Toedliche Hoffnung
siebte Runde an der Bar vorbei.
»Der ist einfach so schick!« Die Platinblonde stöhnte vor Begeisterung.
»Das ist doch dieser Typ, der kleine Mädchen einsammelt, Dreizehnjährige. Er hat eine Dachwohnung am Hafen, sein Whirlpool ist größer als das Wohnzimmer.«
»Ja, aber das Auto. Das ist einfach so cool!«
»Du solltest erst mal seine Yacht sehen, es ist die größte im ganzen Hafen!«
»Bist du etwa schon mal dort gewesen?«
»Zweimal.« Die Hellblonde nickte und nuckelte an ihrem Drink.
»Was denn, ist sie tatsächlich größer als die Golden Star ? Die Yacht von Leeson? Oder die Athena ? Hör doch auf, du lügst! Du warst doch wohl nicht schon auf jedem Schiff in diesem Hafen?« »Nein, aber auf ziemlich vielen.« Die Hellblonde warf ihren Kopf in den Nacken, um anschließend wieder die Autos zu beobachten.
Ich faltete meine Skizze über den Hafen auseinander und beugte mich zu ihrem Tisch hinüber.
»Hi, entschuldigt bitte die Störung, ich frage mich nur: Seid ihr zufällig Models?«
Die Mädchen sahen sich an, lachten und richteten ihr Haar.
»Warum fragen Sie sich das?«
»Ich arbeite für eine amerikanische Zeitung«, antwortete ich und setzte einen übertriebenen New Yorker Akzent auf.
»Welche denn?« Die Mädchen lächelten mit ihren weißen Zähnen um die Wette. »Etwa für die Vogue ?«
Ich machte eine vage Kopfbewegung, die alles Mögliche bedeuten konnte.
»Ich soll über das glamouröse Partyleben an der Costa del Sol berichten, das Jetset-Leben. Kennt ihr euch da aus?« Ich rückte etwas näher.
»Wollen Sie uns interviewen?« Die Platinblonde öffnete ihre Handtasche und zog einen Lippenstift hervor.
»Also, wir sind ein bisschen müde. Wir waren gestern auf einer Party in den Bergen, wir sind gerade erst zurückgekommen.«
»Diese Partys sind total verrückt. Sie gehen bis elf Uhr morgens.«
Die Platinblonde beugte sich über ihre Freundin. »Wollen Sie auch Fotos machen?«
»Wie heißt ihr denn?« Ich notierte mir genau ihre Namen, damit sie sehen konnten, wie seriös ich war. Die Hellblonde hieß Emma, die Platinblonde Melanie.
»Ihr müsst auf diesen Partys doch eine Menge Promis treffen, oder?«, fragte ich.
»Was glauben Sie denn?« Melanie verdrehte die Augen. »Hier wimmelt es nur so von denen.«
»Sean Connery wohnt hier«, sagte Emma. »Obwohl, den haben wir noch nicht getroffen. Aber Antonio Banderas joggt immer auf der Golden Mile.«
»Gestern auf der Party habe ich einen getroffen, der einen kennt, der mit Robbie Williams zusammen Musik macht«, sagte Melanie. Sie hob ihre Stimme etwas. »Er sagt, dass Robbie bald herkommt.«
»Echt?«, fragte Emma. »Davon hast du gar nichts erzählt.«
»Wir sind doch auch gerade erst zurückgekommen«, erwiderte Melanie. Sie nahm einen kleinen Spiegel aus der Tasche und drehte ihren Lippenstift auf.
»Ich habe gehört, dass auch auf den Booten hier Partys stattfinden?« Ich deutete auf die Anleger.
»Gott, ja! Besonders jetzt im Herbst, wenn die Besitzer aus London und Paris kommen.«
»Liegen die Yachten denn nur hier im Hafen?«
»Ja, natürlich; es sei denn, sie fahren nach Niki Beach«, antwortete Emma.
»Ich habe dort mal Prinzessin Madeleine von Schweden gesehen«, sagte Melanie, »und Harry natürlich.«
»Welchen Harry?« Ich kritzelte zum Schein ein bisschen auf meinem Block herum.
Emma lachte und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Na den Prinzen natürlich!« Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu und schüttelten ihre Köpfe, sodass die blonden Locken flatterten.
Ich blätterte eine Seite in meinem Block um. Die biertrinkenden Rotnasigen hatten sich seit der Ankunft der Mädchen aufgerichtet, grinsten, prosteten ihnen zu und versuchten verzweifelt, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen.
»Es gibt einen steinreichen Franzosen, der eine Yacht hier hat«, sagte ich. »Ich frage mich, ob ihr ihn kennt. Er heißt Alain Thery.«
Melanie rümpfte die Nase. »Was? Der ist doch kein Promi!«
»In Frankreich schon. Wir haben viele Leser in Paris.«
Melanie legte den Kopf ein wenig schief, was ihren langen Halsdeutlicher zur Geltung brachte. Sie schnippte gegen ihre Ohrringe und brachte sie zum Baumeln.
»Aber der fährt nie nach Niki Beach«, antwortete sie. »Höchstens ein ganz kleines Stück hinaus.«
»Wisst ihr, welches Schiff seins ist?«, fragte ich.
Emma schlürfte den letzten Schluck ihres Drinks.
»Wollt ihr noch was trinken?«, fragte ich und lächelte. »Die Zeitung lädt
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