Tödliche Geschäfte
verschlossene Metalltür den Weg.
»Oha«, sagte Sean. »Das könnte ein bißchen länger dauern als eine Viertelstunde.«
»Du hast es mir versprochen«, wandte Janet ein.
»Dann hab ich eben gelogen«, erwiderte Sean, während er das Schloß inspizierte. »Wenn ich die passenden Werkzeuge finde, schaffen wir es vielleicht in sechzehn Minuten.«
»Vierzehn sind bereits vorbei«, sagte Janet.
»Komm«, sagte Sean, »laß uns sehen, ob wir irgend etwas finden, was wir als Spannhebel verwenden können, und ein wenig dicken Draht für das Schloß.« Er stieg die Stufen hinab, und Janet folgte ihm.
Um 7.45 Uhr setzte Sterlings gecharterte Sea King mit quietschenden Reifen auf der Rollbahn des Flughafens von Key West auf und rollte in Richtung Flughafengebäude aus. Vor dem Linienterminal nebenan bestiegen gerade die letzten Passagiere einen Shuttle der American Eagle.
Als die Charterfirma Sterling zurückgerufen hatte, war es fast fünf gewesen. Nach Einsatz einiger Überredungskünste einschließlich eines Aufpreises hätte die Maschine dann gegen sechs starten sollen, wurde jedoch durch Probleme beim Betanken bis Viertel vor sieben aufgehalten.
Sowohl Sterling als auch Wayne nutzten diese Verzögerung, um noch ein wenig weiterzuschlafen, zunächst im Edgewater Beach Hotel, dann in der Wartehalle des Flughafens.
Als sie vor dem Flughafengebäude von Key West ausrollten, bemerkte Sterling einen kleinen Mann mit lichtem Haar und einem kurzärmeligen, geblümten Hemd, der aus dem Fenster sah. In der Hand hielt er einen dampfenden Plastikbecher.
Als Sterling und Wayne aus dem Flugzeug stiegen, kam er nach draußen und stellte sich vor. Es war Kurt Wanamaker. Er war ein untersetzter Mann mit einem breiten, gebräunten Gesicht. Seine wenigen verbliebenen Haare waren von der Sonne gebleicht.
»Ich bin so gegen Viertel nach sieben mal beim Labor vorbeigefahren«, sagte Wanamaker auf dem Weg zu seinem Chrysler Cherokee. »Es war alles ruhig. Vermutlich waren Sie schneller als die beiden, wenn sie überhaupt kommen.«
»Ich möchte direkt zum Labor fahren«, sagte Sterling. »Ich würde gerne vor Ort sein, wenn Mr. Murphy einbricht. Dann könnten wir noch mehr tun, als ihn einfach nur bei der Polizei abzuliefern.«
»Das müßte funktionieren«, sagte Sean. Er hatte die Augen fest geschlossen, während er mit zwei Kugelschreiberminen herumfummelte, deren eine er an einem Ende so verbogen hatte, daß sie als Spannungszug funktionierte.
»Was genau machst du da eigentlich?« fragte Janet.
»Das habe ich dir doch schon im Forbes-Zentrum erklärt«, sagte Sean, »als wir in den Aktenlagerraum eingebrochen sind. Man muß die kleinen Stifte ertasten. Es sind insgesamt fünf von den Dingern, die den Zylinder daran hindern, sich zu drehen. Ah, voilà.« Das Schloß schnappte klickend auf, und die Tür öffnete sich nach innen.
Sean betrat den Raum als erster. Da es keine Fenster gab, war es finster wie in einer mondlosen Nacht, nur aus dem Treppenschacht fiel ein wenig Licht herein. Sean tastete an der Wand links neben der Tür entlang, bis er auf eine Reihe von Schaltern traf, die er umlegte. Sofort gingen sämtliche Deckenlampen an.
»Nun schau sich das einer an!« sagte Sean völlig verblüfft. Hier befand sich also das Labor, das er im Forbes-Zentrum erwartet hatte. Es war riesig und nahm das gesamte Stockwerk ein. Außerdem war es durch und durch weiß, mit einem weißen Fußboden, weißen Schränken und weißen Wänden.
Sean ging langsam den Mittelgang hinunter und inspizierte die Einrichtung. »Alles funkelnagelneu«, sagte er bewundernd. Er legte seine Hand auf ein Tischanalysiergerät. »Und alles vom Feinsten. Das hier ist das neueste Modell eines Chemilumineszenz-Spektralphotometers. So was kostet locker dreiundzwanzigtausend. Und da drüben ist ein hochphasiger Flüssigkeitschromatograph. Der kommt so auf zwanzig Riesen. Und hier eine automatische Zellzählkammer. Die kostet mindestens einhundertfünfzigtausend. Und da, oh, mein Gott!«
Sean blieb ehrfürchtig vor einem seltsamen, eiförmigen Apparat stehen. »Komm hier bloß nicht zu nah mit deiner Kreditkarte ran«, sagte er. »Das ist ein NMR-Spektroskop. Hast du eine Ahnung, was das Teil kostet?«
Janet schüttelte den Kopf.
»Versuch es mal mit einer halben Million«, sagte Sean. »Und wenn sie ein NMR-Spektroskop haben, müssen sie auch einen Szintillationsdetektor haben.«
Sean ging weiter bis zu einem mit Glas abgetrennten Teil des
Weitere Kostenlose Bücher