Tödliche Geschäfte
Masons Stimme müde und schläfrig klang, schien er erfreut, von Sterling zu hören.
»Ich habe das Tanaka-Sushita-Problem gelöst«, verkündete Sterling. »Wir haben zur Bestätigung sogar ein Fax aus Tokio bekommen. Sie werden Mr. Murphy nicht entführen. Er kann am Forbes-Zentrum bleiben, wenn Sie persönlich dafür garantieren, daß er keinen Zugang zu patentierbaren Geheimnissen hat.«
»Diese Garantie kann ich nicht geben«, sagte Dr. Mason. »Es ist bereits zu spät.«
Sterling war zu überrascht, um zu antworten.
»Es gibt eine neue Entwicklung«, erklärte Dr. Mason. »Sean Murphys Bruder Brian ist hier in Miami aufgetaucht, weil er sich Sorgen um Sean macht. Da er nicht in der Lage war, ihn aufzuspüren, hat er sich mit mir in Verbindung gesetzt und mich darüber informiert, daß Sean Murphy von der Polizei gesucht wird, und zwar im Zusammenhang mit einem Einbruch in ein Bestattungsinstitut und der unerlaubten Entnahme eines Gehirns aus einer der Leichen.«
»Hat dieses gestohlene Gehirn vielleicht irgend etwas mit dem Forbes-Zentrum zu tun?« fragte Sterling.
»Allerdings«, erwiderte Dr. Mason. »Die Verstorbene war eine Patientin der Forbes-Klinik. Sie war eine unserer Medulloblastom-Patientinnen, der erste Todesfall, wie ich vielleicht hinzufügen sollte. Das Problem ist nun, daß unsere Behandlungsmethode noch nicht patentiert ist.«
»Sie wollen sagen, daß Sean Murphy im Besitz patentierbarer Geheimnisse ist, solange sich dieses Gehirn in seinen Händen befindet?«
»Genau«, sagte Dr. Mason. »Wie üblich haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe den Sicherheitsdienst bereits angewiesen, Mr. Murphy den Zutritt zu unseren Labors zu verwehren. Jetzt möchte ich, daß Sie dafür sorgen, daß er der Obhut der Polizei übergeben wird.«
»Das könnte sich als schwierig erweisen«, sagte Sterling. »Mr. Murphy und Miss Reardon sind verschwunden. Sie haben zwar ihre Sachen im Hotel zurückgelassen, aber ich gehe nicht davon aus, daß sie vorhaben zurückzukommen. Es ist jetzt nach zwei Uhr nachts. Ich fürchte, ich habe die beiden unterschätzt. Nachdem ich sie vor der Verschleppung gerettet hatte, war ich davon ausgegangen, daß sie so erleichtert sein würden, daß sie die weiteren Geschehnisse völlig passiv über sich ergehen lassen würden. Aber ganz im Gegenteil. Ich vermute, sie haben ein Auto requiriert und sind weggefahren.«
»Ich will, daß Sie sie finden«, sagte Dr. Mason.
»Ich weiß Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten zu schätzen«, erwiderte Sterling. »Aber das ist ein neuer Auftrag. Ich denke, Sie täten besser daran, einen gewöhnlichen Privatdetektiv zu engagieren, dessen Honorar beträchtlich geringer sein dürfte als meins.«
»Ich will, daß Sie an der Sache dranbleiben«, sagte Dr. Mason. In seiner Stimme schwang ein Hauch Verzweiflung mit. »Ich will, daß Sean Murphy so schnell wie möglich der Polizei übergeben wird. Wenn ich vorher gewußt hätte, was ich jetzt weiß, wäre es wahrscheinlich sogar besser gewesen, die Japaner hätten ihn mitgenommen. Ich zahle Ihnen das Eineinhalbfache Ihres üblichen Honorars. Aber finden Sie ihn.«
»Das ist überaus großzügig«, sagte Sterling, »aber - «
»Das Doppelte«, unterbrach Dr. Mason ihn. »Es würde zuviel unnütze Zeit verstreichen, wenn ich jetzt noch jemand anderen mit der Sache betrauen würde. Ich will, daß Sean Murphy unverzüglich in Polizeigewahrsam kommt!«
»In Ordnung«, sagte Sterling zögerlich. »Ich bleibe an dem Auftrag dran. Aber ich muß Sie warnen, wenn Miss Reardon nicht ihre Visa-Karte benutzt, sehe ich keine Möglichkeit, ihn aufzuspüren, bis er wieder in Miami auftaucht.«
»Wieso ihre Karte?« fragte Dr. Mason.
»Weil sie damit auch ihre Hotelrechnungen bezahlt haben«, erwiderte Sterling.
»Sie werden mich schon nicht im Stich lassen«, sagte Dr. Mason.
»Ich versuche mein Bestes«, versprach Sterling.
Nachdem er aufgelegt hatte, erklärte er Wayne, daß er noch einen weiteren Anruf zu erledigen hatte. Sie befanden sich in der Lobby des Edgewater Beach Hotels, und Wayne hatte es sich mit einer Zeitschrift auf einem Sofa gemütlich gemacht.
Sterling wählte die Bostoner Nummer eines seiner zahlreichen Kontaktleute im Bankgeschäft. Als er sicher war, daß der Mann am anderen Ende wach genug war, um zu begreifen, worum es ging, erklärte Sterling ihm, was er bisher über Janet Reardon in Erfahrung gebracht hatte, einschließlich der Tatsache, daß sie an diesem Abend in
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