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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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haben.«
    »Nun, darum wirst du ja wohl wenigstens nicht verlegen sein. Also sieh zu, daß sie verschoben
wird. Sie sollen den Termin eine Woche später ansetzen. Bis dahin wissen wir dann, ob wir
verloren oder gewonnen haben.«
»Und was soll in der Zwischenzeit geschehen?«
»Wir müssen deinen Freund, den Pfeifer, ausschalten.«
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Das kann man später noch erörtern. Zuerst müssen wir ihn einmal haben.«
    »Ich — ich — ich weiß nicht recht. Ich habe Befürchtungen. Sowohl Richard Baum als auch Charlotte haben gehört, wie ich ihm mein Ehrenwort gab, nichts gegen ihn zu unternehmen. Ein gebrochenes Ehrenwort aber unter Zeugen gegeben, steht einem höheren Offizier schlecht zu Gesicht.«
    Der Alte schob diesen Einwand mit einer nachlässigen Handbewegung zur Seite. Er erschien ihm so unwichtig, daß er erst gar nicht Worte darüber zu verlieren brauchte. »Wir werden schon sehen.«
    An diesem Abend ging es im Kasino hoch her. Die Offiziere Ebersteins feierten den Geburtstag irgendeines Kameraden. Das war auch für den Grafen ein Grund, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken. Und obwohl die meisten der blitzblank geschniegelten Herren knapp bei Kasse waren, floß der Champagner in Strömen.
    Es war spät geworden, als Eberstein nach Hause kam. Sein Gang war unsicher; aber es war zuviel, wenn man behaupten wollte, er wäre betrunken gewesen. Auch im Suff zeigte er Haltung. Das mußte man ihm lassen.
    In der Bibliothek brannten noch die Kandelaber. Rudolf von Eberstein trat ein, weil er seinen Vater dort wähnte.
    Er schien sich auch nicht getäuscht zu haben. In dem Sessel, der mit der Lehne der Tür
zugerichtet war, saß ein Mensch.
»Guten Abend«, sagte Eberstein.
Der Mann erhob sich. Schlagartig drehte er sich um.Eberstein erstarrte.
»Ihr — Ihr seid es? — Wie kommt Ihr hierher?«
»Durch die Tür«, erwiderte der Pfeifer.
»Hat — hat Euch das Personal nicht...«
»Euer Personal scheint aus lauter Schlafmützen zu bestehen.«
Eberstein wurde rasch nüchtern.
    »Ich muß mir verbitten, daß Ihr unangemeldet unser Haus betretet.«
    »Ihr könnt Euch verbitten, was Ihr wollt. Es ist kaum anzunehmen, daß ich mich danach richten
werde. Ich hätte mir Euch gegenüber so viel zu verbitten; aber ich tue es nicht; denn ich sehe die
Fruchtlosigkeit solchen Unterfangens ein.«
»Unverschämter!« entfuhr es Eberstein.
    Der Pfeifer trat ruhig auf ihn zu. Eberstein nahm wahr, daß er bewaffnet war. Ein Degen, jener Degen, den er, Eberstein, an den alten Baum zurückgegeben hatte, hing an der Seite des Pfeifers. Michel fing den Blick auf.
    »Ja, ja«, sagte er nicht ohne Spott, »Ihr braucht es gar nicht erst zu versuchen. Diesmal bin ich besser vorbereitet.«
    Eberstein ließ seine Waffe stecken. Was tut der Feige, wenn es ihm an Mut gebricht? Er ficht mit
Worten. So auch Eberstein.
»Ihr seid ein ganz vermaledeiter Schurke.«
    »Halt«, sagte Michel, »Ihr braucht nicht zu glauben, daß ich gekommen bin, um Eure
    Beschimpfungen anzuhören. Ihr werdet Euch vorstellen können, daß ich Euer Haus nicht ohne
wichtigen Anlaß betrete.«
»Was wollt Ihr denn?«
»Das wißt Ihr so gut wie ich.«
    Eberstein versuchte es jetzt auf eine andere Weise.
    »Nun«, meinte er und gab seiner Stimme im Verlauf des Folgenden einen ironisch gefärbten Klang, »ich weiß, daß ich mich nicht mit Euern Fähigkeiten messen kann. Daher ist mir auch das Hellsehen fremd. Ihr werdet also schon sagen müssen, was Ihr zu dieser Stunde von mir wollt.« »Wenn Ihr Euch dumm stellt, dann bitte. Ich wollte Euch warnen. Stellt Eure Intrigen ein, gleichgültig ob sie gegen mich selbst oder gegen meine Familie gerichtet sind. Ich dulde nicht, daß Ihr aus Rache gegen mich meinen Vetter in Euerm Gefängnis schmachten laßt. Gebt ihn frei.« Eberstein zuckte die Achseln.
    »Ihr seid immer ein schlechter Soldat gewesen. Deshalb wäre es auch zuviel verlangt, Euch zumuten zu wollen, das Reglement zu kennen. Bereits im Lauf des heutigen Tages hat die erste Verhandlung gegen Euern Vetter stattgefunden. Ich war erstaunt, daß sie so ruhig verlaufen ist. Ich habe eigentlich damit gerechnet, daß Ihr auf irgendeine Weise eingreifen würdet.« »So, habt Ihr.«
    »Wie sollte ich nicht, scheint Ihr doch dazu geboren zu sein, die Ruhe anderer Leute zu stören!« »Wozu ich geboren bin, das laßt meine Sorge sein. Jedenfalls verlange ich von Euch, daß mein Vetter so schnell wie möglich wieder auf freien Fuß gesetzt wird.«

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