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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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spät. Kann ich Ihnen schriftlich garantieren. Ich bin der Brave, der immer kommt, wenn er erwartet wird. Einen Moment noch bitte. Ich bin fast fertig.« Er warf mir einen Blick zu und schenkte mir ein Lächeln, das aus nichts als grünen Augen und weißen Zähnen bestand. Tiefe Furchen bildeten eine Klammer um seinen Mund. Mit seinen roten Haaren und der frischen Gesichtsfarbe übte er eine geradezu elektrisierende Wirkung aus, wie eine völlig unerwartete Technicolor-Passage in einem Schwarzweißfilm. Ich wandte den Blick ab und merkte, wie mir ein leichter Schauder über den Rücken lief. Ich hoffte, ich hatte nicht versehentlich laut gewinselt.
    Ich sah ihm zu, wie er trat, hämmerte und schnitt und sich die Muskeln in seinem Rücken und seinen Schultern bei der Arbeit wölbten. Seine Arme waren von deutlich sichtbaren Venen gezeichnet und mit zartem rotem Flaum bewachsen. Eine Schweißspur lief ihm die Wange entlang. Er zuckte die Achseln und tupfte sich die eine Seite des Gesichts mit dem Ärmel ab. Dann warf er den Holzhammer beiseite, sprang auf die Beine und wischte sich mit den Handflächen hinten über die Hose. Er streckte eine Hand aus und sagte: »Wie war Ihr Name noch mal?«
    »Kinsey. Und mein Nachname ist Millhone mit zwei >l<.«
    Die Sonne hatte ihren Tribut von seinem hellen Teint gefordert und mehrere Falten in seine Stirn sowie weitere in die äußeren Winkel seiner Augen gezeichnet. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig, einsachtundsiebzig groß und etwa dreiundsiebzig Kilo schwer. Als ehemalige Polizistin betrachte ich Männer nach wie vor als Verdächtige, die ich womöglich später bei einer Gegenüberstellung identifizieren muss. »Darf ich mich umschauen?«
    Er zuckte die Achseln. »Nur zu. Viel gibt es nicht zu sehen«, erwiderte er. »In was für einer Branche sind Sie denn?«
    Ich betrat das Badezimmer, und meine Stimme hallte von den Fliesen wider. »Ich bin Privatdetektivin.«
    Es gab eine Toilette und ein Waschbecken mit eingebautem Arzneischränkchen darüber, dazu eine Duschkabine aus Fiberglas mit einer Glastür in einem Aluminiumrahmen. Der Fußboden war mit weißen Keramikfliesen ausgelegt, die sich bis zur Mitte der Wand hochzogen. Darüber folgte eine geblümte Vinyltapete in Beige, Weiß und Anthrazit. Die Wirkung war frisch und altmodisch zugleich. Außerdem wäre es leicht sauber zu halten.
    Ich ging zurück in den Hauptraum, trat an den Wandschrank und spähte in den einszwanzig auf einsachtzig großen Raum, der ganz mit Teppich ausgelegt war und sich in gähnender Leere sowie jungfräulichem Weiß präsentierte. Genug Platz für Aktenregale und Büromaterial. Es gab sogar einen Haken, an den ich meine Jacke hängen konnte. Ich wandte mich zum großen Zimmer zurück und ließ den Blick umherschweifen. Wenn ich meinen Schreibtisch zum Fenster hin ausrichtete, konnte ich auf die Veranda schauen. Die Fensterläden waren ideal. Wenn ein Klient vorbeikam, konnte ich den unteren Teil schließen, um ungestört zu sein, und den oberen Teil offen lassen, damit Licht hereinkam. Ich drehte an einer der Fensterkurbeln, und sie setzte sich mühelos und ohne zu knarren oder zu quietschen in Bewegung. Dann lehnte ich mich gegen das Fenstersims. »Keine Termiten, kein undichtes Dach?«
    »Nein, Ma’am. Das kann ich garantieren, weil ich die Arbeiten selbst durchgeführt habe. Hier hinten ist es richtig ruhig. Sie müssten es mal bei Tag sehen. Durch die Fenster kommt eine Menge Licht. Und wenn Ihnen jemand Ärger macht, haben Sie die Cops direkt gegenüber.« Sein Akzent klang entfernt nach dem Süden.
    »Zum Glück ist mein Beruf nicht so gefährlich.«
    Er schob die Hände in die Vordertaschen. Sein Gesicht war infolge zu starker Sonneneinstrahlung mit Flecken gesprenkelt wie mit einer zarten Schicht Sommersprossen. Mir fiel nicht ein, was ich als Nächstes sagen sollte, und so zog sich das Schweigen hin. Tommy nahm den Faden ohne tatkräftige Unterstützung durch meine Wenigkeit wieder auf. »Das Haus war ziemlich heruntergekommen, als wir es übernommen haben. Wir haben die Installationen und die Stromleitungen erneuert, das Dach neu gedeckt und die Seitenwände mit Aluminium verkleidet. Solche Sachen eben.« Seine Stimme war so leise, dass ich mich anstrengen musste, um ihn zu verstehen.
    »Es sieht gut aus. Wie lange haben Sie das Haus schon?«
    »Etwa ein Jahr. Wir sind neu hier. Wir haben vor ein paar Jahren unsere Eltern verloren — sie sind alle beide gestorben. Vor allem Richard

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