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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Seans Lächeln, als sie seinen Blick bemerkte. Offensichtlich amüsierte auch sie sich bestens.
    Malcolm nippte mit prüfender Miene an dem Wein. »Nicht schlecht für einen 86er Napa Valley«, meinte er. Dann stellte er das Glas ab und sah Sean direkt an. »Ich leide nicht nur nicht mehr an den Symptomen meines Hirntumors, ich fühle mich überhaupt großartig. So gut wie seit Jahren nicht mehr. Wahrscheinlich vergleiche ich es immer mit der Zeit vor der Immuntherapie, und die war die reinste Hölle. Viel mehr hätte wirklich nicht schiefgehen können. Zuerst hatte ich eine Knieoperation, die auch kein Spaß war. Dann bekam ich eine Gehirnentzündung und zuletzt den Hirntumor. Dieses Jahr geht es mir prächtig. Nicht mal eine Erkältung.«
    »Sie hatten eine Enzephalitis?« fragte Sean, und seine Gabel blieb in der Luft stehen.
    »Ja«, erwiderte Malcolm. »Ich war ein medizinisches Wunder. Als Patient hätte ich allein für ein ganzes Medizinstudium gereicht. Ich hatte heftige Kopfschmerzattacken, Fieber und habe mich allgemein beschissen gefühlt, und…« Malcolm beugte sich vor und sprach hinter vorgehaltener Hand. »Außerdem hatte ich beim Pissen immer so ein Brennen in meinem Schwanz.« Er warf den Frauen einen kurzen Blick zu, um sicherzugehen, daß diese ihn nicht gehört hatten.
    »Woher wußten Sie, daß es eine Enzephalitis war?« fragte Sean und legte die volle Gabel wieder auf den Teller.
    »Nun, die Kopfschmerzen waren das schlimmste«, sagte Malcolm. »Ich bin zu meinem Internisten gegangen, der mich ins Columbia Presbyterian Hospital überwiesen hat, weil die auf seltene exotische und tropische Krankheiten spezialisiert sind. Dort wurde ich von irgendwelchen Kapazitäten untersucht, die dann auch als erste den Verdacht hatten, es könne sich um eine Enzephalitis handeln, was die dann mit irgendeiner neuen Methode namens Polymerase irgendwas bewiesen haben.«
    »Polymerase-Kettenreaktion«, sagte Sean wie in Trance. »Was für eine Art Enzephalitis war es denn?«
    »Sie haben es immer SLE genannt«, antwortete Malcolm. »Das ist die Abkürzung für St.-Louis-Enzephalitis. Die Ärzte waren ziemlich überrascht und meinten, diese Krankheit wäre in unseren Breiten praktisch ausgerottet. Aber ich war viel auf Reisen. Wie dem auch sei, es war eine milde Enzephalitis, und nach ein paar Tagen Bettruhe fühlte ich mich wieder kerngesund. Und dann zwei Monate später, peng! bekam ich einen Hirntumor. Ich dachte, das war’s. Und meine Ärzte oben im Norden haben das auch gedacht. Zuerst hatten sie angenommen, daß ein Tumor von einem anderen Organ wie dem Dickdarm oder der Prostata gestreut hätte. Aber als die sich als völlig gesund entpuppten, hat man den Hirntumor biopsiert, und der Rest ist Geschichte.«
    Malcolm nahm einen weiteren Happen, kaute und schluckte, nippte an seinem Wein und sah dann wieder Sean an. Der hatte sich nicht bewegt. Er saß da wie vom Donner gerührt. Malcolm beugte sich über den Tisch und sah ihm direkt in die Augen. »Alles in Ordnung, junger Freund?«
    Sean blinzelte, als würde er aus einer Hypnose erwachen. »Mir geht es gut«, stammelte er und entschuldigte sich dann eilig, daß er so abgelenkt gewirkt habe, was er mit Malcolms unglaublicher Geschichte zu erklären suchte. Er bedankte sich überschwenglich für dessen Bereitschaft, sie ihm zu erzählen.
    »Aber mit dem größten Vergnügen«, sagte Malcolm. »Wenn ich zur Ausbildung von Medizinstudenten beitragen kann, gibt mir das das Gefühl, ein wenig von dem, was ich Ihrer Zunft schulde, zurückzugeben. Ohne Ihren Mentor Dr. Mason und seine Kollegin Dr. Levy würde ich heute nicht hier sitzen.«
    Dann widmete sich Malcolm den Damen, und während alle außer Sean ihren Teller leer aßen, wandte sich das Gespräch der Stadt Naples zu und der Frage, warum die Betancourts sich entschieden hatten, gerade hier zu bauen.
    »Wie wär’s, wenn wir das Dessert auf der Terrasse über dem Pool servieren lassen«, schlug Harriet vor, nachdem die Teller abgeräumt worden waren.
    »Es tut mir leid, aber ich fürchte, den Nachtisch müssen wir auslassen«, sagte Sean, der sich zum ersten Mal nach längerem Schweigen wieder zu Wort meldete. »Janet und ich hatten in letzter Zeit schrecklich viel Arbeit. Ich fürchte, wir müssen zurück ins Hotel, bevor wir im Stehen einschlafen. Stimmt’s, Janet?«
    Janet nickte und lächelte schüchtern, doch es war bestimmt kein Lächeln freudiger Zustimmung, sondern eher der verzweifelte Versuch,

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