Tödliche Geschäfte
hatten, Sean dorthin zu folgen.
»Auch Widdicomb wird vor Gericht gestellt«, fuhr Sean fort. »Natürlich plädiert er auf unzurechnungsfähig, und wenn sie seine Mutter aus der Kühltruhe in den Zeugenstand rufen, wird er damit auch durchkommen.« Sean lachte. »Am Ende ist er für den Konkurs des Krankenhauses verantwortlich. Jede Familie, die unter ungeklärten Umständen eine Brustkrebspatientin verloren hat, klagt auf Schadenersatz.«
»Und von den Medulloblastom-Patienten klagt keiner?« fragte Janet.
»Nicht gegen die Klinik«, sagte Sean. »Es gab ja zwei voneinander getrennte Einrichtungen: die Klinik und das Forschungsinstitut. Die Medulloblastom-Patienten müssen das Forschungsinstitut verklagen. In der Klinik wurden sie schließlich geheilt.«
»Alle bis auf Helen Cabot«, meinte Janet.
»Das ist wahr«, pflichtete Sean ihr bei.
Sie sah wieder auf ihre Uhr und schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich wirklich schon viel zu spät dran«, sagte sie. »Ich muß los, Sean. Können wir nicht heute abend darüber reden, vielleicht beim Abendessen oder so?«
»Heute abend nicht«, sagte Sean. »Es ist Freitag.«
»Oh, natürlich« sagte Janet kühl und schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Wie konnte ich das nur vergessen? Na denn, wenn sich die Gelegenheit findet, ruf doch mal an.« Und mit diesen Worten drehte sie sich um und ging den Flur hinunter. Nach ein paar Schritten hatte Sean sie eingeholt, packte ihren Arm und hielt sie fest.
»Warte!« sagte er, überrascht vom abrupten Ende ihres Gespräches. »Willst du mich nicht nach der Anklageerhebung gegen dich und mich fragen?«
»Es ist nicht so, daß es mich nicht interessiert«, erwiderte Janet. »Aber du hast mich zu einem wirklich ungünstigen Zeitpunkt erwischt, und heute abend hast du ja schon was vor.«
»Es dauert nur eine Sekunde«, sagte er verzweifelt. »Brian und ich haben gestern fast den ganzen Abend mit dem Staatsanwalt gefeilscht. Er hat uns sein Wort gegeben, daß die Anklage gegen dich in allen Punkten fallengelassen wird. Und was mich angeht, muß ich mich im Gegenzug für meine Zeugenaussage nur wegen Störung der öffentlichen Ordnung und groben Unfugs schuldig bekennen. Was sagst du dazu?«
»Das ist wirklich großartig«, sagte Janet. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst.« Sie versuchte, sich loszureißen, doch Sean hielt sie fest.
»Da ist noch etwas«, sagte er. »Ich habe eine Menge nachgedacht, nachdem diese Forbes-Geschichte jetzt erledigt ist.« Er wandte den Blick ab und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber weißt du noch, wie du gesagt hast, daß du über unsere Beziehung reden willst, als du nach Florida gekommen bist, über Bindung und Verpflichtung und so? Na ja, ich glaube, das möchte ich auch. Das heißt, wenn du noch immer an das denkst, an das du, glaube ich, damals gedacht hast.«
Verwundert sah Janet direkt in Seans tiefblaue Augen. Er versuchte, den Blick abzuwenden. Janet streckte die Hand aus, faßte sein Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. »Soll dieses ambivalente Gestammel vielleicht so etwas wie ein Heiratsantrag sein?«
»Naja, irgendwie schon«, murmelte Sean ausweichend. Er zog das Kinn weg und sah den Flur hinunter. Er fand es schwierig, sie anzusehen. Er machte ein paar unbeholfene Handbewegungen, als wolle er noch etwas hinzufügen, sagte jedoch nichts weiter.
»Ich verstehe dich nicht«, sagte Janet, und Blut schoß in ihre Wangen. »Wenn ich daran denke, wie oft ich mit dir darüber reden wollte, und jetzt kommst du mir hier und jetzt damit! Dann will ich dir mal was sagen, Sean Murphy. Ich weiß nicht, ob ich eine Beziehung mit dir ertragen könnte, wenn du dich nicht gründlich änderst, und ich bin mir, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob du dazu fähig bist. Nach unseren gemeinsamen Erfahrungen in Florida weiß ich nicht mehr, ob du der Mann bist, den ich will. Das heißt nicht, daß ich dich nicht liebe. Es heißt nur, daß ich mit der Art von Beziehung, zu der du imstande wärst, nicht leben könnte.«
Sean war wie vor den Kopf geschlagen. Einen Moment lang war er unfähig, etwas zu sagen. Janets Antwort hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. »Was soll das heißen, mich ändern?« fragte er schließlich. »Was ändern?«
»Wenn du das nicht selber weißt und ich es dir sagen muß, ist es sowieso zwecklos. Natürlich könnten wir heute abend weiter darüber reden, aber du mußt ja mit den Jungs losziehen.«
»Nerv
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