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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Mörder ins Gefängnis kam.
    Als ich mich dem Shangri-la näherte, war in einem Fenster Licht zu sehen, doch die Tür war abgeschlossen. Ich schaute hinein. Um einen der Surfbrett-Tische hockte eine Gruppe auf Kissen und rauchte.
    Ich klopfte an. Der Mann mit dem Bart öffnete mir die Tür. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er mich sah. Er starrte mich wütend an.
    »Sie? Was zum Teufel wollen Sie?«
    Erschrocken trat ich einen Schritt zurück, seine Attacke kam völlig unvermittelt.
    »Ich muss mit Jillian Dunne sprechen«, antwortete ich, »aber ich weiß nicht, wo ich sie finden kann.«
    »Ich glaube aber kaum, dass Sie mit Ihnen sprechen möchte.«
    Die Surfer standen auf und versammelten sich hinter ihm.
    »Entschuldigung, aber was ... ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen.«
    Nico beugte sich zu mir, seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt.
    »Sie haben sie abgeholt. Sie ist weg, dank Ihnen.«
    »Wer ... Jillian ... Mary Kwara ...? Das darf doch nicht wahr sein!« Niemand entkam. Ich lehnte mich an die Wand und sah direkt aufs Meer. Auf der Insel blinkte der Leuchtturm und schoss Lichtpfeile in die Dunkelheit.
    »Jillian ist ganz verstört«, sagte er, »sie hat alles für diese Frau getan.«
    Ich sah ihn an.
    »Das heißt, sie lebt?«
    »Jillian? Ja ...«
    Ich griff nach seinem Handgelenk.
    »Bringen Sie mich zu ihr. Bitte!«
    Jillian Dunne wohnte in einem hübschen, weißverputzten Reihenhaus, an dessen Mauer eine Bougainvillea mit ihren lilafarbenen Blüten rankte. Sie saß aufgelöst und verheult auf dem Sofa und blickte nicht einmal hoch, als Nico meine Ankunft ankündigte.
    »Sie sagt, sie hätte nichts verraten«, knurrte er, drehte sich um und ging.
    Jillian Dunne blickte starr geradeaus.
    »Sie ist weg«, sagte sie. »Sie haben ihr Angst eingejagt.«
    Ich setzte mich an den äußersten Rand des Sofas. Zwang mich zur Ruhe, obwohl ich hätte schreien mögen. Sie hatten Mary Kwara gefunden, die letzte Zeugin. Sie hatte die Überfahrt nur überlebt, um zu sterben, und es war mein Fehler. Ich musste die Männer auf irgendeine Weise selbst zum Versteck geführt haben, ohne zu wissen, wo es lag. Ich dachte an Patrick, Jetjenko, Salif; am Ende hatten sie alle gefunden.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, flüsterte ich.
    Jillian Dunne ließ sich zurücksinken und blickte mit leeren Augen an die Decke.
    »Sie war weg, als ich zurückkam. Nico fuhr sie heute Vormittag zurück, und dann ging ich einkaufen ...« Ihr Gesicht verzog sich zu einem erneuten Schluchzen. »Ich war in verschiedenen Läden shoppen ... ich habe das hier für sie gekauft.« Sie öffnete ihre geballte Faust, darin lag ein Schmuck aus Silber. »Ich war zu lange weg«, sagte sie, »mehrere Stunden lang bin ich nur durch die Stadt gestreift und habe mit den Leuten geplauscht, ich kenne hier doch so viele ...«
    »Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    Sie starrte mich verständnislos an.
    »Sie haben sie natürlich mitgenommen. Die Polizei. Und jetzt sitzt sie wahrscheinlich draußen auf der Isla de las Palomas, oder sie haben sie ins Internierungslager gesteckt; jedenfalls wird sie ausgewiesen.«
    Wenn es nur das wäre, dachte ich, sagte aber nichts.
    Jillian Dunne brach weinend zusammen, und ich saß einige Minuten da und betrachtete ihren Rücken, der bebte, vor Trauer oder Schuldgefühlen, was auch immer das Schlimmere war. Ich versuchte so zu denken, wie sie dachten, Alain Thery und seine Männer. Eiskalt. Ging im Kopf durch, wer alles hatte sterben müssen. Es lag eine Logik dahinter. Sie töteten nicht planlos. Sie waren Geschäftsleute, keine Psychopathen. Sie rächten sich, verwischten Spuren, beseitigten Informationen. Sie konnten über Mary Kwara herfallen, aber sie hatten kaum einen Grund, Jillian Dunne zu bedrohen.
    Ich streichelte ihr leicht über die Schulter. Dann stand ich auf und ging.
    Eine Viertelstunde vom Hotel entfernt begann ein Mann mir zu folgen, er tauchte aus dem Nichts auf. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es ein Mann war, ich erkannte es an der Schwere seiner Schritte und etwas Unbestimmtem in der Luft. Vibrationen der Bedrohung und herannahenden Gefahr, die zu erkennen man lernt, wenn man in New York aufwächst.
    Ich beschleunigte meine Schritte, als ich an einem verwildertenGrundstück vorbeilief. Hörte meine eigenen Gummisohlen auf dem Asphalt, meinen Atem. In den umliegenden Häusern sah ich nur dunkle Fenster, heruntergelassene Gitter und Jalousien.
    Er war

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