Tödliche Gier
und die Guardian Casualty Insurance Klage erheben wollen. Haben Sie davon gehört?«
»Ja, Ma’am. Ich glaube, sie sind gerade dabei, Informationen zu sammeln. Wofür interessieren Sie sich?«
»Vor einer Woche ist eine Versicherungsdetektivin in mein Büro gekommen, und ich wollte wissen, ob Sie sie kennen. Sie heißt Mariah Talbot.«
Ich konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören. »Ja, die kennen wir. >Mariah, der Paria.< Einsfünfundsiebzig groß, dreiundsechzig Kilo schwer, sechsundzwanzig Jahre alt. Blaue Augen und früh ergrautes Haar.«
»Tja, freut mich, das von Ihnen zu hören. Ich hatte schon zu glauben begonnen, dass sie sich unter falscher Identität vorgestellt hätte. Wie lange arbeitet sie denn schon für die Guardian Casualty?«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie das tut. In Wirklichkeit ist Talbot der Name von Caseys älterem Bruder. Er hat noch einen anderen namens Flynn. Ich glaube, irgendwo dazwischen gibt’s noch zwei Brüder, aber das sind zumindest die beiden, mit denen ich zu tun hatte. Auf jeden Fall ist die ganze Familie kriminell. Rein in den Knast, raus aus dem Knast — nichts als ein Haufen So-ziopathen.«
Ich merkte, wie ich die Augen verdrehte. »Und was hat sie mit denen zu tun?«
»Sie ist Caseys Schwester. Mariah Stonehart. Das einzige Mädchen.«
»Ah«, sagte ich.
Nachdem wir aufgelegt hatten, ließ ich mein kleines Köpfchen auf den Tisch sinken. Ich hätte es eigentlich wissen sollen, aber man musste ihr zugute halten, dass sie gerissen war.
Um halb elf ging ich zum Gerichtsgebäude hinüber, um aufgrund der Angaben von Tina Bart nach Unterlagen zu suchen. Ich nahm an, dass es mich trösten würde, wenn ich mich in endlosen, banalen Papier bergen vergrub, wo die Aussichten auf Gewalt und Betrug auf ein Minimum reduziert waren. Außerdem war ich ehrlich neugierig auf Glazers Geschäfte, insbesondere seine Verbindung zu Genesis Financial Management Services. Der Buchprüfer von MFCU würde vermutlich die drei größeren Firmen unter die Lupe nehmen, von denen ich gehört hatte — Millennium Health Care, Silver Age und die Endeavor Group. Irgendwie hatte ich das Gefühl, hinter Joel Glazer und seinem Partner Harvey Broadus formierte sich langsam eine Lawine.
Ich begann mit der Steuerbehörde im Kreisverwaltungsamt, wo ich mir die Vermögenssteuerunterlagen von Pacific Meadows ansah. Wie erwartet waren Glazer und Broadus als Eigentümer aufgeführt. Unter ihren jeweiligen Namen suchte ich nach weiterem Besitz, der auf sie eingetragen war, und machte eine Liste davon. Dann verließ ich die Steuerbehörde und ging hinüber ins Grundbuchamt. Dort waren die Unterlagen nach dem Veräußerer- und Erwerberindex sortiert, also denen, die verkaufen, und denen, die kaufen. Ich verbrachte eine Stunde damit, mich durch Immobilienverkäufe, Übertragungsurkunden, treuhänderische Grundstücksübertragungen, Steuergrundpfandrechte, Grundstücksüberlassungsurkunden und Rückübertragungen von Grundbesitz zu arbeiten. Tina Bart hatte Recht gehabt. Gebäude und Grundstück von Pacific Meadows hatten in den letzten zehn Jahren dreimal den Besitzer gewechselt, und jeder Verkauf hatte einen massiven Preisanstieg bedeutet. 1970 war das Anwesen für $485 000 an eine Maureen Peabody verkauft worden. Sie hatte es wiederum 1974 für satte $775 000 an die Endeavor Group verkauft. 1976 wurde die Immobilie für $ 1 500 000 an Silver Age veräußert, um schließlich 1980 von Glazers und Broadus’ Firma Century Comprehensive für atemberaubende drei Millionen Dollar erstanden zu werden. Indem ich die auf der Übertragungsurkunde vermerkte Grunderwerbssteuer hochrechnete, fand ich heraus, dass der momentane Schätzwert bei $ 2 700 000 lag.
Ich ging über die Straße zur Stadtbibliothek und begann auf der Suche nach Maureen Peabody die Stadtadressbücher in chronologisch absteigender Reihenfolge durchzugehen. Indem ich zwischen dem Adressbuch und dem Kreuzundquer abwechselte, fand ich heraus, dass sie die Witwe eines Mannes namens Sanford Peabody war, der von 1952 bis zu seinem Tod im Jahr 1976 bei der Santa Teresa City Bank gearbeitet hatte. Vermutlich hatte Maureen das Geld, das sie aus seinem Nachlass geerbt hatte, dazu benutzt, um das Pflegeheim zu kaufen.
Auf eine vage Ahnung hin kehrte ich ins Gerichtsgebäude zurück und studierte dort im Standesamt die Eheschließungen der Jahre 1976 und 1977. Im Februar 1977 fand ich eine Heiratsurkunde auf die Namen Maureen Peabody und Frederick
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