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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Medikaments bekommen?«
    »Nein, nein, kein Medikament«, sagte Janet. Sie griff in ihre Tasche und zog den Computerausdruck und das Blatt mit ihren hastig hingekritzelten Notizen hervor. »Aber hier ist eine Liste aller Medulloblastom-Patienten der letzten zehn Jahre: insgesamt achtunddreißig, davon dreiunddreißig in den letzten zwei Jahren. Ich habe die Daten auf dem Blatt zusammengefaßt.«
    Begierig griff Sean nach den Papieren. Um sie jedoch zu lesen, mußte er sie hochhalten, damit das Licht der Straßenbeleuchtung vom Ocean Drive darauf fiel. Während er ihre Notizen überflog, erzählte Janet ihm, was die Aufschlüsselung der Patienten nach Alter und Geschlecht ergeben hatte. Außerdem erklärte sie ihm, daß die Computerdateien nur gekürzte Fassungen der eigentlichen Krankenakten waren, auf die in einem Vermerk verwiesen wurde. Schließlich berichtete sie, was Melanie über die leichte Beschaffbarkeit der Akten gesagt hatte, vorausgesetzt natürlich, man hatte die entsprechende Erlaubnis.
    »Ich muß diese Krankenakten haben«, sagte Sean. »Werden sie im Archiv selbst aufbewahrt?«
    »Nein.« Janet erzählte von der Aktenkammer, die sich im Kellergeschoß zwischen den beiden Gebäuden befand.
    »Wirklich?« fragte Sean. »Das könnte sich als recht praktisch erweisen.«
    »Wie meinst du das?« fragte Janet.
    »Ich meine, daß ich möglicherweise vom Forschungsgebäude aus an die Akten rankommen kann«, sagte Sean. »Nach der heutigen Episode ist es ziemlich offensichtlich, daß ich in der Klinik eine unerwünschte Person bin. Aber so kann ich trotzdem versuchen, an die Krankenakten zu kommen, ohne daß mir Ms. Richmond und Konsorten in die Quere kommen.«
    »Du denkst doch nicht etwa daran, in das Aktenlager einzubrechen?« fragte Janet alarmiert.
    »Ich wage zu bezweifeln, daß sie extra für mich die Tür auflassen«, erwiderte Sean.
    »Aber das geht zu weit«, sagte Janet. »Das wäre dann doch nicht nur ein Verstoß gegen die Krankenhausregeln. Du würdest das Gesetz brechen.«
    »Ich hab dich gewarnt«, sagte Sean.
    »Du hast gesagt, wir müßten vielleicht Regeln und Vorschriften brechen, aber keine Gesetze«, erinnerte Janet ihn.
    »Wir wollen jetzt nicht mit linguistischen Spitzfindigkeiten anfangen«, sagte Sean genervt.
    »Aber das ist ein Riesenunterschied«, entgegnete Janet.
    »Gesetze sind festgeschriebene Regeln«, sagte Sean. »Mir war von Anfang an klar, daß wir früher oder später auf die eine oder andere Weise auch Gesetze brechen müßten, und ich dachte, dir sei das auch klar. Aber wie auch immer, findest du unsere Tat nicht gerechtfertigt? Die Forbes-Leute haben offensichtlich eine sehr wirksame Therapie gegen Medulloblastome entwickelt. Leider haben sie beschlossen, ein Geheimnis daraus zu machen, wahrscheinlich, um die Therapie patentieren zu lassen, bevor irgend jemand dahinterkommt. Und genau das ist es, was mich an der privaten Förderung wissenschaftlicher Forschung so stört. Nicht mehr das Allgemeinwohl ist oberstes Ziel, sondern die Amortisation einer Investition. Das Gemeinwohl kommt erst an zweiter Stelle, wenn überhaupt. Diese Behandlungsmethode für Medulloblastome muß Konsequenzen für alle Krebsarten haben, doch diese Informationen werden der Öffentlichkeit vorenthalten. Dabei spielt es dann auch keine Rolle mehr, daß der Großteil der Grundlagenforschung, auf der die Arbeit der privaten Labors basiert, in akademischen Einrichtungen geleistet wurde, finanziert mit öffentlichen Mitteln. Diese Privatlabors nehmen nur und geben nichts. Und dabei wird die Allgemeinheit betrogen.«
    »Der Zweck heiligt nie die Mittel«, wandte Janet ein.
    »Sei du nur selbstgerecht«, erwiderte Sean. »Du vergißt wohl, daß das Ganze deine Idee war. Na ja, vielleicht hast du recht und wir sollten aufgeben. Vielleicht sollte ich nach Boston zurückfahren und an meiner Dissertation weiterarbeiten.«
    »Schon gut!« sagte Janet frustriert. »Schon gut, wir tun, was getan werden muß.«
    »Wir brauchen die Krankenakten, und wir brauchen die Wundermedizin«, sagte Sean. Er stand auf und streckte sich. »Also, auf geht’s.«
    »Jetzt?« fragte Janet entsetzt. »Es ist schon fast neun.«
    »Die erste Regel bei Einbruch und unbefugtem Betreten«, sagte Sean. »Man macht es, wenn niemand zu Hause ist. Jetzt ist ein idealer Zeitpunkt. Außerdem habe ich einen ganz legalen Vorwand: Ich sollte einigen weiteren Mäusen ihre erste Dosis Glykoprotein spritzen.«
    »Himmel hilf«, seufzte Janet

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