehender, bärtiger Männer hat den Fluß der Krokodile überschritten. Sie sind dabei, in unser Land einzudringen.«
    »Wie viele?« fragte Aradman kurz. »Vier mal zehn, mein König.« Aradmans Züge hellten sich auf.
    »Vierzig Männer? Und deswegen hast du so große Sorge? Was sind vierzig Männer gegen
unsere Armee? Wir können

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