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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Fingern durch das Haar, damit es sich noch mehr aufplusterte. »Oder was heißt heute Morgen, wir haben ja bis eins gefeiert.«
    »Du und dieser Phil, oder was?«, fragte Emma. Sie reckte sich, als sich drei spanische Jünglinge in die Nähe der Bar setzten. Sie trugen Goldketten und dicke, funkelnde Uhren.
    »Nein, du spinnst doch, das war Liam, weißt du, der, der den Typ kennt, der mit Robbie Williams zusammen Musik macht. Das habe ich doch gesagt.«
    »Der ist doch voll alt.« Emma zog eine angewiderte Grimasse.
    »Nein nein, Robbie ist doch erst paarunddreißig.«
    »Liam meine ich. Der ist mal mindestens vierzig.«
    »Ja, aber hast du sein Haus gesehen? Auf dem Weg nach Ronda?«
    »Das gehört ihm nicht einmal. Suz hat erzählt, dass er so eine Art Hausmeister ist, der sich darum kümmert, wenn die Besitzer weg sind.«
    Melanie schlug sich die Hand vor den Mund, sah weg, richtete ihre Haare und bückte sich nach ihrer Handtasche, um erneut den Lippenstift herauszuholen. Er war blutrot und glänzte, sie zeigte damit auf Pier O.
    » Epona heißt sie übrigens, falls Sie das interessiert.«
    »Alain Therys Yacht?«
    »Das bedeutet Pferdegöttin «, sagte Emma.
    Melanie und ich sahen sie verwundert an.
    »Woher weißt du das?«, fragte Melanie.
    Emma zuckte nur mit den Achseln und sah weg, ihr Blick wurde offenbar von einem schwarzen Porsche absorbiert, der gemächlich vorbeifuhr.
    Ich dankte den Mädchen, notierte mir ihre Nummern und sagte, der Fotograf werde im Laufe der Woche von sich hören lassen. Dann stand ich auf, bezahlte an der Bar, ging hinaus und schlenderte am Kai entlang zum Pier O.
    Verglichen mit dem tosenden Meer vor Tarifa wirkte das Mittelmeer friedlich wie ein Binnensee. Und Afrika war bei weitem nicht so nah, der Kontinent zeigte sich lediglich als dünner Pinselstrich mit einem dunkleren Blau am Horizont.
    Die fünfte Yacht am Kai war die Epona . Ich ging langsam vorbei, ohne stehenzubleiben, betrachtete sie wie alle Schiffe, an denen ich vorbeilief, ein wenig bewundernd. No entry, no pasar, ne pas monter à bord, stand auf einem Schild am Heck des Schiffs, neben einer schmalen Öffnung in der Reling, zu der eine kleine Leiter hinaufführte. Das Deck war aus exklusivem, hellem Holz vom Typ bedrohter Regenwald . Türen mit schwarzen Scheiben führten ins Innere des Schiffs.
    Ich blieb drei Yachten entfernt stehen, wo ein Mann in Jeans und marineblauer Windjacke gerade einige Koffer an Bord trug.
    »Hübsches Schiff«, sagte ich. »Was kostet denn so eins?«
    Er warf einen Blick auf mich. »Mehr, als Sie sich leisten können«, antwortete er und warf seine Zigarette ins Meer.
    »Ich weiß. Deshalb interessiere ich mich auch mehr für diese da. Wissen Sie, was das für eine Marke ist?«
    »Die Epona ?« Der Mann trat einen Schritt auf den Landungssteg und reckte den Hals. »Das ist eine Marquis.« Er musterte meinen Körper unverfroren von oben bis unten.
    »Gibt es hier in der Nähe jemanden, der die verkauft?«, fragte ich.
    Der Mann deutete hinter sich, über die anderen Piers hinweg, die wie Finger aus dem Kai ragten. »Versuchen Sie es mal im Marina Banus.«
    »Danke«, sagte ich und überquerte die Straße.
    Ich stellte mich neben einen kleinen, gläsernen Kiosk mit Aussicht auf die Epona . Auf dem Schiff rührte sich nichts. Als ich eine Flasche Mineralwasser kaufte, fiel mir auf, dass ich in der Sinatra Bar zu wenig Wechselgeld bekommen hatte, in dem dicken Bund Scheine fehlten dreißig Euro. Plötzlich richtete sich mein ganzer Zorn auf den Barkeeper mit dem Goldring im Ohr, doch gerade, als ich auf die Straße trat, bog ein graugrüner Jaguar auf den Kai und hielt vor der Epona .
    Schnell ging ich rückwärts ein paar Schritte in eine Kleiderboutique und versteckte mich hinter einem Gestell mit T-Shirts.
    Die Fahrertür wurde geöffnet und ein Mann in einem taubenblauen, maßgeschneiderten Anzug stieg aus. Er trug eine Sonnenbrille im Pilotenstil, sein Haar war mittelblond und kurz. Mich durchfuhr ein Stich, der vom Steißbein die Wirbelsäule hinauflief und in meinem Nacken aufflammte.
    Er war es.
    Alain Thery bewegte sich träge, im selben Tempo wie der übrige Hafen, niemand hier schien ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, wahrscheinlich hatten die meisten schon alles, was sie sich wünschten.
    Er drehte sich um und sah zu der Bar hinüber, wo ich geradenoch gesessen hatte, folgte mit dem Blick einem Sportwagen, der vorbeifuhr. Dann schlug er die Tür hinter sich zu und drückte eine

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