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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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höchstens zehn Meter von mir entfernt. Eine schwarze Katze schlich vor mir über die Straße. In der Ferne sah ich das Hotelschild und überlegte, das letzte Stück zu sprinten. Doch es stellte ein Risiko dar zu rennen, es verriet meine Angst. Es wäre geradezu eine Aufforderung zum Angriff.
    Also stattdessen mit entschlossenen, schnellen Schritten gehen. Nur noch an den Müllcontainern vorbei, dann war ich an der Kreuzung, von der aus man freie Sicht auf die Hauptstraße hatte.
    In der nächsten Sekunde spürte ich, wie jemand von hinten meinen Arm packte. Ein weiterer Mann tauchte auf und versperrte mir den Weg, er musste sich hinter den Containern versteckt haben. Eine Mütze verdeckte seine Augen. Der Mann hinter mir war so nahe, dass ich seinen Atem an meinem Haar spüren konnte. Er war einen Kopf größer als ich. Ich schrie, doch er presste mir seine Hand vor den Mund, einen Handschuh aus hartem Leder, der nach Öl roch. Ich trat um mich und strampelte, um mich loszureißen, doch der Griff wurde immer fester. Als ich rückwärts geschleift wurde, schoss mir in einem Moment des Schwindels durch den Kopf, dass ich denselben Griff schon einmal an meinem Arm gespürt hatte, nicht ein- sondern sogar zweimal. Als ich aus dem Büro in Paris geworfen wurde und später, als sie mich aus dem Plaza Athénée beförderten. Das ist nicht möglich, dachte ich, sie können nicht hier sein. Es sind nur ein paar Verrückte aus dem Ort. Und ich biss die Zähne zusammen: Bewahre einen kühlen Kopf, schlag sie, so hart du kannst, tritt ihnen in den Schritt und lauf davon.
    Sie zerrten mich in das hohe Gras und Gestrüpp des verlassenen Grundstücks. Es lagen Planken und anderer Schrott herum. Der Mann, den ich noch immer nicht gesehen hatte, drückte mich gegen eine Wand und presste seinen Mund gegen mein Ohr.
    »Du gibst also nicht auf, du Hure.«
    Er sprach Französisch, und mit einem Mal wurde mir siedend heiß bewusst, dass ich die Letzte in der Reihe derjenigen war, die alles wussten. Und ihre Geschäfte stören konnte.
    »Übersetze, was ich sage, damit die Hure ja nichts verpasst.«
    Mein Arm wurde nach oben gebogen, mein Gesicht gegen Mörtel und Stein gedrückt.
    »Du sollst verdammt noch mal nicht mehr rumschnüffeln. Noch ein Wort, und du ...« Er drückte die Hand gegen meine Kehle, während er seine Drohungen zischte, doch ich hörte nicht mehr zu. Jetzt ist alles aus, dachte ich, so wird es enden. Dann wurde mein Hals nach hinten gebogen, und ich bekam einen brutalen Stoß in den Rücken und landete mit dem Gesicht im Dornengestrüpp. Etwas Hartes schnitt mir ins Knie. Das Kind, dachte ich. Oh Gott, er weiß, dass ich schwanger bin.
    »Sollen wir der amerikanischen Hure geben, worum sie uns anbettelt?«
    Zweige knackten, dann hörte ich den Atem des Mannes über mir.
    Er riss an meinem Arm und warf mich auf den Rücken, und erst da sah ich sein Gesicht. Ein breites Gesicht, mit einer Nase, die zu klein wirkte. Es war tatsächlich derselbe Mann, der Alain Therys Büro in Paris bewacht und an seinem Tisch im Plaza Athénée gesessen hatte. Eine Hand öffnete meinen Gürtel und er keuchte schwer, als er – oder vielleicht auch der andere – mir die Jeans herunterzog.
    Ich schrie, als er in mich eindrang, doch mein Schrei wurde von dem Handschuh erstickt, der sich in meinen Mund schob.
    Mama, dachte ich, während mein Kopf auf den Boden gehämmert wurde, und in meinem Inneren hörte ich mit einem Mal ihren Schrei, der zwischen den Steinwänden des französischen Hauses widerhallte, ich hatte gesehen, wie Monsieur sie auf das Bett warf, bevor er mich einschloss.
    Man überlebt, dachte ich und drehte den Kopf weg. Starrte auf Disteln und leere Flaschen. Ihr kriegt mich nicht, denn ich bin nicht hier.
    Die Hände des Mannes drückten sich um meinen Hals. »Du sollst mich ansehen, Hure«, brüllte er auf Französisch, und seine Hände ließen meine Kehle los, als er mir ins Gesicht schlug. Ich richtete meinen Blick auf ihn, sah ein Stück rotgeäderte Haut mit hervorquellenden Augen und einem Mund, aus dem Laute drangen, »du verdammte Fotze«, als er erneut in mich eindrang und dann schwer wie ein Sandsack über mir zusammenfiel, sodass die Luft aus mir herausgepresst wurde und ich dachte: Jetzt ist es aus.
    Hauptsache, sie brechen mir nicht die Arme.
    Doch der Mann stand auf und zog seine Hosen hoch, feixend. Er lachte zu seinem Komplizen herüber, der im Tor zur Straße stand. Ich rollte mich wie ein Embryo

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