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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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das Zimmer unmöbliert. Die Rollläden waren heruntergezogen.
    »Hast du ihm erklärt, warum ich hier bin?«
    Arnaud setzte sich ans Fußende des Bettes. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich habe ihm nur gesagt, dass du eine Kollegin von Patrick Cornwall bist, mehr nicht.«
    »Sag, dass ich alles über Patricks Arbeit wissen muss. Dass er verschwunden ist. Frag ihn, ob Patrick Kontakt zu Menschen aufgenommen hat, die Salif und seine Freunde bedroht haben.«
    Arnaud hob abwehrend die Hände, Salif starrte auf den Fernseher. Arnaud schnappte die Fernbedienung und stellte den Ton aus, dann übersetzte er im Großen und Ganzen das, was ich gesagthatte. Salif setzte sich kerzengerade auf und starrte mich an. Ich versuchte, ihn anzulächeln, doch sein Blick ließ mein Herz rasen. Er drückte nichts als Furcht aus.
    »Er sagt, dass Patrick Cornwall versprochen hat, ihm zu helfen. Er sagt, dass du ihn nach Amerika bringen musst.«
    Arnaud legte eine Hand auf Salifs Schulter, und der sagte etwas, dann sagte er es erneut, er wiederholte denselben Satz vier oder fünf Mal, und obwohl es mir schwer fiel, sein Französisch zu verstehen, hatte ich die Worte begriffen, noch bevor Arnaud sie übersetzte.
    »Er sagt, dass er sonst ein toter Mann ist.«
    Ich näherte mich ein paar Schritte und ging in die Hocke, sah ihm in die Augen. Er war jünger, als ich ihn mir vorgestellt hatte, knapp über zwanzig, allerhöchstens fünfundzwanzig.
    »Salif«, sagte ich. »Ich weiß, dass du furchtbare Dinge erlebt hast, aber ich brauche deine Hilfe wirklich.«
    Arnaud übersetzte.
    »Ich weiß, dass Patrick Cornwall dir geholfen hat, und jetzt bitte ich dich, mir zu helfen. Ich weiß nicht, wo er ist, und ich fürchte, dass ihm etwas passiert sein könnte.«
    Salifs Blick flackerte.
    »Ich weiß, dass er dich interviewt hat. Ich kann mir vorstellen, dass er aus diesem Grund verschwunden ist. Bitte denk nach, könnte er irgendwo anders hingereist sein?«
    Salif sah Arnaud an und begann hastig zu sprechen.
    »Die anderen rannten die Treppe hinunter«, übersetzte Arnaud. »Ich schrie ihnen nach, dass sie nicht nach unten rennen sollten, es brannte zu stark und die Treppe war viel zu schmal, so schmal.« Salif markierte mit den Händen den Abstand von einem Meter. »Aber sie rannten einfach los, ins Feuer, ich hörte es tosen, und die Schreie, ich konnte sie nicht aufhalten.« Salif starrte an die Decke.
    »Du hast überlebt«, sagte ich. »Es ist nicht dein Fehler, dass die anderen starben. Du hast Patrick Cornwall gesagt, dass es Brandstiftung war, oder? Woher wusstest du das?«
    »Ich schrie, dass sie nicht nach unten rennen sollten. Ich schrie, aber sie liefen einfach los. Sie rannten direkt ins Feuer.«
    Ich änderte meine Sitzhaltung und ließ mich auf dem Boden nieder. Ein rot gekleideter Spieler schoss lautlos eine Ecke, der Ball prallte über den Spielfeldrand. Ich wandte mich Arnaud zu.
    »Gibt es hier irgendwas für ihn zu essen?«, fragte ich.
    »Ja klar«, sagte Arnaud. Er holte ein Baguette und eine Cola aus seiner Tasche und reichte beides Salif. Er öffnete das Getränk. Ich wühlte in meiner eigenen Tasche und fand eine Tafel Schokolade, die ich aufs Bett legte.
    »Bitte ihn zu erzählen, was er Patrick erzählt hat.«
    Salif nahm einen großen Bissen von dem Brot. Das Baguette schien nicht ganz frisch, die Kruste krachte kein bisschen. Nachdem Salif die Hälfte des Brotes gegessen hatte, begann er zu reden. Arnaud übersetzte, immer schneller, nachdem Salif in Fahrt gekommen war.
    »Hast du von Salif Keïta gehört, dem großen Sänger mit der goldenen Stimme? Ich habe dem Amerikaner gesagt, er soll sich eine Platte von ihm kaufen. Keïta ist Albino und wurde deshalb von seinem Volk verstoßen, obwohl er ein Nachkomme von Sundiata Keïta ist, dem Gründer meines Landes. Jetzt ist er nach Bamako zurückgekehrt und hat dort ein schickes Plattenstudio gebaut, er ist ein reicher Mann. Ich heiße Salif, wie er. Ich möchte ein businessman werden, ich bin gut in Mathe, genau wie Checkna, er war ein echtes Rechengenie. Sambala war nicht gut in der Schule, er hatte nur Fußball im Kopf. Checkna war dagegen kein bisschen an Fußball interessiert.«
    Salifs Blick verdunkelte sich und wurde leer.
    »Das sind seine beiden Freunde, die bei dem Brand gestorben sind«, ergänzte Arnaud leise. »Sie kamen alle drei aus Mali, aus derselben Stadt.«
    »Nicht alle dürfen fahren, dafür reicht das Geld nicht, aus meiner Familie war diesmal

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