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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft
Autoren: Berndt Guben
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»Ich sagte bereits, daß es unmöglich ist.«
    »Dann macht es möglich.« Michels Stimme wurde um eine Nuance schärfer. Seine Augen blitzten zornig. Er hatte zwar durchaus nicht die Absicht, sich von den Unverschämtheiten Ebersteins aus der Fassung bringen zulassen, gedachte aber, das Gespräch so sehr wie möglich abzukürzen. Es gelüstete ihn keineswegs nach einem unfruchtbaren Wortgeplänkel mit dem Grafen.
    Ebersteins Antwort bestand abermals in einem Achselzucken. Er wanderte ein paar Schritte in der Bibliothek auf und ab und ließ sich dann in einen Sessel nieder. Sein Gesicht hatte einen unbeteiligten Ausdruck.
    Er erschien Michel wieder ganz wie der frühere blasierte Rittmeister.
»Habt Ihr sonst noch etwas zu sagen?« fragte der Graf.
Michel trat dicht vor ihn hin.
»Was — was wollt Ihr?«
    »Ich werde Euch so lange ohrfeigen, bis Ihr gewillt seid, meinem Vetter die Freiheit wiederzugeben.«
    Eberstein fuhr erschrocken zurück, so weit dies noch möglich war und ihn die Lehne des Sessels
nicht daran hinderte.
»Seid Ihr des Teufels, Mensch?«
    »Ich nicht«, sagte Michel. »Wenn hier vom Teufel die Rede sein kann, so nur im
    Zusammenhang mit Euch. Aber hört zu; ich habe noch einen anderen Vorschlag. Ich weiß, daß Ihr ein widerliches Subjekt seid und eigentlich an den Galgen gehört; aber ich weiß auch, daß ich mich hier in Kassel nicht so frei bewegen kann, wie ich gern möchte. Deshalb mache ich Euch den Vorschlag, von dem ich eben sprach.«
    »Spart Euch Eure Vorschläge. Euer Vetter kommt auf die Festung. Er hat einen Zivilisten begünstigt, der seinen Abteilungskommandeur angriff.«
    »Verdreht Ihr die Tatsachen schon wieder? Wart nicht Ihr es, der angegriffen hat?« Eberstein lachte hämisch.
    »Erscheint doch vor Gericht und sagt das aus, Ihr tapferer Held.«
    »Werde mich hüten«, antwortete Michel. »Nun hört meinen Vorschlag an. Wenn Ihr ihn nicht annehmen wollt, so bleibt mir anschließend immer noch Zeit, Euch so lange zu ohrfeigen, bis Ihr es auch ohne Gegenleistung von meiner Seite tun würdet.« »Ah, Ihr sprecht von einer Gegenleistung?«
    »Ja. Ich will meinen Vetter von Euch zurückkaufen. Hier Geld, da die Freiheit.«
    »Pah«, sagte Eberstein. »Behaltet Eure paar Dukaten immerhin. Den Genuß meiner Rache würden sie so und so nicht aufwiegen.«
    Michel holte aus und schlug zu. Die Umrisse seiner Hand färbten sich rot auf Ebersteins Wange ab. Eberstein wollte aufspringen, konnte aber nicht. Michel hielt ihn am Kragen gepackt und drückte ihn in den Sessel.
    »Wollt Ihr kein Geld, so müßt Ihr mit Schlägen vorliebnehmen. Sie werden Euch besser
bekommen als einige tausend Dukaten.«
»Halt!« kam da eine Stimme von der Tür her.
Die Köpfe der beiden Männer fuhren herum. Im Rahmen der Tür stand mit zersausten Haaren
und einer Pistole in der Hand der alte Graf.
»Schieß, Papa!« kreischte Rudolf.
    Michel war schon in tausend gefährlicheren Situationen gewesen. So meisterte er auch diese. Mit einem Ruck riß er Eberstein hoch und hielt ihn sich wie einen Schild vor die Brust. »Wollt Ihr noch, daß Euer lieber Herr Papa schießt?«
    Rudolf von Eberstein sträubte sich mit Händen und Füßen. Aber der eisernen Umklammerung
Michels vermochte er nicht zu entgehen. In den Armen dieses Mannes war er eine willenlose
Puppe.
»Laß Er meinen Sohn los!« zeterte der Alte.
»Werf Er die Pistole weg!« rief Michel lachend.
»Er Frechling, Er!«
Michel kümmerte sich nicht mehr um ihn.
»Nun sagt, Eberstein, wollt Ihr dieses Geschäft mit mir machen? Ich zahle gut für die Freiheit
meines Vetters. Und - Ihr seid doch käuflich.«
»Nein! Nein! Nein!« schrie Rudolf bebend vor Wut.
Der Alte im Türrahmen hatte aufgehorcht. Sprach dieser schreckliche Pfeifer von Geschäften?
»Wenn ich recht verstanden habe«, mischte er sich ein, »wolltet Ihr ein Geschäft mit meinem
Sohn besprechen?«
»Ganz recht«, erwiderte Michel. »Aber er will nicht.«
    Der Alte kam ins Zimmer hinein, wandte sich dem Tisch zu und legte die Pistole dort hin. Dann drehte er sich um und ging hinüber zu den Bücherregalen.
    »Ihr seht, daß ich jetzt unbewaffnet bin. Laßt meinen Sohn los. Wir sprechen in Ruhe über Euern Vorschlag.«
    Michel tat, was der Alte wünschte, war aber mit einem Satz an dem Tisch, auf dem die Pistole
lag. Er ergriff sie und steckte sie zu sich. In Gesellschaft dieser Burschen war man nie vor einer
Hinterhältigkeit sicher.
»So«, meinte er dann, »jetzt können wir
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