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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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oder?«
    Richard kam mit einem Strick zurück. »Sie hat niemand gefragt. Und jetzt raus da.«
    »Tommy, überlegen Sie doch mal. Bitte.«
    Tommy saß einen Moment lang schweigend da. Dann stieg er aus und ging vorn um den Pick-up herum zur Beifahrerseite. »Richard, was machen wir denn da? Das ist doch bescheuert. Wir hätten sie dort lassen sollen, wo sie war. Sie weiß rein gar nichts.«
    Richard würdigte ihn kaum eines Blickes. »Halt du dich raus. Ich kümmere mich darum.«
    »Wer hat dich denn zum Chef ernannt? Was zum Teufel willst du denn damit?«
    »Ich fessle sie, und dann prügle ich so lange auf sie ein, bis sie uns sagt, wo sie das Zeug versteckt hat.«
    »Du denkst nicht mehr klar.«
    »Wer hat dich denn gefragt?«, gab Richard zurück. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht mit ihr rummachen. Das ist alles deine Schuld.«
    »Ach, wirklich? Jetzt ist es auf einmal meine Schuld«, sagte Tommy. Sein Ärger war verflogen, und nun zeichnete sich etwas Neues auf seiner Miene ab. Er steckte eine Hand in die Manteltasche. Ich wusste, dass er die Pistole in eine der beiden Taschen gesteckt hatte, aber ich wusste nicht mehr, in welche. »Du weißt genau, dass sie nicht ganz Unrecht hat. Ich weiß, wo ich gestern Abend war, und ich kann es wegen ihr beweisen. Woher soll ich wissen, dass du den Safe nicht selbst ausgeräumt hast?«
    Richard schnaubte. »Warum sollte ich das tun? Ich habe ja niemanden, an den ich das Zeug verhökern könnte, falls du dich erinnerst.«
    »Das sagst du jetzt. Vielleicht hast du ja auch alles nach L.A. mitgenommen, als du am Freitag gefahren bist. Womöglich hast du alles verkauft und das Geld behalten. Dann hättest du hierher zurückkommen und alles so hingedreht haben können, dass es aussah wie ein Einbruch. Ich habe nur dein Wort dafür, dass du alles wieder dort hingelegt hast, wo es war. Ich habe den Schmuck nicht mehr gesehen, nachdem du zurückgekommen bist.«
    »Das ist doch Schwachsinn.«
    »Ich sag dir mal, was Schwachsinn ist: Der Safe wurde nicht aufgebohrt. Jemand wusste die verdammte Kombination. Es gibt nur zwei Leute, die sie kannten: du und ich. Ich weiß, dass ich es nicht war, also bleibst nur du übrig.«
    »Leck mich doch am Arsch«, zischte Richard. Er hob die Hand über die Rückenlehne, damit er nach mir greifen konnte. Ich beugte mich vor, schwang in hohem Bogen den Kugelschreiber und stach damit fest auf seinen Handrücken ein. Richard jaulte vor Wut. Er versuchte, mich zu packen, aber ich kroch schnell zurück auf die andere Seite des Pick-ups. Wutentbrannt klappte er den Sitz vor und wollte mich herauszerren. Ich nahm alle Kraft zusammen und trat zweimal nach seiner Hand. Ich erwischte ihn gut mit dem Hacken meines Joggingschuhs und quetschte drei seiner Finger ein.
    »Scheiße!« Er zog seine Hand weg und warf Tommy einen wütenden Blick zu. »Herrgott, Tommy. Hilf mir doch mal.«
    »Beantworte meine Frage.«
    »Sei doch kein Idiot. Ich habe nichts genommen. Und jetzt lass sie uns hier rausschaffen.«
    »Du und ich waren die Einzigen, die die Kombination wussten. Auf diesen Einbrecherstuss ist doch gepfiffen. Es gab keinen Einbrecher.«
    Richard knallte die Beifahrertür zu. »Pass auf, du Arsch. Ich sage dir die Wahrheit. Ich war es nicht. Kapiert? Das würde ich dir nicht antun, aber du würdest es mir antun, weil du es schon mal gemacht hast. Also woher soll ich wissen, dass du es nicht warst?«
    »Ich habe den Safe nicht aufgemacht. Das warst du, Richard. Du wolltest unbedingt allein nach L.A. fahren. Der Schmuck ist jetzt weg, du —«
    Richard hechtete nach vorn und packte Tommy am Jackett. Er zog ihn vor und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Tommy kam ins Stolpern, fand dann aber das Gleichgewicht wieder und ging auf ihn los. Ich sah Richards Faust herausschießen und auf Tommys Mund treffen. Tommy ging zu Boden und fiel rückwärts in die beiden Plastikmülltonnen, die auseinander flogen wie Bowlingpins. Ich bückte mich, fasste seitlich um den Sitz herum und suchte nach dem Hebel, der die Rückenlehne löste. Ich spürte, wie die Verriegelung nachgab, und öffnete die Tür auf der Fahrerseite. Gebückt kroch ich durch die Lücke und schlich in derselben Haltung vor zum Kotflügel. Ich konnte das beängstigende Geräusch von Fleisch auf Fleisch hören und ein Grunzen, als jemand einen schweren Schlag verpasst bekam. Ich hob den Kopf. Tommy kam schwerfällig auf die Beine und versuchte, meine Davis aus der Tasche seines Regenmantels zu

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