Tödliche Grenze im All
Trotzdem brachte es ihn auf eine Frage: würde seine Faust einfach einsinken, oder würde sie auf festes Fleisch und Knochen treffen? Er fühlte sich ernstlich versucht, es auszuprobieren; seine Hände, die schlaff herabhingen, kribbelten. Er fühlte, wie sich seine Lippen unruhig bewegten, wie sein Nacken rot anlief und wieder verblaßte. Dann ließ die Spannung nach.
Er fühlte sich plötzlich schrecklich alt. Alle Kraft verließ ihn, er wurde fast ohnmächtig. Es hatte keinen Sinn, zu schlagen, er wußte es. Das fremde Wesen, das ihn die ganze Zeit über betrachtet hatte, wußte, daß er es einsah.
* *
*
McOrdle empfand keinen Zorn, nur Resignation. Er ahnte, daß es stimmte, was der Mann im goldenen Gewand gesagt hatte. Der Mensch war nicht entwickelt genug, in den Weltraum einzudringen und Welten zu erforschen, die anders waren als die seinige. Der Mensch war nicht erwachsen genug. Wie wenig war das dem Menschen klar! McOrdle mußte innerlich lachen, wenn er an all die Staatsmänner und großen Forscher dachte, die sich so überlegen dünkten. Er dachte an sie, wie sie den Planern erscheinen mußten: eine Handvoll belangloser Geschöpfe auf ziemlich niedriger Entwicklungsstufe, aber gefährlich, wenn sie losgelassen werden. Das galt für alle, in der Vergangenheit und in der Gegenwart: Columbus, Newton, Faraday, Dschingis Khan, Marco Polo, Julius Cäsar und Barbarossa. Nur eine Horde gefährlicher Halbwüchsiger, die unter einer strengen Fuchtel gehalten werden müssen.
Das Bedauerliche war, daß die Planer ganz recht hatten, wenn sie alles überwachten. Wenn sie für das Wohlergehen des ganzen Universums sorgten, war es mehr als recht, wenn sie die Menschheit überwachten und verhinderten, daß das Böse seine Macht auf andere Welten ausdehnte.
Er wandte sich an Rumbold, um etwas zu sagen und bemerkte ein seltsames Glühen in dessen Blick.
„Laßt uns beten, dann werden wir gerettet!“ rief Rumbold aus.
„Was war das? Was sagten Sie?“ Verblüfft traten die anderen heran.
Rumbold fiel auf die Knie. „Lobt den Herrn, er wird uns retten. Lobt den Herrn, betet, betet alle – er wird euch vor dem Tod bewahren! Dann kehren wir zur Erde zurück und sagen, daß alle Raumschiffe und alle Maschinen zerstört werden müssen. Wir werden ihnen sagen, daß sie auf ihrem Weg umkehren müssen und zurückkehren zu den Tagen, da die Menschheit noch glaubte. Dann werden auch die anderen gerettet. Auf die Knie mit euch, auf die Knie!“
Die Männer sahen sich an, runzelten die Stirn und schienen sich anzuschicken, Rumbold zum Schweigen zu bringen.
Rumbold rang seine Hände. „Kommt, Brüder, vereinigt euch mit mir im Gebet!“ flehte er. Die anderen wichen seinen beschwörenden Blicken aus. Der Anblick eines Mannes, der überschnappt, war ihnen nicht neu, aber hier, in dieser seltsamen Welt, schien es so absurd, so völlig sinnlos.
McOrdle beugte sich zu Rumbold hinab und faßte ihn an den Schultern. „Ruhig, alter Junge, nur ruhig Blut. Es wird schon alles gut werden.“
„Ja, ja, ich weiß. Kniet nieder, kniet neben mir und betet mit, und wir werden gerettet werden.“ Tränen überströmten Rumbolds volles Gesicht.
„Was sollen wir bloß mit ihm machen?“ fragte Nolan das fremde Geschöpf.
„In ein paar Sekunden wird er wieder zu sich kommen!“
„Sind Sie dessen so sicher?“
„Vollkommen. Ich kann nichts dabei machen. Ich habe keinen Einfluß darauf, wie das Gehirn eines Menschen reagiert.“
„Es ist schrecklich. Sie sind wahrscheinlich stolz darauf, ihn so weit erniedrigt zu haben.“
„Stolz? Gewiß nicht.“
„Dann sind wahrscheinlich die Planer stolz. Sie müssen doch etwas davon haben, wenn sie so was tun.“
„Es tut den Planern leid, daß so etwas nötig ist. Aber sie wissen genau, daß es sich nicht vermeiden läßt.“
Nolan lachte bitter auf. „Was heißt, es tut ihnen leid? Unmenschliche Wesen können keine menschlichen Empfindungen haben.“
Das fremde Wesen schwieg einen Augenblick. Dann sagte es: „Es ist sehr schwierig, diese Frage zu beantworten. Die Planer können sehr wohl Kummer und andere Gefühle haben, doch ist ihr Erlebnis solcher Emotionen nur sehr schwach. Wenn ihre Empfindungen stark wären, könnten sie nicht als Planer arbeiten.“
Die Männer sahen Rumbold an. Er kniete immer noch mit gefalteten Händen auf dem Boden. Tränen waren über seine Wangen gelaufen und auf sein Hemd getropft. Er sah jeden der
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