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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Angst. Und wenn jemand erfolgreich die Flucht antritt, fliegt die ganze Masche auf.«
    »Aber ihr seid geflohen«, sagte ich und wandte mich direkt an Salif. »Wie habt ihr das gemacht?«
    »Wir arbeiteten tagelang, halfen beim Verladen und dann auf dem Bau beim Abriss eines Hauses. Eines Abends gab es einen Streit im safe house. Ein Typ aus Senegal, der schon viel länger als wir dort war, schrie, dass er betrogen worden wäre. Er wollte sein Geld haben und von dort weg. Sie prügelten auf ihn ein, er blutete. Wir versorgten ihn, doch er wurde krank. Ich sagte, dass er zu einem Arzt muss. Eines Abends holten sie ihn. Sie sagten, für einen, der nicht arbeitete, wäre kein Platz. Ich fragte, ob sie ihn ins Krankenhaus bringen würden. Da sagten sie mir, ich sollte endlich meine Klappe halten und diesen Mann vergessen.«
    Ich stand auf, meine Knie schmerzten. »Ist es okay, wenn ich die hochziehe?«, fragte ich und griff nach der Rollladenschnur. Arnaud nickte.
    Als das Tageslicht in den Raum fiel, sah ich, wie mager der Afrikaner war, seine Ellbogen stachen wie scharfe Höcker oberhalb des Verbandes heraus. Er musste einmal durchtrainiert und gut in Form gewesen sein, als er sich auf den Weg machte. Ein Fußballjunge. Wie ein Mensch so aus sich selbst verschwinden kann. Ich blieb stehen, lehnte mich an das Fensterbrett.
    »Wir waren mehr als zehn, die mit dem Abriss des Hauses beschäftigtwaren«, erzählte Salif. »Und ein paar weiße Aufseher. Wir hatten einen Wachmann vom safe house dabei. Ich dachte: Er kann uns nicht am helllichten Tag erschießen, wenn andere zusehen. Ab und zu musste er auf die Toilette. Ich beobachtete ihn. Ich sagte zu Checkna und Sambala, dass wir einen passenden Tag finden müssten. Ich würde ein Signal geben, und dann würden wir allesamt wegrennen. Wir würden unsere Familien anrufen und uns anschließend verstecken, vielleicht zur Polizei gehen, jemanden aus unserem Land finden, der uns helfen konnte. Abends flüsterten wir, dass wir all diesen Menschen helfen würden, die hier eingesperrt waren, dass Allah uns nicht grundlos hergeschickt hatte, und später würden wir Geld verdienen und es unseren Familien schicken. Eines Tages, als der Wächter zu den Containern verschwand, wo sich die Toiletten befanden, stieß ich einen Pfiff aus, das war unser vereinbartes Signal. Wir rannten, so schnell wir konnten. Sambala war der schnellste von uns, dann kam ich, dicht gefolgt von Checkna. Wir rannten durch das Gatter im Bauzaun und auf die Straße hinaus. Wir hatten die Straße noch nie gesehen, da wir immer in einem Kastenwagen mit schwarz getönten Scheiben zur Baustelle gebracht worden waren. Sie schrien uns nach, doch wir drehten uns nicht einmal um, wir rannten nur, erst durch ein Industriegebiet, dann kamen Wohnhäuser, Hochhäuser. Sieben Straßen weiter trafen wir eine muslimische Frau. Ich fragte nach dem Weg zur nächstgelegenen Moschee. Sie starrte uns an, als wären wir verrückt. ›Wir müssen zur Moschee‹, schrie ich, und sie zeigte uns den Weg. Es war nicht weit. Der Imam ließ uns herein und bot uns Tee an. Wir baten ihn darum, Checknas Onkel anzurufen, der ein Café betreibt, wo es ein Telefon gibt. Wir wollten ihm sagen, dass unsere Eltern vorsichtig sein und sich schützen sollten. Der Imam ging in einen anderen Raum, um zu telefonieren. Er kam zurück und sagte uns, dass er mit ihnen gesprochen hätte und wir in zwei Stunden wieder anrufen sollten, dann könnten wir mit unseren Müttern sprechen.«
    Salif begrub sein Gesicht hinter dem bandagierten Arm undtrocknete sich mit einem Zipfel des Lakens die Augen. Dann räusperte er sich und fuhr fort:
    »Er sagte, dass er auch jemand anderen angerufen hatte, der uns helfen könnte.« Er richtete seinen Blick auf Arnaud. »Dann kam Arnaud und holte uns ab, abends, als es dunkel war. Er brachte uns zum Hotel.«
    »Es war ein Notfall«, erklärte Arnaud. »Wir hatten keine Zeit, nach etwas Besserem zu suchen.«
    »Und später kam Patrick Cornwall dorthin, um euch zu interviewen«, sagte ich. Wir waren nun schon über eine Stunde in der Wohnung, und ich hatte noch immer nichts Neues über Patrick erfahren. Ich war kurz davor, Arnaud Recht zu geben. Es war ein Irrtum, Salif zu treffen und mich in seine Geschichte hineinziehen zu lassen.
    »Der Amerikaner wollte uns helfen. Er wollte in der Zeitung über uns berichten. Dann hätte er diese Schurken hinter Gitter gebracht, Boss Maillaux und die anderen.«
    Salif schlug mit der

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