Tödliche Geschäfte
Ausschau«, mahnte er.
Wayne nickte. »Das tue ich schon die ganze Zeit«, versicherte er ihm.
Sie fuhren vier oder fünf Meilen in südlicher Richtung, bevor sie sich nach Westen Richtung Küste wandten. Schließlich landeten sie auf dem Gulf Shore Boulevard.
»Die Gegend ist jedenfalls deutlich dichter besiedelt«, bemerkte Wayne. Die Straße wurde auf beiden Seiten von Apartmenthochhäusern mit gepflegten Vorgärten gesäumt.
Sie fuhren noch ein Stück weiter, bis sie bemerkten, wie der Pontiac in die höher gelegene Einfahrt des Edgewater Beach Hotels bog. Die Limousine hielt am Straßenrand und bog dann in eine Zufahrt ein, die unter das Gebäude führte. Auch Sterling parkte den Wagen schräg gegenüber der Auffahrt und schaltete den Motor aus. Sie konnten beobachten, wie Sean auf der Auffahrt den Abtransport des Gepäcks aus dem Kofferraum des Pontiac dirigierte.
»Ein nettes kleines Hotel«, bemerkte Wayne. »Nicht ganz so protzig.«
»Lassen Sie sich nicht von der Fassade täuschen«, sagte Sterling. »Durch meine Verbindungen in Bankierskreisen weiß ich, daß der Laden von einem liebenswürdigen Schweizer gekauft worden ist, der eine gewisse europäische Eleganz eingeführt hat.«
»Glauben Sie, daß Tanaka hier zuschlagen wird?« fragte Wayne.
»Ich vermute, er hofft, daß Sean und seine Begleiterin ausgehen, damit er sie in einem einsamen Winkel in die Enge treiben kann.«
»Wenn ich mit der Biene unterwegs wäre, würde ich die Tür verriegeln und den Zimmer-Service bestellen.«
Sterling griff zum Autotelefon. »Wo wir gerade von Mr. Murphys Begleiterin sprechen, mal sehen, was meine Kontaktleute in Boston über sie in Erfahrung gebracht haben.«
9
Samstag, 6. März, 19.50 Uhr
»Das Zimmer ist wirklich traumhaft,« sagte Janet, während sie die großen Fensterläden aus Tropenholz öffnete.
»Fast wie ein Ausläufer des Strands«, meinte Sean, der sich neben sie gestellt hatte. Sie befanden sich im dritten Stock. Der Strand war bis ans Wasser beleuchtet, und direkt unter ihnen parkte eine Reihe Strandbuggies.
Beide versuchten, das verstörende Erlebnis mit dem verrückten Angreifer am Strand zu verdrängen. Zunächst hatte Janet darauf bestanden, nach Miami zurückzufahren, aber Sean hatte sie überredet zu bleiben. Was immer die Erklärung für die seltsame Episode sein mochte, hatte er gemeint, sie läge nun hinter ihnen, weswegen sie, nachdem sie die lange Fahrt nach Naples gemacht hatten, ihr Wochenende auch ein wenig genießen sollten.
»Laß uns in die Gänge kommen«, mahnte er sie. »Malcolm Betancourt erwartet uns in vierzig Minuten.«
Während Janet duschte, versuchte Sean erneut, Brian zu erreichen, und mußte fluchend ein weiteres Mal mit dem Anrufbeantworter vorliebnehmen. Wieder hinterließ er eine Nachricht für seinen Bruder, in der er ihm erklärte, er könne die zuvor angegebene Telefonnummer vergessen. Statt dessen nannte er die Nummer des Edgewater Beach Hotels sowie ihre Zimmernummer und fügte noch hinzu, daß er und Janet jetzt zum Essen ausgehen würden, Brian ihn aber später, egal zu welcher Uhrzeit, auf jeden Fall noch anrufen solle, weil er ihn unbedingt sprechen müßte.
Dann rief er bei den Betancourts an, um zu sagen, daß sie sich möglicherweise ein paar Minuten verspäten würden. Mr. Betancourt versicherte ihm, daß das kein Problem sei, und bedankte sich für den Anruf.
Janet war noch immer im Bad, als Sean sich auf die Bettkante setzte und den Revolver hervorzog, die er am Strand aufgehoben hatte. Er ließ den Zylinder aufschnappen und schüttelte den Sand heraus. Es war eine uralte 38er Smith and Wesson - Detective Special, geladen mit vier Patronen. Sean schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, wie knapp er dem Tod entronnen war. Auch die Ironie, von jemandem gerettet worden zu sein, den er seit ihrer ersten Begegnung nicht ausstehen konnte, entging ihm nicht.
Er ließ den Zylinder des Revolvers wieder zuklappen und steckte die Waffe unter sein Hemd. In den letzten Stunden hatte es zu viele Beinahe-Katastrophen gegeben, als daß er sich die Chance entgehen lassen wollte, sich zu bewaffnen. Sean spürte, daß etwas Seltsames im Gange war, und wie jeder gute medizinische Diagnostiker versuchte er alle Symptome auf eine einzige Ursache zu beziehen. Sein Instinkt sagte ihm, daß er die Waffe für alle Fälle behalten sollte. Innerlich zitterte er noch immer bei dem Gedanken an das Gefühl völliger Hilflosigkeit, das er, kurz bevor die
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