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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Mittlerweile war das für ihn eine Frage der persönlichen Ehre geworden. Ein durchgeknallter Psychopath würde ihn nicht an der Nase herumführen.
    »Und was ist mit dem Überfall auf die Residenz gestern abend?« fragte Ms. Richmond. »Es ist ohnehin schwer genug, qualifizierte Krankenschwestern zu bekommen. Wir können es uns nicht leisten, daß sie in den Apartments, die wir ihnen als vorübergehende Unterkunft anbieten, überfallen werden.«
    »Das war das erste Mal, daß es in der Residenz zu Problemen gekommen ist«, sagte Harris.
    »Vielleicht sollten wir überlegen, in den Abendstunden dort ebenfalls Wachpersonal abzustellen«, schlug Ms. Richmond vor.
    »Ich kann Ihnen gerne eine Kostenanalyse erstellen«, erwiderte Harris.
    »Ich glaube, die andere Sache ist jetzt wichtiger«, wandte Dr. Mason ein. »Sie sollten Ihre Bemühungen fürs erste darauf konzentrieren.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Harris.
    Dr. Mason sah Ms. Richmond an. »Sonst noch was?«
    Ms. Richmond schüttelte den Kopf.
    Dr. Mason blickte wieder zu Harris. »Wir verlassen uns auf Sie«, sagte er.
    »Jawohl, Sir«, sagte Harris und stand auf. Er wollte instinktiv salutieren, konnte sich jedoch gerade noch zurückhalten.
     
    »Sehr beeindruckend!« sagte Sean laut. Er saß allein in dem Glaskasten in der Mitte seines riesigen Labors an einem leeren Metallschreibtisch und hatte die Kopien der achtunddreißig Krankenakten vor sich ausgebreitet. Er hatte sich für den Glaskasten entschieden, damit er, falls plötzlich jemand kam, Zeit genug haben würde, die Akten in einer der leeren Schubladen verschwinden zu lassen und das Notizbuch hervorzuziehen, in dem er protokolliert hatte, wie es ihm gelungen war, die Mäuse mit dem Forbes-Glykoprotein zu immunisieren.
    Was Sean so beeindruckte, waren die Statistiken über die Medulloblastom-Fälle. Das Forbes-Krebszentrum hatte in den letzten zwei Jahren tatsächlich eine Remissionsrate von einhundert Prozent erzielt, die im krassen Gegensatz zu der hundertprozentigen Therapieversagerquote stand, die man in den acht Jahren davor gehabt hatte. Kernspintomographische Aufnahmen zeigten, daß selbst große Tumore nach einer erfolgreichen Therapie vollständig verschwunden waren. Sean hatte noch nie zuvor von derart konsistenten Ergebnissen bei der Behandlung von Krebs gehört, mit Ausnahme von Tumoren in situ, also winzigen lokalisierten Neoplasien, die man komplett herausschneiden oder anderweitig eliminieren konnte.
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft hatte Sean einen halbwegs angenehmen Vormittag hinter sich. Niemand hatte ihn belästigt, und er hatte weder Hiroshi noch die anderen Forscher zu Gesicht bekommen. Er hatte den Tag mit dem Spritzen von Mäusen begonnen, was ihm Gelegenheit geboten hatte, die kopierten Krankenakten in sein Büro zu schaffen. Dann hatte er sich ein wenig mit dem Kristallisierungsproblem beschäftigt, und es waren ein paar Kristalle entstanden, die Dr. Mason für etwa eine Woche bei Laune halten würden. Er hatte den Direktor sogar ins Labor gebeten, um ihm einige der Kristalle zu zeigen. Sean wußte, daß er beeindruckt sein würde. Danach war er einigermaßen zuversichtlich, nicht mehr gestört zu werden, und hatte sich mit den Krankenakten in den Glaskasten zurückgezogen.
    Zunächst hatte er sämtliche Akten durchgelesen, um einen allgemeinen Eindruck zu bekommen. Dann war er alle noch einmal durchgegangen, wobei er sich auf die epidemologischen Aspekte konzentrierte. Ihm war aufgefallen, daß die Patienten beiderlei Geschlechts eine große Bandbreite verschiedener Altersstufen und Rassen repräsentierten, bei einer Dominanz von weißen Männern im mittleren Alter, an sich nicht das typische Segment für Medulloblastom-Patienten. Sean vermutete, daß die Statistik durch ökonomische Aspekte verzerrt war. Die Forbes-Klinik war kein billiges Krankenhaus. Man brauchte eine leistungsstarke Krankenversicherung oder beträchtliche Ersparnisse, um als Patient aufgenommen zu werden. Ihm fiel ebenfalls auf, daß die Patienten alle aus größeren Städten aus dem gesamten Land stammten.
    Wie als Beweis dafür, wie gefährlich Verallgemeinerungen waren, entdeckte er jedoch plötzlich einen Fall aus einer kleinen Stadt im Südwesten von Florida: Naples. Sean erinnerte sich, daß er den Ort auf der Landkarte gelesen hatte. Es war die südlichste Stadt an der Westküste Floridas, direkt nördlich der Everglades. Der Name des Patienten war Malcolm Betancourt, seit Beginn seiner Therapie

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