Tödliche Geschäfte
stehen und beobachtete, wie Ms. Richmond davonstürmte. Sie sah sich noch einmal um und betrachtete den Wandschrank mit dem darin versteckten Kühlschrank. Irgend etwas stimmte hier nicht, aber sie war sich nicht sicher, was. Es passierte einfach zu viel.
Randolph Mason bewunderte Sterling Rombauer. Er hatte eine vage Vorstellung von dessen Reichtum und seinem schon legendären Geschäftssinn, aber er hatte keine Ahnung, was den Mann antrieb. Im Auftrag fremder Menschen durchs Land zu hetzen, war nicht das Leben, das Mason leben würde, wenn er über solche Mittel verfügt hätte. Trotzdem war er dankbar, daß sich Sterling gerade für diesen Beruf entschieden hatte. Denn jedesmal, wenn er den Mann engagierte, lieferte er Ergebnisse.
»Ich glaube nicht, daß Sie sich Sorgen machen müssen, bis der Sushita-Jet hier in Miami landet«, sagte Sterling. »Ursprünglich hat die Maschine in Boston auf Tanaka gewartet und sollte von dort direkt nach Miami fliegen, aber dann ging es doch ohne ihn zuerst nach New York und dann nach Washington. Tanaka mußte einen Linienflug nehmen.«
»Und Sie werden erfahren, ob und wann der Jet hier landet?« fragte Mason.
Sterling nickte.
Man hörte ein Knacken aus Dr. Masons Gegensprechanlage. »Tut mir leid, Sie zu stören, Dr. Mason«, sagte Patty, seine Sekretärin. »Aber Sie haben mir doch gesagt, ich solle Sie vor Ms. Richmond warnen. Sie ist auf dem Weg zu Ihnen und macht einen sehr aufgewühlten Eindruck.«
Dr. Mason schluckte schwer. Es gab nur eins, was Margaret derartig aufbrachte. Er entschuldigte sich bei Sterling und verließ sein Büro, um die leitende Oberschwester abzufangen. Er erwischte sie vor Pattys Schreibtisch und zog sie beiseite.
»Wieder ein Todesfall?« fragte er.
»Noch nicht ganz«, erwiderte Ms. Richmond. »Es ist fast noch schlimmer, vor allem, wenn die Medien Wind von der Sache bekommen. Die Patientin ist in einem stabilen Zustand, hat aber offensichtlich Gehirnschäden erlitten.«
»Gütiger Gott«, rief Dr. Mason aus. »Du hast recht; das könnte wirklich noch schlimmer sein, vor allem, wenn die Familie erst anfängt, Fragen zu stellen.«
»Natürlich werden sie Fragen stellen«, sagte Ms. Richmond. »Ich muß dich noch einmal daran erinnern, daß diese Vorfälle alles zerstören könnten, wofür wir gearbeitet haben.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, erwiderte Dr. Mason.
»Und, was willst du jetzt unternehmen?«
»Ich weiß nicht, was ich noch unternehmen soll«, gestand Dr. Mason. »Laß uns Harris hochrufen.«
Dr. Mason bat Patty, Robert Harris zu rufen und Bescheid zu sagen, sobald er eingetroffen war. »In meinem Büro sitzt Sterling Rombauer«, erklärte er Ms. Richmond. »Vielleicht solltest du dir auch anhören, was er über diesen Medizinstudenten zu erzählen hat, der bei uns ein Praktikum macht.«
»Dieser Flegel!« rief Ms. Richmond. »Als ich ihn drüben in der Klinik erwischt habe, wie er Helen Cabots Krankenblatt durchgelesen hat, hätte ich ihn erwürgen können.«
»Nun beruhige dich doch, komm mit und hör es dir an«, sagte Dr. Mason.
Widerwillig ließ sich Ms. Richmond von Dr. Mason in sein Büro führen. Sterling erhob sich, und Ms. Richmond meinte, daß er ihretwegen doch nicht aufzustehen brauche.
Dr. Mason bat alle Anwesenden, Platz zu nehmen, und forderte Sterling dann auf, Ms. Richmond auf den neuesten Stand zu bringen.
»Sean Murphy ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter«, sagte Sterling und schlug beiläufig die Beine übereinander. »Er hat früher fast so etwas wie ein Doppelleben gelebt. Als er dann in Harvard angenommen wurde, hat sich das zwar nachhaltig verändert, aber er klammert sich noch immer an seine Wurzeln in der irischstämmigen Arbeiterschicht. Außerdem ist er sehr erfolgreich. Zur Zeit bereiten er und seine Freunde die Gründung einer Firma vor, die sie Onkogen nennen wollen. Ziel ist der Verkauf diagnostischer und therapeutischer Mittel auf der Basis der Onkogen-Technologie.«
»Dann ist es doch völlig klar, was wir tun müssen«, sagte Ms. Richmond. »Vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß der Kerl geradezu unerträglich arrogant und dreist ist.«
»Laß Sterling doch erst mal zu Ende reden«, sagte Dr. Mason.
»Auf dem Feld der Biotechnologie ist er überaus versiert«, sagte Sterling. »Ich glaube, man muß sagen, er ist tatsächlich begabt. Sein einziges wirklich ernsthaftes Problem liegt, wie Sie vermutlich schon geahnt haben, eher im sozialen Bereich.
Weitere Kostenlose Bücher