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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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in seinem Vierergrüppchen kaum zu erkennen waren. Seine Haare waren weiß und kurz geschnitten und sein Gesicht hager. Er trug ein weißes Golfhemd, helle Freizeithosen und einen ledernen Golfhandschuh an der rechten Hand und war gebräunt und durchtrainiert. Den Kopf des Schlägers, den er senkrecht vor sich hielt, konnte ich nicht sehen. »Wo ist das gemacht worden?«
    »Las Vegas. Auf derselben Reise. Das war im Herbst 1982. Ein Jahr später haben wir geheiratet.«
    Ich gab ihr das Foto zurück. »Ist er ein Spieler?«
    Sie hielt das Bild am Rahmen und musterte es ihrerseits. »Dow doch nicht. Er hat auf einem Symposium für geriatrische Medizin gesprochen. Und Vegas hat er wegen des Golfens geliebt. Er spielte nämlich das ganze Jahr hindurch und hatte Handicap fünf, also wirklich hervorragend.«
    Ich registrierte ihre plötzliche Verwendung der Vergangenheitsform, beschloss aber, sie nicht darauf aufmerksam zu machen. »Spielen Sie auch?«
    »Ein bisschen, aber leider miserabel. Ich spiele, um ihm Gesellschaft zu leisten, wenn er sonst niemanden hat. Es ist schön, wenn wir reisen, weil wir dann etwas zu tun haben.« Sie beugte sich vor und stellte das Bild auf den Tisch, wo sie es kurz noch einmal musterte, bevor sie sich mir wieder zuwandte. »Und was passiert jetzt?«
    »Ich spreche mit jedem, der mir wichtig erscheint, und versuche herauszufinden, was los ist.«
    »Da ist deine Mommy«, sagte ein Mann. Er stand in der Tür und hielt Griffith auf dem Arm, der schon bettfertig war und einen einteiligen Flanellschlafanzug mit rutschfesten Füßen und einer Windelklappe am Po trug. Sein Gesicht bildete ein perfektes Oval, seine Wangen waren dick und sein Mund eine kleine, rosafarbene Knospe. Sein helles Haar war noch nass, auf der einen Seite akkurat gescheitelt und aus dem Gesicht gekämmt. Dort, wo einige Strähnen bereits getrocknet waren, ringelten sich blonde Locken. Stumm streckte er die Ärmchen aus, und Crystal hob ihn hoch. Sie setzte ihn sich auf die Hüfte und sah ihn genau an, während sie mit hoher Stimme zu ihm sprach. »Griffie, das ist Kinsey. Kannst du >hallo< sagen?«
    Das Kind gab keinen Mucks von sich.
    Sie nahm eine seiner Hände und winkte damit in meine Richtung. Dazu sagte sie: »Hallo. Ich teh jetz schlafi. Ich muss jetz schön Betti gehn. Nachti-Nacht.«
    »Nacht-Nacht, Griffith«, sagte ich mit Fistelstimme, in dem Bemühen, mich dem Geist der Stunde anzupassen. Das war ja schlimmer, als mit einem Hund zu reden, denn dabei erwartete man wenigstens nicht, dass einem mit Fistelstimme geantwortet wurde. Ich fragte mich, ob wir den Rest des Abends wie Bugs Bunny und seine Freunde sprechen würden.
    Ich sah Rand an. »Hi. Sie sind Rand? Kinsey Millhone.«
    »Ach, Entschuldigung. Ich hätte Sie vorstellen sollen.«
    »Nett, Sie kennen zu lernen«, sagte Rand. Er war schätzungsweise Anfang vierzig, hatte dunkle Haare, war sehr mager und trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Ich konnte feuchte Flecken auf seiner Brust erkennen, die noch vom Baden des Kindes stammen mussten. Wie Crystal war auch er barfuß, offenbar unempfindlich gegen Kälte.
    »Ich gehe jetzt lieber, damit Sie den Kleinen ins Bett bringen können.«
    Rand nahm Griffith seiner Mutter ab und zog sich zurück, während er im Gehen mit dem Jungen sprach. Ich wartete, bis Crystal mir die Namen und Telefonnummern der Arbeitgeber ihres Mannes und seines besten Freundes Jacob Trigg aufgeschrieben hatte. Abschließend tauschten wir ein paar inhaltsarme Floskeln aus, und bevor ich ging, versicherte sie mir, dass ich sie jederzeit anrufen könne, falls nötig.
    Auf dem Weg hinaus begegnete mir Leilas Stiefvater Lloyd, der gerade angekommen war. Er fuhr ein altes, weißes Chevy-Cabrio mit rissigem, sonnengebleichtem Dach und Flecken von Spachtelmasse an den Stellen, wo die zahlreichen Beulen und Schrammen zum Nachlackieren vorbereitet worden waren. Sein Bürstenhaarschnitt war jungenhaft, und er trug eine Brille mit übergroßen Gläsern und einem Schildpattgestell. Er besaß den Körper eines Läufers oder Radfahrers, lange, magere Beine und keine Spur von Körperfett. Sogar bei diesem kalten Wind trug er nichts als ein schwarzes Muskelshirt, Shorts und klobige Laufschuhe ohne Socken. Ich schätzte ihn auf Ende dreißig, obwohl das schwer zu sagen war, da ich nur im Vorbeigehen einen schnellen Blick auf ihn hatte werfen können. Er nickte und rief mir einen kurzen Gruß zu, während er auf die Haustür zuging. Als ich meinen Wagen

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