Toedliche Hoffnung
war ja nicht seine Schuld. Nicht er hatte das Feuer gelegt. Er sagte, er würde mit der Polizei sprechen, sie dürften nicht ungestraft davonkommen. Er weinte und sagte, er würde über uns schreiben, der ganzen Welt unsere Geschichte erzählen. Er half mir, von dort wegzukommen, und dann erreichte er Arnaud, der kam und uns abholte. Wir fuhren zu einem Arzt.«
»Einem, der für uns arbeitet«, ergänzte Arnaud.
»Was weißt du eigentlich über die Brandstifter?«, fragte ich.
»Patrick Cornwall sagte, dass sie es nur taten, um uns zu kriegen. Es war also unsere Schuld, wir haben das Feuer angezogen.«
»So hat er es bestimmt nicht gesagt«, sagte ich.
»Aber so denke ich.« Salif wandte den Blick ab, zur Wand.
»Hat Patrick Cornwall dir die Namen dieser Verbrecher genannt?«
Salif nickte. »Er zeigte uns Bilder, Fotografien. Er sagte, dass er sie hinter Gitter bringen würde, sie würden noch dafür büßen.«
Arnaud übersetzte: »Er kannte ihre Namen nicht.«
Ich hörte zwei Versionen derselben Antwort. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, dass ich Salif verstanden hatte. Arnaud versuchte, mich hinters Licht zu führen, aber warum?
»Wie heißen sie?«, fragte ich und nahm entfernt wahr, wie Arnaud meine Frage für Salif übersetzte: »Du brauchst nicht mehr zu erzählen.«
Da steckte ich die Hand in meine Tasche und zog den Umschlag mit den Bildern hervor. Ich hatte in einem Fotogeschäft in der Nähe vom Markt Ausdrucke machen lassen.
»Was ist das denn?«, fragte Arnaud und versuchte, die Bilder an sich zu reißen, doch ich hielt sie fest. Salif konnte nicht selbst umblättern, also erledigte ich es für ihn.
»Erkennst du diese Männer wieder?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
»Du siehst ja gar nicht richtig hin«, sagte ich.
»Ich habe sie schon gesehen«, sagte er. »Er zeigte sie mir am Tag, als es brannte. Ich sagte ihm, dass ich sie nicht wiedererkenne, bis auf einen von ihnen.«
»Einen von ihnen«, wiederholte ich dümmlich, während mir das Blut in den Adern stockte. »Wen den?«
»Er kam zwei Mal ins safe house. Er sprach nicht mit uns, nur mit Boss Maillaux. Es war ein verschwommenes Bild, mit einer schlechten Kamera gemacht. Ich weiß nicht, wie er heißt.«
Ich blätterte schnell weiter. »Da«, sagte Salif.
Der Mann stand auf einem Bild schräg hinter Alain Thery. Es war unmöglich festzustellen, wo es aufgenommen worden war. Im Hintergrund war eine Hauswand zu sehen, ein Teil eines Fensters. Hinter ihnen stand ein dritter Mann. Erst jetzt sah ich, dass er auch für mich kein Unbekannter war. Der kahlrasierte Schädel,die zu kleine Nase: Es war der Mann, der mich aus dem Büro in der Avenue Kléber hinausgeworfen hatte.
»Ich glaube, wir sollten jetzt gehen«, sagte Arnaud. »Du merkst doch, dass er nicht mehr weiß.«
Ich atmete so tief ein, dass ich mir einbildete, alle Luft, die noch im Raum existierte, würde in meine Lunge eingezogen, und es bliebe kein Sauerstoff übrig.
»Erwähnte er den Namen Alain Thery?«
Ich brauchte nicht auf Arnauds Übersetzung zu warten. Ich sah Salifs Reaktion auf den Namen, er nickte.
»Ja, ja. Patrick Cornwall sagte, er wäre der Chef. Aber ich erkannte ihn nicht wieder.«
»Josef K.«, fragte ich, »hat er den erwähnt?«
»Josef?« Salif schüttelte den Kopf und schaute unglücklich drein. »Kein Josef.«
Arnaud war vom Bett aufgestanden und ging in Richtung Ausgang.
»Wir sollten jetzt gehen«, sagte er.
»Warum?«, fragte ich. »Hast du Angst, dass Salif noch mehr von dem verrät, was du mich anscheinend nicht wissen lassen willst?«
»Die Sache ist kompliziert, er kennt nicht alle Zusammenhänge«, sagte Arnaud und spielte mit den Fingern an seinem Schal. Das tat er, wenn er nervös oder gestresst war, wie ich registriert hatte. Der Schal war offenbar seine persönliche Fortsetzung des frühkindlichen Schnuffeltuchs.
»Ich weiß, dass Patrick nicht locker lässt«, sagte ich. »Ich weiß, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um diese Menschen ins Gefängnis zu bringen. Frag Salif, was Patrick zu ihm sagte, bevor sie sich in dieser Nacht trennten.«
Arnaud blieb im Türrahmen stehen und übersetzte. Salif nickte bedächtig.
»Er wollte mit der Polizei sprechen«, sagte Salif. »Er wollte berichten, was ich gesehen hatte. Wenn die Polizei sie gefasst hat, kann ich wieder als freier Mann auf die Straße gehen, sagt Arnaud.«
Das Letzte übersetzte Arnaud nicht, aber ich verstand es aus dem
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