Tödliche Geschäfte
zwei verschiedenen Hotels mit ihrer Visa-Card bezahlt hatte, und bat ihn, ihn unter der Nummer seines Mobil-Telefons anzurufen, falls sie sie noch einmal benutzte.
Dann setzte er sich wieder zu Wayne und informierte ihn darüber, daß ihr Auftrag noch nicht beendet war, jedoch nun ein neues Ziel verfolgte. Er erklärte ihm, was Dr. Mason gesagt hatte und daß sie dafür sorgen sollten, daß Sean Murphy in polizeilichen Gewahrsam kam. Außerdem fragte er Wayne, ob er irgendwelche Vorschläge zu machen habe.
»Bloß einen«, gab Wayne zurück. »Lassen Sie uns zwei Zimmer mieten und uns ein paar Stunden aufs Ohr hauen.«
Janet hatte das Gefühl, daß sich ihr Magen umdrehte. Es war, als ob das Steak mit der grünen Pfeffersauce, das sie bei den Betancourts gegessen hatte, in ihrem Verdauungstrakt den Rückwärtsgang eingelegt hätte. Sie lag auf einer Koje im Bug eines etwa fünfzehn Meter langen Bootes, das sie nach Key West brachte. Sean schlief fest. Im Halbdunkel sah er völlig friedlich aus. Daß er sich unter diesen Umständen so völlig entspannen konnte, brachte Janet zur Verzweiflung, weil sie ihr eigenes Unwohlsein dadurch um so heftiger empfand.
Obwohl der Golf bei ihrem Abendspaziergang bei Sonnenuntergang noch so ruhig ausgesehen hatte, fühlte er sich jetzt an wie ein aufgewühlter Ozean. Sie fuhren schnurgerade in südlicher Richtung, und die Wellen trafen das Boot in einem Winkel von 45 Grad, so daß es die ganze Zeit zunächst nach rechts geworfen wurde, bevor es rumpelnd wieder nach links schlingerte, ständig untermalt vom tiefen Dröhnen der Dieselmotoren.
Erst gegen Viertel vor drei waren sie losgekommen. Zunächst waren sie durch ruhige See gefahren, während im Mondschein Hunderte von dunklen, Mangrovenbedeckten Inseln zu sehen waren.
Janet war so erschöpft, daß sie sich gleich unter Deck hingelegt hatte, um vom unvermittelt einsetzenden Stampfen des Schiffs durch die Wellen wieder geweckt zu werden. Sie hatte Sean nicht nach unten kommen hören, aber als sie aufwachte, lag er friedlich schlafend da.
Sie richtete sich in ihrer Koje auf und biß die Zähne aufeinander, als das Boot in ein weiteres Wellental stürzte. Sich mit beiden Händen festhaltend, begab sie sich Richtung Achterdeck zu dem Hauptaufenthaltsraum.
Sie wußte, daß sie sich übergeben würde, wenn sie nicht bald frische Luft bekam. Unter Deck trug der leichte Dieselgeruch in der Luft mehr zu ihrer aufwallenden Übelkeit bei.
Als ginge es um ihr Leben, kämpfte sich Janet zum Heck des schlingernden Bootes vor, wo an Deck zwei Drehstühle zum Tiefseeangeln montiert waren. Weil sie Angst hatte, daß die Stühle zu ungeschützt waren, ließ sich Janet auf eine Reihe von Kissen an der Backbordseite fallen, die Steuerbordseite war von Gischt bedeckt.
Der Wind und die frische Luft wirkten Wunder für Janets Magen, aber sie fand trotzdem keine Ruhe. Sie mußte im wahrsten Sinne des Wortes durchhalten. Am Heck war das Röhren der Motoren und das Stampfen des Schiffes noch deutlicher zu spüren, und Janet fragte sich, was manche Leute an hochgezüchteten Rennbooten fanden.
Vor ihr saß unter einer Plane Doug Gardner, der Mann, der bereit gewesen war, eine Nacht Schlaf zu opfern, um sie nach Key West zu bringen - für einen stolzen Preis. Seine Gestalt zeichnete sich vor den Leuchtanzeigen der Meßgeräte ab. Er hatte nicht viel zu tun, weil das Schiff auf Autopilot lief.
Janet blickte zum Sternenhimmel hoch und erinnerte sich, wie sie als Teenager an lauen Sommerabenden das gleiche getan hatte. Sie hatte dort gelegen und von ihrer Zukunft geträumt. Jetzt war die Zukunft da, und eines war sicher: Sie entsprach nicht ganz ihren Vorstellungen.
Vielleicht hatte ihre Mutter recht gehabt, wie Janet sich widerwillig eingestehen mußte. Vielleicht war es dumm gewesen, nach Florida zu kommen, um zu versuchen, mit Sean zu reden. Sie brachte ein trockenes Lächeln zustande. Das einzige Gespräch, das sie bisher hatten führen können, waren die paar Worte, die sie am Vorabend am Strand gewechselt hatten, als Sean lediglich ihre eigenen Liebeserklärungen wiederholt hatte, was alles andere als befriedigend gewesen war.
Janet war mit der Hoffnung nach Florida gekommen, ihr Leben in den Griff zu bekommen, aber statt dessen geriet es mehr und mehr außer Kontrolle, je länger sie mit Sean zusammen war.
Sterling genoß es noch mehr als zuvor, Dr. Mason gegen vier Uhr dreißig erneut anzurufen. Nach dem vierten Klingeln nahm der
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