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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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gegen das Waschbecken, ließ kaltes Wasser über meine Handgelenke rinnen und trank einige große Schlucke. Im Handtuch blieben dunkle Ränder von meiner Schminke zurück, als ich mein Gesicht abrubbelte, um richtig wach zu werden. Mein Konterfei im Spiegel war gespenstisch bleich. Die Mascara war bis zu meinen Schläfen verschmiert, wie zwei schwarze Schwingen rechts und links von meinen Augen.
    Ich muss, dachte ich und kramte eine Packung mit Schmerztabletten aus meinem Kulturbeutel hervor. Ich muss es durchstehen.
    »Und davon abgesehen«, sagte ich laut zu meinem düsteren Spiegelbild, »wenn es auch nur ein Prozent von dem abbekommen hat, was ich gestern getrunken habe, dann braucht es auch dieselbe Menge von dem hier.«
    Ich schluckte die Tablette (von der im Falle einer Schwangerschaft und während der Stillzeit abgeraten wurde) und legte eine Hand auf meinen Bauch. Dort drinnen lebte tatsächlich jemand, der gierig alles in sich aufsaugte, was ich trank und aß. Zum ersten Mal hatte ich das intensive Gefühl, nicht mit mir selbst allein zu sein.
    Ich ging durch das Zimmer und öffnete die Fenster weit, scherte mich nicht um den Regen draußen. Dann schaltete ich den Laptop ein und breitete meine Aufzeichnungen aus. Es war noch nicht einmal acht, aber dort draußen lief mir die Zeit davon.
    Um mir besser vorstellen zu können, was in den Tagen vor seinem Verschwinden passiert war, hatte ich ein Zeitdiagramm gezeichnet.Eingekreist, was Patrick meines Wissens nach unternommen hatte. Die Personen aufgeschrieben, die er getroffen hatte. Langsam wuchs alles zu einem logischen Ganzen zusammen.
    Am Donnerstag war er aus dem Taillevent geworfen worden, nachdem er Alain Thery und seine wichtigen Freunde gestört hatte. Von Therys Namen hatte ich einen Pfeil zu den Notizen über die Sklavenarbeit gemalt. Zu der Beraterfirma, die nur eine Attrappe war. Ich war mir sicher, dass Thery die Spinne im Netz war, das Zentrum von Patricks Nachforschungen.
    Am Freitag hatte er die Männer im Hotel interviewt. Anschließend hatte er sich betrunken und abends mit mir telefoniert, voller Enthusiasmus über seine Arbeit.
    Dann brannte das Hotel. Jemand rief ihn nachts an. Wer? hatte ich geschrieben. Großes Fragezeichen, unterstrichen.
    Am Samstag hatte er Arnaud Rachid getroffen und mit der Polizei darüber gesprochen, dass es sich vermutlich um Brandstiftung handelte. Siebzehn Menschen waren umgekommen, drei von ihnen kannte er. Die Polizei stellte die Ermittlungen ein. Das musste Patrick wahnsinnig gemacht haben. Die Frage war, was er anschließend unternahm und wohin er reiste. Möglicherweise hatte er einen Menschenhändler namens Josef K. getroffen. Als ich Fragen zu Josef K. stellte, drohte man mir. Jemand wollte, dass ich die Stadt verließ. Wer?
    Fragen über Fragen.
    Ich blickte auf und direkt in die Augen einer Taube. Sie hatte sich auf der Eisenbalustrade vor dem Fenster niedergelassen. Grau wie der Himmel, wie dieser Tag, wie diese ganze, verfluchte Stadt.
    Ich ging zum Laptop, wo die Ziffer sieben in meinem Posteingang blinkte. Ich musste daran denken, dass ich manchmal kurz hintereinander zwei E-Mails von Patrick bekam. »By the way«, konnte im Betreff stehen und in der E-Mail drei kurze Worte: Ich liebe dich . Sonst nichts.
    Alain Thery hatte keine Mail geschrieben, Benji dafür gleich zwei. Hilfe, lautete der Betreff der ersten.
    Muss ich das wirklich? , schrieb er. Er hatte sich durch zwei der siebzehn Artikel über Alain Thery gequält und nur die Hälfte verstanden. Worte wie Synergie und Strategieentwicklung waren ihm nicht einmal auf Englisch ein Begriff. Der Typ ist erfolgreich, schrieb er, ein Unternehmer der neuen Generation, der sich mit Promis umgibt und einen Segelwettbewerb sponsert, der perfekte Schwiegersohn, so scheint es. Benji erkundigte sich, ob ich tatsächlich wissen wolle, was in den übrigen Artikeln stand, oder ob er sich stattdessen auch mal wieder der Bühnenbildnerei widmen könne. Wir hätten für Montag, vierzehn Uhr ein Meeting mit dem Cherry Lane Theatre vereinbart, und es mache den Eindruck, als erwarteten sie Skizzen, schrieb er.
    Ich antwortete ihm, dass er die Artikel über Alain Thery so lange liegen lassen könne. Und dass ich mich bezüglich des Cherry Lane wieder melden würde.
    Die restlichen Mails waren Spam und eine Einladung zu einer Premiere auf dem Broadway nächste Woche. Ich löschte alles und ging duschen, ließ das heiße Wasser über meinen Körper rinnen, während

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