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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Fernbedienung. Im gleichen Moment nahm ich eine Bewegung auf dem Oberdeck des Schiffes wahr. Eine Minute später wurden die Türen geöffnet, und ein Mann kam heraus. Er trug weiße Freizeitkleidung und hob die Hand zum Gruß.
    Als Alain Thery an Bord ging, sah ich, dass es nun eine Gangway gab, die vorher nicht da gewesen war. Die beiden Männer wechselten einige Worte, dann verschwand Alain Thery durch eine der Türen.
    Der andere Mann, vermutlich der Skipper, blieb an Deck stehen, während die Gangway wie eine Zunge durch eine Öffnung am Schiffsheck zurückglitt.
    »Möchten Sie etwas kaufen?«, fragte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. Der Ladenbesitzer stand mit saurer Miene neben einem Gestell mit Sonnenbrillen. Ich ging hin und suchte mir eine Ray-Ban-Kopie aus. Als es ans Bezahlen ging, merkte ich, dass sie echt war.
    Ich ging am Kai entlang zurück und widerstand meiner Lust, in die Sinatra Bar zu gehen, um meine dreißig Euro einzufordern. Das würde nur Ärger geben und unnötig viel Aufmerksamkeit auf mich lenken.
    Ich blieb vor einer Armani-Boutique stehen und ging hinein.
    »Ich brauche ein Kleid und eine passende Jacke dazu, falls Sie so etwas haben.«
    Die kühle Dame im maßgeschneiderten Dress sah mich an wie etwas, dass die alten Fischer den Katzen zum Fraß vorwerfen.
    »Welche Farbe, und an welche Art von Kleid haben Sie gedacht?«
    »Kurz«, sagte ich. »Gerne rot.«
    Ich bekam drei Kleider in die Hand gedrückt und verschwand in der Umkleidekabine. Kleid Nummer zwei saß perfekt, ein schwarzes Minikleid, dass viel zu eng war, um sich darin zu bewegen. Ich versuchte, das Kleid hochzuziehen, über denHintern. Es klappte. Das gute Stück kostete achthundertzehn Euro.
    »Das nehme ich«, sagte ich und verließ die Umkleidekabine im Kleid. Ich erblickte einen Blazer, der an eine Schaufensterpuppe drapiert war, und probierte ihn im Laden. Er passte, also behielt ich ihn ebenfalls an. Die alte Jacke stopfte ich in meine Tasche, es konnte kalt werden am Abend. Dann wühlte ich mit einer Hand in der Tasche, um mein Geld hervorzukramen und sah ein, dass ich auch eine neue Tasche brauchte.
    Die Verkäuferin bat mich, ihr den Rücken zuzuwenden, damit sie die Preisschilder abschneiden konnte. Ich schnappte mir eine breite Haarspange, die neben der Kasse ausgestellt war. »Die hier nehme ich auch noch«, sagte ich.
    Auf dem Weg aus dem Geschäft stellte ich mich vor ein spiegelndes Schaufenster und steckte meine Haare hoch. Ich stutzte noch immer beim Anblick meiner selbst als Blondine. Die Sneakers sahen etwas sonderbar aus zu dem schwarzen Kleid, genau wie meine zerschlissene Schultertasche, aber dieses Problem musste noch warten. Die Armani-Tüte mit meinen alten Klamotten warf ich in den nächsten Mülleimer.
    Am Eingang von Marina Banus döste ein schläfriger Wächter und nickte vor sich hin. »Guten Tag«, sagte ich.
    Er verzog keine Miene. Ich klopfte an das Fenster neben ihm. Er drehte den Kopf und zog sich schnell die Kopfhörer aus den Ohren.
    »Ich möchte mir gern ein Schiff angucken«, sagte ich und ergänzte: »Für meinen Arbeitgeber.«
    »Okay.« Der Wächter richtete sich mühsam auf. Ich begann mich daran zu gewöhnen, dass mich hier alle von oben bis unten musterten wie ein Ausstellungsstück, also trat ich einen Schritt vor und hoffte, dass der Wächter meine zerschlissenen Turnschuhe von seinem Posten aus nicht sehen konnte. Ich hatte sie vor einem halben Jahr für fünfzehn Dollar in einem Outlet in der Nähe von Ground Zero gekauft.
    Der Wächter nahm den Telefonhörer in die Hand. Ich blickte auf den Pier, wo die Boote lagen, die zum Verkauf standen, riesig wie mittlere Flugzeugträger, strahlend weiß und stromlinienförmig. Ich überlegte, wie viele Millionen Dollar man dafür ausspucken musste.
    »Ein Verkäufer wird zu Ihnen kommen«, sagte der Wächter und stöpselte die Kopfhörer wieder ein. Ich sah auf die Uhr. Es war Viertel vor fünf am Nachmittag. Die Uhr hätte ich eigentlich auch austauschen müssen. Alles lässt sich austauschen, färben, ändern, dachte ich. Trotzdem bilden die Menschen sich ein, sie wüssten etwas über den, der vor ihnen steht.
    »Guten Tag«, sagte ich und lächelte den Verkäufer an, der mit einer Aktentasche unterm Arm auf mich zukam. »Entschuldigen Sie, dass ich einfach so ohne Anmeldung vorbeikomme, aber ich soll mir unbedingt für meinen Arbeitgeber eine Yacht ansehen.«
    Ich schob mir die Sonnenbrille in die Haare und redete

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