Tödliche Geschäfte
solange er uns nützlich ist. Wenn Sterling zu der Ansicht kommt, daß er doch ein Spion ist, wird er uns das wissen lassen. Dann schicken wir den Jungen zurück nach Boston.«
»Ein ziemlich teurer Babysitter«, meinte Ms. Richmond.
Sterling lächelte und nickte zustimmend. »Miami im März ist sehr angenehm«, sagte er. »Vor allem im Grand Bay Hotel.«
Aus der Gegensprechanlage ertönte Pattys Stimme: »Mr. Harris ist jetzt hier.«
Dr. Mason bedankte sich bei Sterling, und das Treffen war beendet. Während er seinen Gast aus dem Büro begleitete, konnte Dr. Mason nicht umhin, Ms. Richmonds Einschätzung zuzustimmen: Sterling war in der Tat ein teurer Babysitter. Doch Dr. Mason war sich sicher, daß das Geld gut angelegt und dank Howard Pace auch kurzfristig verfügbar war.
Harris wartete vor Pattys Schreibtisch, und Dr. Mason stellte ihn Sterling höflichkeitshalber vor. Dabei konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, daß jeder der beiden Männer das absolute Gegenteil des anderen war.
Nachdem er Harris in sein Büro geschickt hatte, bedankte sich Dr. Mason bei Sterling für alles, was er getan hatte, und bat, weiter auf dem laufenden gehalten zu werden. Sterling versprach es und verabschiedete sich, während Dr. Mason in sein Büro zurückkehrte, um sich der nächsten akuten Krise zu widmen.
Er schloß die Tür hinter sich und bemerkte, daß Harris steif in der Mitte des Zimmers stand, die lederne Schirmmütze mit dem Goldrand fest unter seinen Arm geklemmt.
»Machen Sie sich’s bequem«, sagte Dr. Mason, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich.
»Jawohl, Sir«, sagte Harris schneidig, rührte sich jedoch nicht.
»Setzen Sie sich um Himmels willen hin!« sagte Dr. Mason, als er bemerkte, daß Harris immer noch stand.
Harris nahm Platz, hielt seine Mütze jedoch weiter unter den Arm geklemmt.
»Sie haben vermutlich gehört, daß eine weitere Brustkrebspatientin gestorben ist«, sagte Dr. Mason. »Zumindest so gut wie.«
»Jawohl, Sir«, sagte Harris knapp.
Verärgert musterte Dr. Mason den Leiter des Sicherheitsdienstes. Einerseits wußte er die Professionalität des Mannes zu schätzen, andererseits störte ihn dessen ewiges militärisches Gehabe. Es paßte einfach nicht zu einer Gesundheitseinrichtung. Aber er hatte sich nie deswegen beschwert, weil es bis zu diesen Todesfällen unter den Brustkrebspatientinnen nie Sicherheitsprobleme gegeben hatte.
»Wie ich Ihnen bereits erklärt habe«, sagte Dr. Mason, »vermuten wir, daß es die Tat eines irregeleiteten Wahnsinnigen ist. Dieser Zustand ist unhaltbar und muß sofort abgestellt werden. Ich hatte Sie gebeten, die Sache mit oberster Priorität zu behandeln. Haben Sie schon irgend etwas herausgefunden?«
»Ich versichere Ihnen, daß ich mich dem Problem mit höchster Aufmerksamkeit widme«, sagte Harris. »Auf Ihren Rat hin habe ich den persönlichen Hintergrund des gesamten medizinischen Personals gründlich durchleuchtet. In Hunderten von Anrufen habe ich die Referenzen der einzelnen Mitarbeiter überprüft. Bisher haben sich keine Unstimmigkeiten ergeben. Jetzt werde ich diese Überprüfung auch auf das nichtmedizinische Personal ausdehnen, soweit es Zugang zu den Patienten hat. Wir haben auch versucht, einige Brustkrebspatientinnen zu überwachen, aber es sind einfach zu viele, um sie rund um die Uhr im Blick zu halten. Vielleicht sollten wir auch in den Zimmern Überwachungskameras installieren.« Seinen Verdacht, daß es zwischen diesen Fällen, dem Tod einer Krankenschwester und dem versuchten Überfall auf eine weitere möglicherweise einen Zusammenhang gab, erwähnte er nicht. Es war schließlich nur eine Ahnung.
»Vielleicht sollten wir zumindest im Zimmer jeder Brustkrebspatientin eine Kamera installieren«, meinte Ms. Richmond.
»Das wäre ziemlich teuer«, warnte Harris sie. »Wir müßten nicht nur die Kamera und deren Installation bezahlen, sondern auch zusätzliches Personal für die Überwachung der Monitore.«
»Die Kostenfrage sollte ein eher theoretisches Problem sein«, sagte Ms. Richmond. »Wenn wir das Problem nicht in den Griff bekommen und die Presse davon erfährt, haben wir vielleicht bald überhaupt keine Klinik mehr.«
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Harris.
»Wenn Sie zusätzliche Mitarbeiter brauchen, lassen Sie es uns wissen«, sagte Dr. Mason. »Diese Sache muß aufhören.«
»Ich verstehe, Sir«, sagte Harris. Doch er wollte keine Hilfe. Er wollte es alleine schaffen.
Weitere Kostenlose Bücher