Tödliche Gier
unbedingt. Das würde ich nicht sagen.«
»Aber Sie müssen schon eine Menge schlimme Typen getroffen haben, bei Ihrem Beruf.«
»Ich habe auch einige schlimme Frauen getroffen.«
»Das ist noch etwas, was ich mag. Schlimme Mädchen, schlimme Frauen, Aufsässige, Rebellen...« Er hob den Kopf und sah dabei auf die Uhr. »Da kommt er. Eine Viertelstunde zu spät. Darauf kann man praktisch wetten.«
Ich sah zum Fenster, als zwei Scheinwerfer über den Parkplatz schwenkten, und stand auf. Tommy trank sein Bier aus und stellte die Flasche beiseite. Eine Wagentür fiel ins Schloss, und kurz darauf betrat Richard Hevener den Raum, wobei er sich immer wieder nervös mit einem Klemmbrett seitlich gegen das Bein klopfte. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und darüber ein Sportsakko aus geschmeidig aussehendem schwarzem Leder. Er war größer als Tommy, wesentlich stämmiger und hatte dunkle Haare. Er war der missmutigere Bruder, und er schien sich sehr ernst zu nehmen. Das würde ein schönes Stück Arbeit werden.
»Richard Hevener«, sagte er und hielt mir die Hand hin. Wir schüttelten uns die Hände, und dann wandte er sich zu Tommy. »Sieht gut aus.«
»Danke. Ich muss nur noch aufräumen, dann hau ich hier ab. Brauchst du noch irgendwas?«
Ich hörte kurz weg, während sich die beiden berieten. Aus ihren Worten schloss ich, dass es noch ein zweites Haus gab, das sie gerade renovierten, und dass Tommy in der folgenden Woche dort anfangen sollte. Seine Art hatte sich in Gegenwart seines Bruders verändert, und er stellte seine Flirtversuche ein. Als sie ihre Diskussion beendet hatten, nahm Tommy den Papierkorb mit den Teppichabfällen und machte sich auf den Weg zum Müllcontainer im hinteren Teil des Grundstücks.
»Und, was halten Sie von den Räumen?«, fragte Richard, indem er sich mir zuwandte. »Möchten Sie einen Antrag ausfüllen?« Sein Akzent und seine Redeweise erinnerten bedeutend weniger an Texas als die Tommys. Dadurch wirkte er älter und geschäftsmäßiger.
»Klar, kann ich machen«, sagte ich und bemühte mich, nicht kriecherisch zu klingen.
Er reichte mir das Klemmbrett und einen Stift. »Wir bezahlen Wasser und Müllabfuhr. Strom und Telefon bezahlen Sie selbst. Die Heizung wird anteilig und je nach Saison berechnet. Es gibt nur einen anderen Mieter, und zwar einen Steuerberater.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass die Räume nicht schon vergeben sind.«
»Das Inserat ist gerade erst erschienen. Wir hatten schon eine Menge Anrufe. Gleich nach Ihrem noch drei. Heute Abend treffe ich mich noch mit einem anderen Interessenten.«
Ich merkte, wie meine Anspannung wuchs. Ich stützte mich aufs Fenstersims und begann, den Antrag auszufüllen. Anträge sind mühsam und verlangen Angaben, die im Grunde niemanden etwas angehen. Ich trug meine Sozialversicherungsnummer und die Nummer meines kalifornischen Führerscheins ein, umringelte »geschieden« in dem Abschnitt, in dem gefragt wurde, ob ich allein stehend, verheiratet oder geschieden war. Dann folgten Fragen nach früheren Adressen, wie lange ich dort Mieterin gewesen und warum ich ausgezogen war. Ich nannte persönliche Referenzen sowie die Bank, bei der ich mein Girokonto hatte. Ein paar Sachen erfand ich einfach. Dort, wo nach Kreditkartennummern und dem Stand dieser Konten gefragt wurde, machte ich Striche. Als ich fertig war, war Tommy schon gegangen. Ich hörte seinen Pick-up in der Einfahrt, und dann war er weg. Ich reichte Richard das Klemmbrett und sah ihm zu, wie er die Angaben überflog.
»Wenn Sie eine Anzahlung wollen, kann ich Ihnen heute Abend noch eine geben.«
»Nicht nötig. Ich erkundige mich bei Ihren Referenzen und nach Ihrer Bonität. Es kommen am Montag noch ein paar Leute.«
»Können Sie schon ungefähr sagen, wann Sie sich entscheiden werden?«
»Mitte der Woche. Geben Sie uns eine Möglichkeit, wie wir Sie erreichen können, falls ich noch eine Frage habe.«
Ich zeigte auf den Antrag. »Da stehen meine Privat- und meine Büronummer. Ich habe an beiden Anschlüssen einen Anrufbeantworter.«
»Ist das Ihre derzeitige Büroadresse?«
»Genau. Ich habe Räume bei einem Anwalt namens Lonnie Kingman gemietet. Er und mein privater Vermieter können Ihnen beide sagen, dass ich pünktlich zahle.«
»Klingt gut. Wenn ich noch Fragen habe, rufe ich Sie an. Sonst melde ich mich, wenn ich die anderen Anträge durchgegangen bin.«
»Schön. Das klingt wunderbar. Wenn Sie wollen, kann ich die ersten sechs Monate im
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