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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Sie sprachen, Sarah Rachid: Sie verweist auf die Schweigepflicht und sagt keinen Pieps. Wir haben sogar mit dem Kommissar geredet, der die Ermittlungen über den Hotelbrand leitete. Es konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass der Brand durch einen Kurzschluss ausgelöst wurde.«
    »Die Polizei ist korrupt«, entgegnete ich leise.
    Ich hörte ja selbst, dass es nicht überzeugend war.
    »Und dieser Unternehmer, den Sie des Mordes bezichtigen«,fuhr Evans fort und raschelte mit irgendwelchen Papieren, »ist gerade als ›Erneuerer der europäischen Wirtschaft‹ prämiert worden, von einer Organisation in Brüssel, die ...« Er blätterte weiter. »Ich habe es hier irgendwo, aber egal. Wir dürfen froh sein, dass uns niemand für das verklagt hat, was wir bereits im Internet veröffentlicht haben.«
    Du Feigling, dachte ich. Hockst da und hast Angst vor der Geschäftsführung.
    »Sie haben doch nicht mal Namen genannt.«
    »Nein, zu unserem großen Glück. Dieser Lobbyist, wie hieß er noch ...«
    »Guy de Barreau.«
    »Er hat jedenfalls sofort mit dem Gesetzbuch gewedelt, als unser Stringer, Frau Kenney, fabulierte, dass er mit den Sklavenhändlern unter einer Decke stecke.«
    »Was sagt Alain Thery?«, fragte ich. »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Aber ja. Kenney hat ihn telefonisch auf irgendeiner Yacht in Puerto Banus erreicht. Er wollte keinen Kommentar abgeben. Er traf Patrick Cornwall, stufte ihn aber als unseriös ein und lehnte mehrere Interviewanfragen ab. Er behauptet, Cornwall habe ihn verfolgt, und so weit ich sehe, stimmt das sogar.«
    Ich stand langsam auf, wie im Halbschlaf, und öffnete die Balkontüren, um frische Luft zu schnappen. Der Wind rüttelte einige Meter weiter an dem Hotelschild, dessen Halterungen quietschten. Patricks Geschichte stürzte ein wie ein schlecht konstruiertes Bühnenbild. Eine Wahrheit fiel in sich zusammen, und sofort tauchte eine neue auf, die die alte Wahrheit mit einem Schlag in eine Lüge verwandelte.
    »Aber Helder Ferreira«, sagte ich, »der Kommissar, den ich in Lissabon traf – er weiß, dass Michail Jetjenko ermordet wurde.«
    »Konnte nicht bewiesen werden«, erwiderte Evans. »Jetjenko wurde beerdigt. Und diese Dokumente, die Sie geschickt haben, sprechen ja nicht für sich.«
    »Aber Vera Jetjenkova, seine Witwe ...«
    »Ist tot.«
    »Bitte?« Ich fuhr zusammen. »Was meinen Sie?«
    Und während Richard Evans erzählte, brach die Dunkelheit über mich herein, ich blickte hinaus und nahm mit einem Mal die Nischen in der Straße wahr, die Pforten, die zu leeren Grundstücken führten, die Schatten hinter den Müllcontainern ein Stück entfernt. Erkannte, dass mich jemand beobachten konnte. Dass ich vielleicht als Nächste an der Reihe war.
    Sie hatten einen Reporter von London nach Lissabon geschickt, der den Weg zum Haus in Alfama gefunden und geklingelt hatte, doch niemand hatte ihm geöffnet. Schließlich war eine Nachbarin gekommen und hatte angeboten, die Haustür aufzuschließen, sie leerte den Briefkasten für den anderen Mieter, der gerade auf Reisen war.
    Vera Jetjenkovas Tür war nicht verschlossen.
    Sie fanden sie im Wohnzimmer auf dem Boden. Gestorben an einer Überdosis Schlafmittel in Kombination mit großen Mengen Alkohol. Die Polizei ging von Selbstmord aus.
    Ich ging rückwärts ins Zimmer hinein und blieb hinter den Gardinen stehen, den Blick auf die Straße gerichtet, meine Beine zitterten.
    »Wir haben mit der spanischen Polizei gesprochen«, fuhr Richard Evans fort. »Sie gehen davon aus, dass die Angaben des Immigranten glaubwürdig sind. Genau wie er sagt, ging in jener Nacht ein Boot unter, und viele der Flüchtlinge starben.«
    »Das stand in den Zeitungen«, sagte ich, »jeder hätte das behaupten können.«
    »Im Unterschied zu allen anderen in dieser Geschichte tritt er mit Name und Foto auf. Hören Sie ...« Evans machte eine Pause und murmelte etwas zu irgendjemandem, der sich im Zimmer befand. Ich verstand nur »zwei Minuten« und begriff, dass dieses Gespräch bald beendet sein würde.
    »Wir haben diesen James überprüft«, fuhr er fort. »Der Typ hält sich illegal im Land auf, er wurde mit dem Bus zu einem Internierungslager gefahren und wird innerhalb der nächsten vierundzwanzigStunden ausgewiesen. Er hat mit seiner Aussage alles aufs Spiel gesetzt.«
    »Sie haben ihn gekauft«, entgegnete ich, »begreifen Sie das denn nicht, genau so arbeiten sie. Er hat mehr Geld bekommen, als er in Europa bis zu seinem Lebensende

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