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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sie sahen keinen Menschen. Nicht mal Tiere. Es war wie die Ruhe nach dem Sturm.
    Sie folgten der Duval Street mit ihren T-Shirt-Läden, Juwelieren und Souvenierbuden, die verrammelt waren, als erwarteten sie einen Aufstand. Die berühmte Conch-Tour-Eisenbahn stand verlassen neben ihrem knallgelben Kartenhäuschen. Das Ganze war genau die Art Nepp-Paradies, die Sean erwartet hatte, aber es hatte überraschenderweise trotzdem Charme.
    Als sie an Sloppy Joe’s Bar vorbeikamen, riskierte die Sonne einen ersten verstohlenen Blick über den Horizont und tauchte die Straße in dunstiges Morgenlicht. Einen halben Block weiter stieg ihnen auf einmal ein köstlicher Duft in die Nase.
    »Das riecht verdächtig nach…«
    »Croissants«, beendete Janet Seans Satz. Ihrer Nase folgend, landeten sie vor einer französischen Bäckerei mit Cafe. Der köstliche Geruch strömte aus einem offenen Fenster auf eine kleine Terrasse mit Tischen und Sonnenschirmen. Die Eingangstür war verschlossen, so daß Sean durch das offene Fenster rufen mußte. Eine Frau mit krausem rotem Haar, die ihre Hände an einer Schürze trocknete, kam nach draußen.
    »Wir haben noch geschlossen«, sagte sie mit der Spur eines französischen Akzents.
    »Wie wär’s, wenn Sie uns trotzdem ein paar von Ihren Croissants verkaufen?« schlug Sean vor.
    Die Frau neigte den Kopf und dachte darüber nach. »Warum nicht«, sagte sie. »Wenn Sie wollen, können Sie auch etwas von dem Cafe au lait haben, den ich gerade für mich selbst gemacht habe. Die Espresso-Maschine ist noch nicht in Gang.«
    Auf der menschenleeren Terrasse unter einem der Sonnenschirme sitzend, verschlangen Sean und Janet das ofenfrische Gebäck. Und der Kaffee weckte ihre Lebensgeister wieder einigermaßen.
    »Wo wir jetzt schon mal hier sind«, sagte Janet, »wie lautet der Plan?«
    Sean strich über sein stoppeliges Kinn. »Ich frage mal, ob die hier ein Telefonbuch haben. Dann können wir die Adresse des Labors nachgucken.«
    »Während du das tust, gehe ich zur Toilette«, sagte Janet. »Ich fühle mich, als hätte mich eine Katze am Genick gehabt.«
    »Eine Katze würde nicht mal in deine Nähe kommen«, sagte Sean und duckte sich, als Janet mit ihrer zerknüllten Serviette nach ihm warf.
    Als sie zurückkam, sah sie deutlich frischer aus, und Sean hatte nicht nur die Adresse erfahren, sondern sich von der rothaarigen Frau auch den Weg beschreiben lassen.
    »Es ist ziemlich weit«, sagte er. »Zu Fuß kommen wir da nicht hin.«
    »Das ist doch kein Problem«, sagte Janet. »Wir können trampen oder eines der vielen Taxis nehmen, die dauernd an uns vorbeifahren.« Seit ihrer Ankunft hatten sie kein einziges Auto gesehen.
    »Ich hatte eher an etwas anderes gedacht«, sagte Sean und legte, während er sich erhob, ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch.
    Janet sah ihn fragend an, bevor ihr aufging, was er vorhatte. »Oh, nein!« sagte sie. »Wir werden nicht noch ein Auto stehlen.«
    »Ausleihen«, verbesserte Sean sie. »Ich hatte ganz vergessen, wie leicht es ist.«
    Janet wollte nichts davon wissen, einen Wagen »auszuleihen«, aber Sean ließ sich nicht beirren.
    »Ich mache ja nichts kaputt«, sagte er, während er in einer Seitenstraße von Wagen zu Wagen ging und die Türschlösser ausprobierte. Alle waren verschlossen. »Die Leute hier sind offenbar mißtrauischer«, meinte er. Dann entdeckte er etwas auf der anderen Seite der Straße. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich will doch kein Auto.«
    Er überquerte die Straße und blieb vor einem aufgebockten Motorrad stehen. Er startete die Maschine fast genauso schnell, als hätte er einen Zündschlüssel, bestieg das Motorrad, klappte den Ständer ein und machte Janet ein Zeichen aufzusteigen.
    Während er den Motor aufheulen ließ, betrachtete sie sein unrasiertes Gesicht und die zerknitterten Klamotten und fragte sich, wie sie sich je in jemanden wie ihn hatte verlieben können. Widerwillig stieg sie auf und legte ihren Arm um seine Hüfte. Sean legte einen Gang ein, und sie brausten, die morgendliche Stille zerreißend, davon.
    Sie folgten der Duval Street zurück zum Hafen, bogen am Ticket-Häuschen der Conch-Eisenbahn in nördlicher Richtung ab und fuhren die Küste entlang, bis sie an einen alten Kai kamen. Basic Diagnostics war in einem zweistöckigen, ansprechend renovierten Lagerhaus aus Backstein untergebracht. Sean fuhr um das Gebäude herum und stellte das Motorrad hinter einem Schuppen ab. Sobald er den Motor abgestellt

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