Tödliche Geschäfte
trinkt.«
»Und ich hatte mich schon für unwiderstehlich gehalten.«
Sie waren noch immer mit ihren Meeresfrüchten beschäftigt, als Dr. Mason das Podium betrat und gegen das Mikrophon klopfte. Sobald die Menge sich beruhigt hatte, stellte er Howard Pace vor und bedankte sich ausgiebig für dessen großzügige Spende. Nachdem der Applaus verhallt war, überreichte Dr. Mason dem Ehrengast das Mikrophon.
»Ich finde das Ganze ein bißchen schmalzig«, flüsterte Sean.
»Seien Sie brav«, ermahnte Claire ihn.
Howard Pace eröffnete seine Rede mit den üblichen Platitüden, aber seine Stimme brach immer wieder vor innerer Bewegung. »Selbst dieser Scheck über zehn Millionen Dollar ist kein angemessener Ausdruck für meine Gefühle. Das Forbes-Krebszentrum hat mir eine zweite Lebenschance geschenkt. Bevor ich hierher kam, hielten sämtliche Ärzte meinen Hirntumor für unheilbar. Ich hatte fast aufgegeben. Gott sei Dank habe ich das nicht getan. Und ich danke Gott außerdem für die aufopferungsvollen Ärzte in der Forbes-Klinik.«
Unfähig weiterzusprechen, wedelte Pace mit dem Scheck. Tränen strömten über seine Wangen. Sofort war Dr. Mason an seiner Seite und rettete den Scheck, bevor er in der Dunkelheit über die Biscayne Bay wehte.
Es gab erneut Applaus, und damit war der formelle Teil des Abends beendet. Die Gäste drängten zum Podium, überwältigt von der Emotionalität des Augenblicks. Sie hatten nicht erwartet, daß ein so mächtiger Mensch wie Howard Pace so vertraulich und menschlich sein konnte.
Sean wandte sich an Claire. »Ich will Ihnen ja nicht auf die Nerven gehen«, sagte er. »Aber ich bin seit heute morgen um fünf Uhr auf den Beinen. Meine Kondition läßt rapide nach.«
Claire stellte ihren Drink ab. »Ich habe auch genug. Außerdem muß ich morgen früh raus.«
Sie suchten Dr. Mason und bedankten sich, aber er war abgelenkt und bekam kaum mit, daß sie gehen wollten. Ms. Mason war dankenswerterweise verschwunden.
Als sie über den Damm zurückfuhren, war Sean der erste, der etwas sagte. »Diese Rede war wirklich ergreifend«, sagte er.
»Für solche Momente lohnt sich die ganze Arbeit«, stimmte Claire ihm zu.
Sean parkte neben Claires Honda. Einen Moment lang entstand ein peinliches Schweigen zwischen ihnen. »Ich habe heute nachmittag Bier gekauft«, sagte er schließlich. »Wollen Sie noch ein paar Minuten mit raufkommen?«
»Gerne«, sagte Claire begeistert.
Als Sean hinter ihr die Treppe hochstieg, fragte er sich, ob er sein Stehvermögen nicht doch überschätzt hatte. Er schlief fast im Gehen ein.
Vor der Tür seines Apartments fummelte er unbeholfen mit den Schlüsseln herum, bis er schließlich den richtigen fand, die Tür entriegelte und nach dem Licht tastete. Als seine Finger gerade den Schalter berührten, ertönte ein gellender Schrei. Als er sah, wer drinnen auf ihn wartete, gefror ihm das Blut in den Adern.
»Vorsichtig jetzt!« sagte Dr. Mason zu den beiden Sanitätern. Mit einer Spezialtrage hoben sie Helen Cabot aus dem Lear-Jet, der sie nach Miami gebracht hatte. »Achtung bei den Stufen!«
Dr. Mason trug noch immer seinen Frack. Margaret Richmond hatte gegen Ende der Party angerufen, um mitzuteilen, daß Helen Cabot in Kürze landen würde. Ohne einen Moment zu zögern, war Dr. Mason in seinen Jaguar gesprungen.
So behutsam wie möglich hoben die Sanitäter Helen in den Krankenwagen. Dr. Mason setzte sich zu der schwerkranken Frau.
»Liegen Sie bequem?« fragte er.
Helen nickte. Die Reise war anstrengend gewesen. Auch mit den Medikamenten hatten sie ihre Anfälle nicht völlig unter Kontrolle bekommen. Zu allem Übel waren sie über Washington, D. C, auch noch in Turbulenzen geraten.
»Ich bin froh, daß ich jetzt hier bin«, sagte sie und lächelte matt. Dr. Mason drückte aufmunternd ihren Arm und stieg aus dem Krankenwagen, um sich ihren Eltern zuzuwenden, die der Trage vom Jet aus gefolgt waren. Gemeinsam entschieden sie, daß Ms. Cabot im Krankenwagen mitfahren sollte, während John Cabot mit Dr. Mason fahren wollte.
Dr. Mason folgte dem Krankenwagen vom Flughafengelände.
»Ich bin gerührt, daß Sie sich persönlich herbemüht haben, um uns zu empfangen«, sagte Cabot. »Nach Ihrer Kleidung zu urteilen, haben wir, fürchte ich, Ihren Abend ruiniert.«
»Nein, eigentlich war das Timing perfekt«, sagte Mason. »Kennen Sie Howard Pace?«
»Den Flugzeug-Magnaten?« fragte John Cabot.
»Genau den«, sagte Dr. Mason. »Mr. Pace hat dem
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