Tödliche Geschäfte
Arzt ab. Sterling war selbst gerade erst durch einen Anruf seines Kontaktmanns in Boston geweckt worden.
»Ich weiß jetzt, wohin unser berüchtigtes Pärchen unterwegs ist«, sagte Sterling. »Glücklicherweise hat die junge Dame zur Begleichung einer stattlichen Summe erneut ihre Kreditkarte verwendet. Sie hat fünfhundertundfünfzig Dollar bezahlt, um sich per Schiff von Naples nach Key West bringen zu lassen.«
»Das ist keine gute Nachricht«, sagte Dr. Mason.
»Ich dachte, Sie würden sich freuen, daß wir jetzt wissen, wohin die Reise geht«, sagte Sterling. »Ich persönlich finde, daß wir außerordentliches Glück hatten.«
»Das Forbes-Zentrum unterhält eine Einrichtung in Key West«, sagte Dr. Mason. »Sie heißt Basic Diagnostics, und vermutlich ist Mr. Murphy dorthin unterwegs.«
»Warum sollte er zu Basic Diagnostics wollen?« fragte Sterling.
»Wir lassen einen Großteil unserer Laborarbeiten dort erledigen«, sagte Dr. Mason. »Bei den gültigen Laborpreisen für Fremdanalysen arbeitet die Einrichtung sehr effektiv. «
»Und was kümmert es Sie, ob Mr. Murphy das Labor aufsucht?«
»Dort werden auch unsere Medulloblastom-Biopsate untersucht«, erwiderte Dr. Mason. »Ich möchte nicht, daß Mr. Murphy etwas über unsere Methode der Sensibilisierung von patienteneigenen T-Lymphozyten erfährt.«
»Und Mr. Murphy wäre in der Lage, diese Methode durch einen bloßen Besuch in Ihrem Labor zu erschließen?« fragte Sterling.
»Auf dem Gebiet der Biotechnologie ist er außerordentlich begabt«, sagte Dr. Mason. »Ich kann kein Risiko eingehen. Begeben Sie sich so schnell wie möglich dorthin und halten Sie ihn von dem Labor fern. Sorgen Sie dafür, daß er der Polizei übergeben wird.«
»Dr. Mason, es ist halb fünf Uhr morgens«, erinnerte Sterling ihn.
»Chartern Sie ein Flugzeug«, sagte Dr. Mason. »Wir übernehmen die Kosten. Der Name des Direktors ist Kurt Wanamaker. Ich werde ihn direkt im Anschluß an unser Gespräch anrufen und ihm sagen, er soll auf Sie warten.«
Sterling ließ sich Wanamakers Telefonnummer geben und legte auf. Trotz der üppigen Bezahlung behagte ihm der Gedanke, mitten in der Nacht nach Key West aufzubrechen, überhaupt nicht. Er hatte das Gefühl, Dr. Mason übertrieb. Schließlich war heute Sonntag und das Labor aller Wahrscheinlichkeit nicht einmal geöffnet.
Trotzdem stand er auf und ging ins Bad.
10
Sonntag, 7. März, 5.30 Uhr
Seans erstes Bild von Key West waren eine Reihe von flachen Schindelhäuschen, die sich im Licht der anbrechenden Dämmerung in die grüne Landschaft schmiegten. Hier und da ragten höhere Backsteingebäude aus der Skyline, aber selbst die waren maximal fünf Stockwerke hoch. Von Nordwesten her zog sich ein Band aus Yachthäfen und dicht nebeneinander stehenden Hotels die Küste entlang.
»Wo lassen Sie uns am besten raus?« fragte Sean den Schipper.
»Wahrscheinlich am Pier-House-Anlegesteg«, erwiderte Doug und drosselte die Maschinen. »Es liegt direkt am Ende der Duval Street, der Hauptstraße von Key West.«
»Kennen Sie sich in der Gegend aus?« fragte Sean.
»Ich bin gut ein Dutzendmal hiergewesen«, sagte Doug.
»Haben Sie je von einer Einrichtung namens Basic Diagnostics gehört?«
»Kann ich nicht behaupten«, gab Doug zurück.
»Was ist mit Krankenhäusern?« fragte Sean.
»Es gibt zwei«, antwortete Doug. »Eins direkt in Key West, aber das ist sehr klein. Dann gibt es noch ein größeres auf Stock Island. Das ist die Hauptklinik.«
Sean ging unter Deck und weckte Janet. Sie war absolut nicht begeistert, aufstehen zu müssen. Sie erklärte Sean, daß sie sich erst vor einer guten Viertelstunde wieder hingelegt hätte.
»Als ich vor Stunden hier runtergekommen bin, hast du geschlafen wie ein Baby«, sagte Sean.
»Ja, aber sobald wir etwas rauhere See erreicht hatten, mußte ich zurück an Deck. Im Gegensatz zu dir habe ich nicht die ganze Fahrt über geschlafen. Ein echt erholsames Wochenende, muß ich schon sagen.«
Sie legten ohne Komplikationen an, weil das Wasser so früh am Sonntagmorgen noch völlig unbefahren war. Doug winkte ihnen zu und schipperte wieder los, sobald Sean und Janet an Land gesprungen waren.
Als sie den Landungssteg hinaufschlenderten und sich umsahen, hatten sie das seltsame Gefühl, die einzigen lebenden Wesen auf der Insel zu sein. Es gab jede Menge Anzeichen für die wilde Party der vergangenen Nacht; leere Bierflaschen und anderer Müll verstopften die Gullys. Aber
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