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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Seite vom Polizeirevier und etwa sechs Häuser weiter.«
    »Und der angegebene Preis stimmt? In der Anzeige steht zweihundertfünfzig Dollar im Monat.«
    »Es ist nur ein Raum. Es gibt einen Wandschrank und ein Badezimmer, aber groß ist es nicht.«
    Ich stellte mir eine Telefonzelle vor. »Wäre eine Besichtigung heute Abend möglich?«
    »Mein Bruder ist gerade drüben und verlegt den Teppich, und ich selbst wollte jetzt sowieso hinfahren. Wenn Sie es sich anschauen wollen, können wir uns in einer Viertelstunde dort treffen.«
    Auf meiner Uhr war es halb acht. »Prima. Das schaffe ich. Wie ist die genaue Adresse?«
    Er nannte sie mir. »Sie können über die Einfahrt auf den Parkplatz hinter dem Haus fahren. Dort sehen Sie ja, wo Licht brennt — es ist hinten im Erdgeschoss. Mein Bruder heißt Tommy. Der Nachname ist Hevener.«
    »Ich heiße Kinsey Millhone. Herzlichen Dank. Wir sehen uns in einer Viertelstunde.«

    Das Gebäude war früher zweifellos ein Einfamilienhaus gewesen — ein zweistöckiger weißer Holzbau mit Giebeln im Dach und einer Menge schnörkeliger Verzierungen. Um 19 Uhr 42 bog ich mit meinem VW in die Einfahrt ein, und meine Scheinwerfer durchschnitten die Finsternis. Ich bremste ab und spähte aus dem Fenster. Der weiße Anstrich wirkte frisch, und auf beiden Seiten befanden sich Blumenbeete. Wie hatte ich das hier übersehen können? Die Lage war ideal — einen Häuserblock entfernt von den Räumen, in denen ich jetzt war — , und der Preis hätte nicht günstiger sein können. Ich zählte zehn Parkplätze, die in dem engen, asphaltierten und auf beiden Seiten eingezäunten Hof markiert waren. Einen Platz belegte ein schwarzer Pick-up, doch alle anderen waren zu dieser Stunde leer. Gleich neben dem Hinterausgang zur Gasse stand ein großer Müllcontainer. Als ich aufblickte, sah ich die Fenster von Lonnies Büro und die Mauer, die den winzigen Parkplatz hinter seinem Haus begrenzte. Ich parkte und stieg aus, während ich versuchte, die plötzlich in mir aufwallende Hoffnung zu bezwingen. Womöglich stand das Haus ja zum Verkauf, oder es befand sich auf dem Grundstück einer ehemaligen Tankstelle, wo der Boden immer noch von Benzol und anderen Krebs erregenden Stoffen verseucht war.
    Eine breite Veranda aus Redwood zog sich die gesamte Rückseite des Hauses entlang. Zu ihr gehörte eine lange Holzrampe, um Rollstuhlfahrern leichten Zugang zu ermöglichen. Ein weit ausladender Marktschirm aus hellem Segeltuch stand aufgespannt über einem Glastisch, der von vier Stühlen umstanden war. In mehreren Terrakottatöpfen waren Kräuter gepflanzt. Fast hätte ich zu hyperventilieren begonnen. Im Erdgeschoss brannte helles Licht. Ich betrat einen kleinen Flur, wo zu meiner Rechten eine Tür offen stand. Der Geruch nach frischer Farbe war stark, wurde aber von der durchdringenden Ausdünstung des nagelneuen Teppichbodens überlagert. Ich schloss die Augen, während ich ein Stoßgebet sprach, in dem ich meine Schlechtigkeit bereute und versprach, meinen üblen Lebenswandel zu ändern. Ich schlug die Augen auf, trat durch die Tür und verschlang den Raum mit einem Blick.
    Das Zimmer war vier mal vier Meter groß und hatte an zwei Wänden neue Fenster mit Handkurbeln. Anstelle gewöhnlicher Vorhänge hatte man zweiteilige, weiß gestrichene Läden angebracht. An der Wand gegenüber standen zwei Türen offen, von denen die eine in ein kleines Badezimmer und die andere in einen wirklich geräumigen Wandschrank führte. Ein rothaariger Mann in Jeans, einem olivgrünen T-Shirt und schweren Arbeitsstiefeln saß auf dem Fußboden und trat gegen einen Teppichspanner, um den Teppich entlang der Fußleiste glatt zu bekommen. Der Telefonanschluss war bereits installiert worden, und der Apparat stand jetzt auf der Oberfläche eines leeren Pappkartons.
    Der Teppich selbst war Nutzware aus Nylon mit einem Muster aus beigen Tupfen auf anthrazitfarbenem Hintergrund. Ich sah das Teppichmesser mit der starken, gebogenen Klinge und den Holzhammer, mit dem die Rückseite des Teppichs auf das Klebeband geschlagen wurde. In einer Ecke des Zimmers lag ein Haufen Teppichreste. Neben einem Mülleimer, der bis zum Rand mit weiteren Teppichabfällen gefüllt war, stand eine Kühltasche. Die grelle Zweihundert-Watt-Birne an der Decke machte den Raum irgendwie stickig.
    »Hi, ich bin Kinsey«, sagte ich. »Ihr Bruder meinte, ich soll mich um Viertel vor acht hier mit ihm treffen. Sind Sie Tommy?«
    »Genau. Richard kommt immer zu

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